06 - Der Schattenkrieg
Greer wurde über einen seiner Navy-Kontakte auf mich aufmerksam. Das ist eine lange, zum Teil noch geheime Geschichte, aber unsere Wege haben sich bereits dreimal gekreuzt.«
»Wirklich?«
»Als die Franzosen im Tschad diese Kerle von der Action directe, die Sie auf Ihren Satellitenfotos entdeckt hatten, ausräucherten, war ich dort Verbindungsoffizier. Und als sie beim zweiten Mal diesen ULA-Verein angriffen, der es auf Sie abgesehen hatte, war ich mit im Hubschrauber. Außerdem war ich der Wahnsinnige, der Frau Gerasimowa und ihre Tochter aus der Sowjetunion herausholte. Und diese Operation, Sir, hatten Sie ganz allein angerührt. Ich bin halt derjenige, der die Wahnsinnsaufträge bekommt.«
»Das wußte ich nicht.«
»Das sollten Sie auch nicht wissen. Schade nur, daß uns diese Kerle von der ULA durch die Lappen gingen. Dafür wollte ich mich schon immer bei Ihnen entschuldigen. Dabei haben die Franzosen uns so tatkräftig unterstützt. Nachdem wir sie auf die Spur der Action directe gebracht hatten, wollten sie uns die Köpfe der ULA auf dem Silbertablett servieren, doch dann kam der Hubschrauber einer übenden libyschen Einheit in die Quere. Nun, das Lager war wahrscheinlich schon längst verlassen. Den Fehlschlag fanden alle sehr bedauerlich. Wir hätten Ihnen viel Ärger ersparen können, Dr. Ryan.«
»Sagen Sie ruhig Jack.« Ryan hielt Clark sein leeres Glas hin. »Gut, ich heiße John.« Clark füllte beide Gläser nach. »Das durfte ich Ihnen jetzt mit Genehmigung des Admirals sagen. Er meinte auch, Sie seien aus Zufall hinter die Operation im Süden gekommen. Ich war gerade dort. Was möchten Sie gerne wissen?«
»Dürfen Sie mir das denn sagen?«
»Ja, der Admiral hat es mir erlaubt. Außerdem sagte Ritter, die ganze Unternehmung sei legal, er hätte alle für diese Jagdexpedition erforderlichen Genehmigungen, und die können nur von einer Stelle kommen. Jemand ist zu dem Schluß gekommen, daß diese Drogengeschichte eine ‹klare und unmittelbare Gefahr› für die Sicherheit der Vereinigten Staaten darstellt. Bei uns hat nur ein Mann die Macht, diese Feststellung zu treffen, und wenn er das tut, ist er auch befugt, die entsprechenden Schritte einzuleiten. Ich habe zwar nicht studiert, aber ich lese viel. Wo soll ich anfangen?« »Ganz von vorne«, erwiderte Jack. Er lauschte eine gute Stunde lang. »Wollen Sie wieder zurück?« fragte Ryan, als Clark geendet hatte. »Die Gelegenheit, Cortez zu schnappen, muß genutzt werden. Außerdem möchte ich bei der Bergung unserer Jungs mithelfen. Ich bin von der Vorstellung zwar nicht begeistert, aber so etwas gehört bei mir halt zum Beruf. Ihre Frau muß als Ärztin bestimmt auch Dinge tun, die ihr widerstreben.«
»Eines wollte ich Sie noch fragen. Was empfanden Sie, als Sie die Bomben ins Ziel steuerten?« »Was empfanden Sie, als Sie damals Leute erschossen?«
Jack nickte. »Verzeihung… das war wohl unvermeidlich.«
»Ich ging zur Navy und wurde SEAL, war oft in Südostasien im Einsatz. Ich bekam den Befehl, Leute zu töten, und da ging ich eben hin und tat es. Auch das war kein offiziell erklärter Krieg. Seit ich bei der CIA bin, habe ich nicht viele solcher Aufträge erledigt. Manchmal wünschte ich mir, ich könnte richtig hinlangen, denn damit hätte ich auf lange Sicht Menschenleben gerettet. Einmal hatte ich Abu Nidais Kopf im Visier, bekam aber keine Genehmigung, das Schwein umzupusten. Ähnlich ging es mit zwei anderen Terroristen. Sauber wäre das gewesen, dementierbar, aber die Spitzenhöschenfraktion in Langley konnte sich nicht entscheiden. Man wies mich einmal an festzustellen, ob es möglich sei, bestimmte Personen auszuschalten, und das ist schon so gefährlich wie Herangehen und Abdrücken, aber ich bekam nie grünes Licht für den Abschluß der Operation. Von meiner Warte aus gesehen, ist die derzeitige Operation gut. Diese Narcos sind Feinde unseres Landes, sie töten unsere Bürger und haben sogar zwei Leute von der CIA auf grausame Weise umgebracht. Aber wir unternahmen bisher nichts. War das richtig? Aber ich befolge nur meine Befehle.«
»Hätten Sie Lust, mal mit dem FBI zu reden?«
»Soll das ein Witz sein? Nein, dazu hab ich keine Lust. Mein Hauptinteresse gilt nun unseren Jungs in den Bergen, und wenn Sie mich aufhalten, Jack, kann das einige das Leben kosten. Ritter rief heute abend an und fragte, ob ich bereit sei, wieder zurück nach Kolumbien zu gehen. Morgen früh um acht Uhr vierzig fliege ich los.«
»Wissen Sie, wie Sie
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