0595 - Radio-Grauen
aber solltet sehr genau nachforschen, damit aus bestimmten Personen keine Zauberlehrlinge werden, denen die Kräfte und Mächte über den Kopf wachsen, weil sie es niemals schaffen werden, sie zu beherrschen. Der Druck ist da, wird zu einer großen Furcht anwachsen, die alle Menschen in der Nähe hier überfällt. Nur sind die Menschen nicht bereit, es zu akzeptieren. Der Druck ist da, leider merken sie es nicht. Noch stellen sie sich quer. Wir meinen, daß das Jenseits bereit ist, in diese Welt hier einzugreifen, aber wir müssen uns auch vorsehen, daß es nicht diejenigen Personen trifft, die sich nicht vorbereitet haben.«
Suko und ich nickten. Zum erstenmal stellte ich eine konkrete Frage. »Was können wir deiner Meinung nach unternehmen?«
»Ihr müßt dorthin gehen, wo sich die Quelle des Bösen befindet, zu diesem Sender. Ihr wißt, wo er seinen Sitz hat?«
»Ja, in Carstairs.«
Der Abt lächelte. »Es ist gut, geht hin und forscht dort nach. Wir werden für euch beten.«
Ich schaute Suko an. Waren wir entlassen? Mein Freund kannte sich in der asiatischen Mentalität besser aus als ich, so wartete ich darauf, daß er sich erhob.
Das tat er nicht. Er streckte dem Mönch seine Hand entgegen und zeigte ihm die offene Fläche. »Wäre es möglich, daß ihr uns zu Seite steht, sollten wir es nicht schaffen?«
Um die dünnen Lippen des Mönchs zuckte ein Lächeln. »Ich habe in eure Augen gesehen, ich weiß, wie stark ihr seid und wer ihr seid, und ich glaube fest daran, daß ihr es schafft. Ihr müßt nur euren Mut zusammennehmen, denn Spuren gibt es immer.«
»Wo?« fragte ich.
»Der Ort hat auch einen Friedhof. Wir haben gespürt, daß sich die Jenseitswelten auf diesem Gelände besonders stark etabliert haben. Aber ihr müßt es wissen, ich will euch da nicht hineinreden. Wenn ihr noch ein Mahl mit uns teilen wollt, so seid ihr herzlich willkommen.«
»Wäre es schlimm«, fragte Suko, »wenn wir daran nicht teilnähmen? Es soll kein Verschmähen deiner Gastfreundschaft sein, aber du kennst unsere Aufgabe.«
Der Abt lächelte wieder. »Ich kenne sie nicht nur gut, ich habe auch Verständnis für sie.«
»Dann dürfen wir uns bedanken.«
»Es war mir eine Ehre, euch helfen zu dürfen, die ihr nicht ungläubig seid.«
Wir warteten, bis sich der Abt erhob. Er schaffte es trotz seines Alters, sich mit geschmeidigen Bewegungen aus seinem Kreuzsitz zu erheben. Bei mir klappte das nicht so glatt, bei Suko schon, er besaß darin eine große Routine.
Durch Verbeugen verabschiedeten wir uns von dem Abt. Die beiden anderen Mönche geleiteten uns ins Freie, wo wir die würzige Sommerluft einatmeten.
Dunkle, krallig und schiefwachsende Nadelbäume umgaben das Kloster mit ihren starken Armen. Es stand auf einem Felsvorsprung und war bis zur Übernahme durch die Mönche nur mehr eine Ruine gewesen. Die weisen Männer hatten es renoviert und für ihre Zwecke hergerichtet. Motorisiert waren die frommen Männer nicht.
Um den Ort zu erreichen, mußten sie einen schmalen Pfad talwärts gehen, der schließlich in unmittelbarer Nähe von Carstairs auslief.
Es war eine sehr einsame Gegend. Die Motorways, die Städte wie Edinburgh oder Glasgow verbanden, liefen Meilen entfernt.
Hierher verirrten sich kaum Touristen, die trieben sich viel weiter nördlich herum, im Gebiet der Lochs, dieser geheimnisvollen, grünschimmernden Seen, die die schottische Landschaft kennzeichneten. Unter uns lag Carstairs. Eine Ansammlung von kleinen Häusern, wobei ein Haus aus dem Rahmen stach, das sich hinter den Bäumen eines kleinen Parks versteckte. Es war der Sitz der Radiostation Daily.
Am Rand des Weges waren wir stehengeblieben. Ein ziemlich kühler, jedoch nicht unangenehmer Wind umschmeichelte unsere Gesichter. Suko hatte die Stirn in dicke Falten gelegt. Er sah so aus, als würde er schwere Probleme wälzen.
Ich sprach ihn darauf an, wobei er nur die Schultern hob. »Ich weiß nicht, John, wie es weitergehen soll, eines ist allerdings sicher. Wir sollten uns davor hüten, die Worte des Abts auf die leichte Schulter zu nehmen. So etwas könnte ins Auge gehen.«
»Denkst du an den Friedhof?«
»Auch.«
»Und wie bringst du die Stimmen mit den dort begrabenen Toten in einen Zusammenhang?«
Suko schaute mich an, als hätte ich den Verstand eines Vierjährigen. »Das darf doch nicht wahr sein«, sagte er. »Sind die Toten wirklich tot? Oder schaffen sie es, sich zu melden? Auf telepathischem Wege, meine ich. Das ist doch
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