0598 - Die Para-Bank
Ankömmling war kein Haluter. Das hieß natürlich nicht, daß er ein Freund Kardmischs war, aber es hieß auch, daß er ein Gegner Kerlaks war, denn der verrückte Haluter besaß bestimmt keine Verbündeten.
Kardmisch ordnete seine Gedanken.
Der Haluter, der ihn gefangenhielt, war wieder einmal zu irgendwelchen verrückten Kämpfen aufgebrochen. Kardmisch rechnete längst nicht mehr damit, zu seiner Welt zurückkehren zu können. Er hatte mit seinem Leben abgeschlossen. Das, was er in letzter Zeit erlebt hatte, war zuviel für seinen unkomplizierten Verstand gewesen. Es war unmöglich für ihn gewesen, alles zu verarbeiten. Er konnte den Haluter nicht einmal hassen. Wie alle unterdrückten Wesen seiner Mentalität, nahm Kardmisch seinen Zustand als unabänderlich hin. Nur ab und zu, wenn er längere Zeit zum Nachdenken besaß, regten sich Rachegedanken in ihm.
Der Fremde stand noch immer in der Schleusenkammer und sah sich um. Er war wesentlich kleiner als ein Haluter, aber er ähnelte Kerlak in der Körperform, obwohl er nur zwei Arme besaß.
Am Verhalten dieses Wesens glaubte Kardmisch zu erkennen, daß es sich in der Schleuse nicht zurechtfand, denn es trat von einer Wand zur anderen und untersuchte die verschiedenen Mechanismen, über deren Bedeutung sich auch Kardmisch nicht im klaren war.
Warum war Kerlak nicht da, um gegen diesen Eindringling zu kämpfen?
Das war ein Rätsel.
Plötzlich glitt die äußere Schleusentür zu.
Kardmisch konnte es genau sehen. Gespannt wartete er, was nun geschehen würde. Er fürchtete den Ankömmling nicht, denn er hatte nichts mehr zu verlieren. Seine Lage konnte sich nicht mehr verschlechtern.
Der Fremde bewegte sich durch die geschlossene Schleusenkammer. Nachdem er die äußere Schleusentür geschlossen hatte, suchte er nach einer Möglichkeit, ins Innere des Schiffes zu gelangen. Kardmischs Interesse wuchs. Seine Vorstellungen, auf welche Weise er mit diesem Wesen in Verbindung treten könnte, waren nur vage. Als sich jedoch die innere Schleusentür öffnete, drehte Kardmisch sich um und blickte zum Eingang der Zentrale, wo er den Ankömmling in wenigen Augenblicken zu sehen erwartete.
*
Das Signal war nur undeutlich, aber über seine Bedeutung gab es keine Zweifel. Tondor Kerlak erstarrte mitten in seinen Bewegungen.
Sein Peilgerät hatte angesprochen!
Jemand war in sein Schiff eingedrungen!
Kerlak mußte sich dazu zwingen, nicht unüberlegt davonzurasen und zu seinem Schiff zurückzukehren. Dazu war es jetzt zu spät. Der Unbekannte - vielleicht waren es auch mehrere - würde inzwischen längst die Zentrale erreicht und seine Vorbereitungen getroffen haben.
Das Schiff war verloren!
Kerlak starrte auf die kleinen Figuren vor sich im Weltraum. So sehr er sich auch bemüht hatte, ihre Handlungen vorauszuahnen - er war gescheitert. Sie hatten ihn überlistet. Während er sich ihnen vorsichtig genähert und sie beobachtet hatte, waren sie nicht untätig gewesen. Einer oder ein paar von ihnen hatten Kerlak umflogen und waren in das Schiff eingedrungen.
Der Haluter merkte noch immer nicht, daß er die Situation extrem verkomplizierte. Er verlor allmählich den Blick für die tatsächlichen Gegebenheiten.
Was sollte er jetzt tun?
Eine Rückkehr war unmöglich, denn wer immer sich im Innern des Schiffes befand, konnte ihn mühelos zurückschlagen.
So entschloß er sich, seinen ursprünglichen Plan zu verwirklichen und die vor ihm im Weltraum treibenden Terraner anzugreifen. Jetzt besaß er zwei Gründe, sie zu vernichten: Die Beleidigung, die sie ihm zugefügt hatten und die Eroberung seines Schiffes.
Er flog weiter auf die Schiffbrüchigen zu und wunderte sich, daß sie nicht anders reagierten. Sie schienen jetzt völlig gelassen zu sein.
Als er sich ihnen bis auf Schußnähe genähert hatte, reagierten sie zum erstenmal so, wie er es erwartet hatte, so daß er sich überrascht fragte, ob sie ihn die ganze Zeit über nicht gesehen hatten. Wenn seine Vermutung zutraf, hatte er ein paar schwere Fehler begangen.
Trotzdem wollte er das zu Ende führen, was er sich in den Kopf gesetzt hatte.
7.
Atlan hörte ein klirrendes Geräusch, dann gab es eine dumpfe Explosion. Fast gleichzeitig wurde sein Körper schlaff, die unerträglich gewordene Verspannung der Muskulatur hörte auf.
Der Arkonide wartete, bis die Schmerzen soweit abgeklungen waren, daß er sich aufrichten konnte. Er sah den Haluter vor den Maschinen stehen. Tolot hatte die Anlage
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