06 - Der Schattenkrieg
genommen hat, kann ich nicht sagen. Ihre Werte sind bedenklich niedrig. Wir schicken ihr Blut durch den Dialyseapparat, um zu verhindern, daß sie noch mehr von dem Zeug aufnimmt, und geben ihr hundert Prozent Sauerstoff. Sie wird noch mindestens vierundzwanzig Stunden bewußtlos bleiben, vielleicht auch noch zwei oder drei Tage. Wie ihre Chancen stehen, kann ich Ihnen nicht sagen. Fest steht nur, daß sie keine bleibenden Schäden erleiden wird, falls sie durchkommt. Und jetzt verschwinden Sie. Ich habe zu tun«, fügte der Arzt hinzu.
Murray bedankte sich und wartete schweigend, bis ein anderer Agent eintraf, um im Wartezimmer Wache zu halten. Moira stellte ihre einzige Verbindung zu Cortez dar, was bedeutete, daß nicht nur das Medikament ihr Leben bedrohte. Kurz nach neun Uhr kam Murray in sein Büro und wurde von drei Agenten erwartet, die ihn über die neuesten Erkenntnisse informieren wollten. »Mr. ‹Diaz› bezahlte im Hideaway mit einer American-Express-Karte, die er auch bei zwei Fluggesellschaften für Tickets benutzte. Nachdem er sich von Mrs. Wolfe getrennt hatte, setzte er sich sofort in eine Maschine nach Atlanta und flog von dort aus nach Panama weiter. Dort verliert sich seine Spur. Den nächsten Flugschein muß er bar bezahlt haben, denn in den Unterlagen findet sich kein Hinweis, daß ein Mr. Diaz an diesem Abend abgeflogen ist. Die Frau am Schalter im Dulles Airport kann sich noch an ihn erinnern er schien es sehr eilig gehabt zu haben. Die Personenbeschreibung stimmt mit der hier vorliegenden überein. Wie er ins Land gekommen ist, wissen wir allerdings noch nicht. Wir überprüfen nun die Buchungscomputer und hoffen, später am Vormittag Resultate zu haben. Ich wette, daß er eine der großen Drehscheiben benutzt hat Dallas-Fort Worth, Kansas City oder Chicago. Wir haben aber noch etwas Interessanteres entdeckt. American Express hat gerade herausgefunden, daß man eine ganze Reihe Karten an Juan Diaz ausgegeben hat. Einige wurden erst kürzlich ausgestellt, aber Amexco weiß nicht, wo und wie.«
»Wirklich?« Murray goß sich Kaffee ein. »Warum fiel das nicht auf?«
»Weil die Auszüge fristgerecht und voll bezahlt wurden. Die Adressen unterschieden sich alle ein wenig, und weil Diaz kein ungewöhnlicher Name ist, schöpfte niemand Verdacht. Es hat den Anschein, als sei es jemandem gelungen, das Computersystem von American Express anzuzapfen - bis hoch zu den Programmen der Geschäftsleitung, und das mag eine weitere Spur sein, die wir verfolgen können. Den Namen hat er wohl beibehalten für den Fall, daß Moira seine Kreditkarte zu Gesicht bekam. Bei der Sache kam heraus, daß er im Lauf der letzten vier Monate fünfmal in Washington war. Jemand, der über das Geschick verfügt, komplexe Kreditlinien zu erzeugen, spielt erfolgreich mit Amexcos Computern herum. Wir sollten in der Lage sein, die Identität des Betreffenden festzustellen, aber ich bezweifle, daß uns das so schnell gelingt.«
Es klopfte, und ein weiterer junger Agent kam herein. »Das stammt aus Dallas-Fort Worth«, sagte er und überreichte ein Telefax. »Die Unterschriften stimmen überein. Er kam dort an, nahm einen Nachtflug nach New York La Guardia und landete nach Mitternacht Ortszeit am Freitag. Von dort aus nahm er vermutlich eine Maschine nach Washington, um sich mit Moira zu treffen. Das wird noch überprüft.«
»Großartig«, meinte Murray. »Der Kerl kennt jeden Trick. Woher kam er?«
»Wir sind noch immer am Suchen. Den Flugschein nach New York kaufte er am Schalter. Wir haben Kontakt mit den Einreisebehörden, um festzustellen, wann er durch die Zollkontrolle ging.« »Gut. Was noch?«
»Inzwischen liegen Fingerabdrücke von ihm vor. Wir haben auf dem Stück Briefpapier, das er Mrs. Wolfe gab, einen linken Zeigefinger gefunden und mit einem Abdruck auf der Kreditkartenquittung vom Flughafen Dulles verglichen. Einfach war das nicht, aber unsere Leute im Labor machen schwache Abdrücke mit Laser sichtbar. Ein Team ist im Hideaway, hat aber noch nichts gefunden. Das Reinigungspersonal dort ist offenbar leider sehr gründlich. Aber unsere Jungs sind noch an der Arbeit.«
»Jetzt fehlt uns bloß noch ein Bild von dem Kerl«, meinte Murray. »Was machte er nach Atlanta?« »Wie ich sagte, er flog nach Panama.«
»Welche Adresse steht auf dem Kreditkartenkonto?«
»Eine Anschrift in Caracas, vermutlich nur eine Tarnadresse.«
»Warum hat die Einwanderungsbehörde nichts ach so.« Murray zog eine Grimasse. »Sein Paß
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