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06 - Denn keiner ist ohne Schuld

06 - Denn keiner ist ohne Schuld

Titel: 06 - Denn keiner ist ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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fragte sie: »Was ist geschehen, Simon?«
    Er war so müde, daß er sich richtiggehend schwach fühlte.
    Sein invalides Bein hing ihm wie ein Zentnergewicht von der Hüfte herab. Er ließ Mantel und Schal auf den Boden gleiten, warf die Handschuhe dazu und ließ alles so liegen.
    »Simon?«
    Er berichtete ihr. Er begann mit Colin Shepherds Versuch, Polly Yarkin zu belasten. Er schloß mit den Schüssen im Back End Barn.
    »Es war eine Ratte«, sagte er. »Sie hatte auf eine Ratte geschossen.«
    Sie hockten aneinandergedrängt in einer Ecke, als Lynley sie fand: Juliet Spence, Maggie und eine orangefarbene Katze namens Punkin, die das Mädchen nicht im Auto hatte zurücklassen wollen. Als die Taschenlampe sie traf, fauchte die Katze und flüchtete in die Dunkelheit. Aber weder Juliet noch Maggie rührten sich von der Stelle. Das Mädchen saß in die Arme der Frau geschmiegt, das Gesicht versteckt. Die Frau hielt sie fest umschlossen, vielleicht um sie zu wärmen, vielleicht um sie zu behüten.
    »Im ersten Moment glaubten wir, sie seien tot«, sagte St. James, »ein Mord und ein Selbstmord, aber es war nirgends Blut zu sehen.«
    Dann sprach Juliet, als wären die anderen gar nicht da. »Es ist ja gut, Herzchen. Wenn ich sie nicht getroffen habe, habe ich sie wenigstens zu Tode erschreckt. Die tut dir nichts, Maggie. Beruhige dich, mein Kleines. Es ist ja gut.«
    »Sie waren völlig verdreckt«, sagte er. »Ihre Kleider waren steif vom Schnee. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie die Nacht überstanden hätten.«
    Deborah streckte ihm die Hand hin. »Bitte«, sagte sie.
    Er setzte sich aufs Bett. Sie strich ihm mit den Fingern sachte um die Augen und über die Stirn. Sie strich ihm das Haar zurück.
    Ihr Kampfgeist war völlig gebrochen, erzählte St. James, und jede Absicht zu fliehen oder zu schießen schien dahinzusein. Sie hatte die Pistole auf den Boden fallen lassen und hielt Maggies Kopf an ihre Schulter gedrückt. Sie begann, sie zu wiegen.
    »Sie hatte ihren Mantel ausgezogen und ihn der Kleinen umgelegt«, sagte St. James. »Ich glaube, sie war sich gar nicht bewußt, daß wir da waren.«
    Shepherd war zuerst bei ihr. Er riß sich seine dicke Jacke herunter. Er legte sie ihr um und schlang dann seine Arme um beide, weil Maggie ihre Mutter nicht losließ. Er sagte ihren Namen, aber sie reagierte nicht, sondern sagte nur: »Ich habe auf sie geschossen, Herzchen. Ich treffe immer, das weißt du doch. Wahrscheinlich ist sie tot. Du brauchst keine Angst zu haben.«
    Constable Garrity rannte zum Auto, um Decken zu holen. Sie hatte von zu Hause eine Thermosflasche mit Tee mitgebracht, und den schenkte sie ein und sagte dabei immer wieder, auf eine Art, die weit eher mütterlich als kühl professionell war: »Ach, die armen Dinger. Die armen Seelen.«
    Sie wollte Shepherd überreden, seine Jacke wieder anzuziehen, aber er weigerte sich, wickelte sich statt dessen in eine der Decken und beobachtete alles - die Augen wie ein Sterbender auf Juliets Gesicht gerichtet.
    Als sie aufgestanden waren, begann Maggie um ihre Katze zu weinen, rief immer wieder, »Punkin! Mami, wo ist Punkin? Er ist weggelaufen. Es schneit doch, da erfriert er ja. Er weiß bestimmt nicht, was er tun soll.«
    Sie fanden die Katze mit gesträubtem Fell und gespitzten Ohren hinter der Tür. St. James schnappte sie sich. Die Katze sprang ihm in heller Panik auf den Rücken. Aber sie beruhigte sich, als man sie dem kleinen Mädchen gab.
    »Punkin hat uns gewärmt, nicht wahr, Mom? Es war gut, daß wir Punkin mitgenommen haben, wie ich es wollte, nicht? Aber er wird froh sein, wenn er wieder nach Hause kommt.«
    Juliet legte ihren Arm um das Mädchen und drückte ihr Gesicht in ihr Haar. Sie sagte: »Paß nur gut auf Punkin auf, Herzchen.«
    Und da schien Maggie zu erkennen, worum es ging. »Nein«, sagte sie. »Mom, bitte, ich hab Angst. Ich will nicht zurück. Ich will nicht, daß sie mir weh tun. Mom! Bitte!«
    »Tommy beschloß, sie auf der Stelle zu trennen«, berichtet St. James.
    Constable Garrity nahm sich Maggies an - »Nimm deine Katze mit, Schätzchen«, sagte sie -, während Lynley die Mutter mitnahm. Er wollte bis Clitheroe durchfahren, und wenn er die ganze Nacht dazu brauchen sollte. Er wollte es hinter sich bringen. Er wollte es los sein.
    »Ich kann es ihm nicht verdenken«, sagte St. James. »Ich werde ihr Schreien, als sie merkte, daß er sie sofort trennen wollte, bestimmt nicht so bald vergessen.«
    »Mrs. Spence?«
    »Maggie.

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