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0595 - Radio-Grauen

0595 - Radio-Grauen

Titel: 0595 - Radio-Grauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Schultern. »Kannst du dir vorstellen, daß es möglicherweise an dir liegt?«
    Suko zog die Augenbrauen zusammen. »Irgendwo juckt dir das Fell, wie?«
    Ich lachte. »Komm, laß uns mal hören, ob die Toten tatsächlich reden können.«
    »Das würde mich auch interessieren.«
    In einem Ort wie diesem lag alles dicht beisammen. Wir rechneten damit, den Friedhof an der Kirche zu finden, hatten uns aber getäuscht, denn er lag am Rand der Ortschaft, als hätten gewisse Leute Furcht davor gehabt, ihn in ihrer Nähe zu wissen.
    Eine Mauer konnten wir nicht erkennen. Dafür umgab ein dichter Buschgürtel den Friedhof, auf dem nicht nur die Gräber standen, sondern auch hohe Bäume mit mächtigen Kronen wuchsen, die einen Teil des Sonnenlichts abhielten und für ein grünliches Dämmern über den Grabstätten sorgten. Über einen staubigen Weg hatte Suko den BMW bis dicht an den grünen Wall gelenkt, wo wir ausstiegen. Um auf den Friedhof schauen zu können, mußte ich hüpfen wie ein kleines Mädchen, das mit seinem Springseil beschäftigt war.
    »Was siehst du, John?«
    »Wenigstens keinen Max Schreiber. Dafür Gräber, Kreuze, Büsche und Bäume.«
    »Laß uns trotzdem hingehen.«
    Wir umrundeten den grünen Wall und fanden ein Eisentor, das wir aufschieben konnten. Ein einigermaßen gepflegter Friedhof lag vor uns. Die Wege zwischen den mit grauen Steinen eingefriedeten Gräbern waren zwar nicht kiesbestreut, dafür aber sorgfältig geharkt und von Unkraut befreit worden.
    Unsere Blicke glitten über die Gräber, die Kreuze, die kantigen Steine, bis hin zu den starken Ästen der Laubbäume und verharrten auf einem kleinen Haus, das sich unter dem Geäst der Bäume duckte, als hätte es Furcht, erschlagen zu werden. Das Dach bestand aus Steinen, die man aufeinandergelegt hatte. Die Mauern zeigten eine staubgraue Farbe. Eine schmale Eingangstür wurde von zwei Skeletten bewacht, die jemand zu beiden Seiten der Tür aufgemalt hatte.
    Auf uns machten die Knochenmänner einen düsteren, leicht unheimlichen Eindruck, als wollten sie jeden Besucher davor warnen, daß auch für ihn die Stunde des Todes kommen würde.
    Der schmale Mittelweg führte geradewegs auf die Tür zu, die sich in ihrer Farbe vom Mauerwerk so gut wie nicht abhob. Nur die Klinke glänzte matt.
    »Ist das eine Kapelle?« fragte Suko.
    Ich schüttelte den Kopf. »Das sieht mir eher aus wie ein Leichenhaus!«
    »Belegt?«
    »Wir werden sehen.«
    Ich war vorgegangen. Dabei schaute ich mich um, doch dieser Reporter oder Moderator ließ sich einfach nicht blicken. Er blieb wie vom Erdboden verschluckt.
    Ich stoppte direkt vor der Tür. Wenn ich mich zur Seite beugte, egal, ob nach links oder rechts, schaute ich gegen die Scheiben zweier Fenster, deren Glas die gleiche schmutziggraue Farbe zeigte wie die Wand des Hauses.
    »Was siehst du?«
    »Spinnweben.« Ich pustete sie weg. »Aber die Leichenhalle scheint besetzt zu sein.« Bei meinem letzten Wort hatte ich schon die Klinke nach unten gedrückt und schob die Tür auf.
    Himmel, welch ein Geräusch! Das Knarren und Schaben ältesten Dracula-Schinken gepaßt. Was uns entgegenwehte, war eine widerlich riechende Luft. Sie paßte in diese kleine Leichenhalle und setzte sich zusammen aus vermoderten Blumen, zwei vergammelten Kränzen, die an den Wänden hingen, und altem, schon leicht angefaultem Holz, aus dem das kleine Podest gezimmert war, wo ein Mann saß und uns aus großen Augen hinter seinen Brillengläsern anstarrte.
    Das mußte Max Schreiber sein.
    Er hockte auf dem Podest wie ein Reiter auf dem Pferd. Seine Füße hatte er rechts und links vom Boden gestemmt. Auf den Knien lag ein flacher, dunkler Kassettenrecorder. Ich konnte noch erkennen, daß sich die Spulen drehten.
    »Was wollen Sie?« fragte er.
    »Was wollen Sie?« erwiderte ich.
    »Ich versuche, die Botschaften der Toten zu empfangen«, flüsterte er und nickte.
    »Dann sind wir genau richtig«, erwiderte ich trocken und betrat die kleine Leichenhalle mit eingezogenem Kopf…
    ***
    Suko, der hinter mir herging, schob die Tür wieder zu, was dem Mann überhaupt nicht gefiel, denn er blickte uns aus sehr mißtrauischen Augen an.
    »Ist was?« fragte ich.
    »Ja, Sie stören mich.«
    »Sorry, aber wir suchen Max Schreiber.«
    Er blinzelte. »Der bin ich.«
    »Schön.« Ich hatte noch immer den Kopf eingezogen und suchte vergeblich nach einer Sitzgelegenheit. Also blieb ich in der etwas krummen Haltung stehen.
    Suko stand mir gegenüber. So

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