0599 - Die Burg der Schlange
Frau mit den Schlangenaugen, und unvermittelt wurde ihm klar, daß sie vorhin die Wahrheit gesagt hatte.
Er hätte sich mit dem begnügen sollen, was er besaß.
Mit Jessica.
Mit der Liebe, die sie ihm gab.
Als er an seine Freundin dachte, flammte noch einmal ein letzter Funken Überlebenswille in ihm auf, und er versuchte panisch, sich aufzubäumen.
Doch seine Glieder schienen nicht mehr ihm selbst zu gehören.
Mit vor Verzweiflung verzerrtem Gesicht riß er den Mund auf, nur noch beseelt von dem Wunsch, seinen Fehler wieder gutzumachen.
Er schrie einen Namen mit aller Kraft, die noch in seinem gequälten Körper steckte.
»Jessicaaaaaciaaaa!«
Dann brach sein Blick.
Und Jackson Matthews starb…
***
Jessica Williams schreckte hoch. Sie setzte sich im Bett auf und rieb sich die Augen.
Ein Blick auf ihre Armbanduhr sagte ihr, daß es bereits nach Mitternacht war, und ihr wurde klar, daß sie eingeschlafen war, ohne es recht bemerkt zu haben.
Noch ein wenig schlaftrunken, schaute sich Jessica um.
Jackson war nirgends zu sehen.
Dann fiel ihr ein, daß er vorhin ins Badezimmer gegangen war, um sich für den Schlaftrunk mit Sylvia frisch zu machen.
War sie erwacht, weil er sie gerufen hatte?
Jessica schwang sich aus dem Bett, strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn und ging hinüber zur Badezimmertür.
Sie griff nach dem Knauf, versuchte, ihn zu drehen, aber die Tür war verriegelt.
Das Mädchen konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Offenbar war Jackson doch nicht so cool, wie er immer tat.
Schmunzelnd hob Jessica die Hand und klopfte gegen die Tür.
»Jackson?« rief sie. »Alles okay da drinnen?«
Keine Antwort.
Sie klopfte erneut.
Dieses Mal erfolgte eine Reaktion.
Jessica hörte, wie der Schlüssel klackend im Schloß gedreht wurde. Dann schwang die Tür lautlos nach innen auf…
Und Sylvia, nackt und ohne einen Faden am Leib, stand vor ihr!
»Jessica!« sagte die Schwarzhaarige fröhlich. »Du kommst genau zur rechten Zeit! Gerade richtig für ein entspannendes Whirlpoolbad!«
Jessica stand da wie erstarrt. Ihr Blick wanderte zwischen Sylvias Gesicht und ihrem nacktep. Körper hin und her.
Sie wußte nicht, was sie sagen sollte, murmelte nur: »Was…?«
»Nun«, sagte Sylvia ruhig. »Ich und dein Freund, wir hatten ein kleines Tête-à-tête.« Sie lächelte entwaffnend und fügte wie beiläufig hinzu: »Allerdings fürchte ich, daß Jack meinen Bedürfnissen nicht ganz genügt hat…«
Sie trat beiseite und gestattete dem jungen Mädchen einen Blick auf den Whirlpool.
Mit einem Schlag wurde Jessica so weiß wie die Wand. Alle Farbe wich aus ihrem Gesicht.
Mit vor Entsetzen aufgerissenen Augen starrte sie auf den Pool!
»Oh, mein Gott«, flüsterte Jessica fassungslos. »Lieber, guter Gott…«
»Gott hat mit dieser Sache nichts zu schaffen«, sagte die Schwarzhaarige ungerührt. »Nicht das Geringste.«
Jessica riß ihren Blick von dem blutigen Whirlpool los, sie sah Sylvia fassungslos an.
»Warum?« fragte sie benommen.
»Warum was?«
»Warum haben Sie ihn… getötet?«
Sylvia zuckte die Schultern.
»Nun«, sagte sie gleichgültig. »Er war zur falschen Zeit am falschen Ort. Und er war mit dem falschen Mädchen zusammen. Sind das nicht Gründe genug?«
Jessica schluckte. Ihr Herz raste.
Sie hatte das Gefühl, in einen Alptraum geraten zu sein, doch sie wußte ja, daß dies hier die Realität war. Die schreckliche Realität, aus der es kein Erwachen gab.
Jackson Matthews war tot!
Der Mann, den sie geliebt hatte…
Und Sylvia, seine Mörderin, kam langsam auf Jessica zu, mit geschmeidigen Bewegungen, wie eine Raubkatze, ging sie auf die junge Frau zu, die vor Grauen wie gelähmt war.
Sylvias Lächeln glitt in die Breite, verwandelte sich in ein dämonisches Grinsen und ließ zwei scharfe, nadelspitze Fangzähne erkennen, die jetzt über die Unterlippe ragten.
Gleichzeitig fingen ihre Augen an zu glühen, verfärbten sich goldgelb, als würde jemand Farbstoff in Wasser schütten.
Ihre Haut warf Blasen, schuppte sich.
Sylvia verwandelte sich.
Und Jessica schrie!
***
Jessica Williams kreischte ihr Entsetzen lauthals hinaus. Sie schrie, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben geschrien hatte.
Und sprang panisch zurück, als Sylvia nach ihr griff!
Ihre Gedanken rasten. Sie überlegte fieberhaft, was sie tun sollte.
Doch bevor sie einen Entschluß fassen konnte, flog die Doppeltür des Schlafzimmers mit einem Mal kra chend auf, und Sandra trat in den
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