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06 - Der Schattenkrieg

06 - Der Schattenkrieg

Titel: 06 - Der Schattenkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Meeresoberfläche und sogen noch mehr warme Luft in große Höhen, was dem bereits kräftigen System weitere Energie zuführte. Als eine Art kritische Masse aus Wärme, Regen und Wolken erreicht war, begann sich das Sturmtief auszubilden. Die Leute beim National Hurricane Center verstanden immer noch nicht, warum so etwas geschah und warum es angesichts der Umstände verhältnismäßig selten vorkam aber fest stand, daß es wieder einmal soweit war. Der Chefmeteorologe ließ die Satellitenbilder noch einmal rasch vor- und zurücklaufen und sah nun klar. Die Wolken hatten begonnen, sich entgegen dem Uhrzeigersinn um einen bestimmten Punkt zu drehen, und die Kreisbewegung verstärkte und verdichtete das System. Die Bedingungen für die Bildung solcher Stürme waren in diesem Jahr besonders günstig. Wie wunderschön sie auf den Satellitenbildern aussehen, dachte er, fast wie moderne Kunst, gefiederte Wirbel aus zarten Wolkenfetzen. Wenn sie nur nicht so viele Opfer fordern würden… Und das wird so ein Killerorkan, dachte der Meteorologe. Im Augenblick bezeichnete er ihn noch als Tropentief, aber wenn das System weiter wuchs und an Energie gewann, würde es zum Orkan werden und dann den Namen Adele bekommen.
    Das einzige, was in Spionagefilmen der Realität entspricht, dachte Clark, sind die Agententreffs in Bars. Bars sind in zivilisierten Ländern nützliche Orte. Dort konnte man sich mit anderen Männern treffen, einen heben und ein unverfängliches Gespräch beginnen, das meist von mieser Musik übertönt wurde. Larson kam eine Minute zu spät und stellte sich neben Clark. In dieser cantina gab es keine Barhocker, sondern nur ein Messingrohr an der Theke, auf das man einen Fuß setzen konnte. Larson bestellte ein kolumbianisches Bier, aufs Brauen verstanden sich die Einheimischen nämlich. Die Kolumbianer können überhaupt viel, dachte Clark. Kolumbien könnte ein blühendes Land sein, wenn es das Drogenproblem nicht gäbe, unter dem es litt. Und, es hatte ärger darunter zu leiden als die USA. Die Regierung von Kolumbien führte einen Krieg gegen die Narcos, den sie zu verlieren drohte anders als Amerika. Wirklich anders als Amerika? fragte sich der CIA-Offizier. Klar, wir sind ja so viel besser dran.
»Nun?« fragte er, als der Wirt ans andere Ende der Theke gegangen war.
Larson antwortete leise in Spanisch. »Kein Zweifel, die Zahl der Truppen, die die Bosse auf den Straßen haben, hat sich gewaltig reduziert.«
»Wo stecken sie?«
»Im Südwesten, hat mir jemand gesagt. Man spricht von einem Jagdausflug in die Berge.« »Du lieber Himmel«, murmelte Clark. »Wieso? Was ist los?«
»Tja, da sind rund vierzig Soldaten der leichten Infanterie im Einsatz…« Clark erklärte mehrere Minuten lang die Lage.
»Wir haben eine Invasion gestartet?« Larson starrte auf die Theke. »Welcher Irre hat sich das einfallen lassen?«
»Jemand, für den wir beide arbeiten.«
»Verdammt, wir dürfen diese Männer nicht im Stich lassen!«
»Gut, dann fliegen Sie nach Washington und sagen dem DDO Bescheid. Wenn Ritter noch bei Verstand ist, zieht er die Truppe ab, ehe jemandem etwas passiert.« Clark wandte sich ab. Er dachte einen Augenblick angestrengt nach und fand manche seiner Einfälle bestürzend. Er konnte sich einer Mission für Corps 1 entsinnen, bei der… »Sollen wir beide uns morgen mal in der Gegend umsehen?« »Sie wollen mich anscheinend unbedingt auffliegen lassen«, wandte Larson ein.
»Haben Sie ein Versteck für den Fall, daß etwas schiefgeht?« Larson schnaubte. »Versteht sich doch von selbst.«
»Und Ihre Freundin?«
»Auch für sie ist gesorgt, und ich bin hier ohnehin fertig.«
»Wir wollen versuchen, das noch einmal als geologische Expedition auszugeben, aber danach ist auf meine Ermächtigung hin Ihre Legende aufgeflogen, und Sie kehren nach Washington zurück, um sich einen neuen Auftrag geben zu lassen. Das gilt auch für Ihre Freundin. Das ist ein offizieller Befehl.« »Ich wußte nicht, daß Sie…« Clark lächelte. »Sie werden bald feststellen, daß Mr. Ritter und ich eine Übereinkunft getroffen haben. Ich arbeite im Feld, und er läßt mich ungestört handeln.« »Solche Befugnisse hat doch kein Mensch.« Zur Antwort bekam Larson hochgezogene Brauen und einen wölfischen Blick.
Cortez saß in dem einzigen annehmbaren Raum des Hauses, der für örtliche Verhältnisse geräumigen Küche. Er hatte einen Tisch für seine Funkgeräte und Karten, und auf einem Blatt hielt er die Verluste fest.

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