06 - Der Schattenkrieg
erklärte er, weitere Sendungen konnten die Männer, mit denen man kommunizierte, nur noch mehr gefährden. Nachdem sein Befehl bestätigt worden war, entfernte er sich. Um elf Uhr am Vormittag bestieg er seine Maschine. Zum Abendessen wollte er wieder in Washington sein.
Mark Bright traf kurz nach der Mittagszeit dort ein, schickte seine Filme ins Labor und erstattete Dan Murray Bericht.
»Mit wem er sich da getroffen hat, weiß ich nicht, aber vielleicht erkennen Sie den Mann. Was hat die American-Express-Kartennummer ergeben?«
»Ein CIA-Konto, das ihm seit zwei Jahren zur Verfügung steht, das er aber bisher noch nie benutzt hat. Die Gesellschaft faxte uns eine Unterschriftsprobe. Der Vergleich ist positiv, sagt das Labor«, meinte Murray. »Sie sehen ganz schön fertig aus.«
»Ich habe in den letzten anderthalb Tagen höchstens drei Stunden geschlafen. Von Washington habe ich die Nase voll. Ich dachte, ich könnte mich in Mobile entspannen.«
Murray grinste. »Willkommen im alten Zirkus.«
»Leider mußte ich Hilfe von außen in Anspruch nehmen«, erklärte Bright dann.
»Wen zum Beispiel?« Murray lächelte nun nicht mehr. »Leute von der Air Force, der Aufklärung und der Militärpolizei. Ich habe allen eingeschärft, daß die Sache streng geheim ist, und bezweifle, daß sie durchblicken. Ich habe ja selbst noch keinen richtigen Überblick. Selbstverständlich übernehme ich die Verantwortung, aber ohne die Hilfe dieser Leute hätte ich die Aufnahmen nicht machen können.«
»Sieht so aus, als hätten Sie richtig gehandelt«, meinte Murray. »Sie hatten wohl keine andere Wahl. So was kommt eben manchmal vor.«
Bright bedankte sich für das offizielle Pardon. Nun mußten sie fünf Minuten lang auf die Abzüge warten. Ihr Auftrag hatte zwar Vorrang, aber das Entwickeln brauchte seine Zeit. Der Techniker ein Abteilungsleiter brachte die noch feuchten Bilder.
»Wie ich höre, sind die brandeilig.«
»Allerdings, Marvin… um Himmels willen!« rief Murray aus. »Marvin, das ist streng geheim!« »Weiß ich schon, Dan. Meine Lippen sind versiegelt. Wir können die Aufnahmen durch den Bildverstärker schicken, aber das wird eine Stunde dauern. Soll ich gleich anfangen?« »Ja, auf der Stelle.« Murray nickte, und der Techniker ging. »Himmel noch mal«, meinte Murray dann und betrachtete sich die Bilder noch einmal. »Phantastische Aufnahmen, Mark.« »Und wer ist das?«
»Felix Cortez.«
»Ist mir kein Begriff.«
»Ex-Oberst des DGI. Entkam uns, knapp, als wir Ojeda schnappten.«
»War das der Macheteros-Fall?«
»Nicht ganz.« Murray schüttelte den Kopf, dachte eine Minute lang nach und rief dann Bill Shaw an. Der amtierende Direktor war kurz darauf zur Stelle. Agent Bright blickte immer noch nicht durch, als Murray seinem Chef die Fotos vorlegte. »Bill, das werden Sie nicht glauben.«
»Und wer ist dieser Felix Cortez?« fragte Bright. Shaw beantwortete die Frage. »Nach seiner Flucht aus Puerto Rico begann er, für das Kartell zu arbeiten. Er war in das Attentat auf Emil verwickelt. Und da sitzt er neben dem Sicherheitsberater des Präsidenten. Was die beiden wohl zu reden hatten?« »Auf einem anderen Film ist ein Bild, das die beiden beim Händedruck zeigt«, erklärte Bright. Shaw und Murray starrten ihn nur an. Dann tauschten sie einen Blick. Der oberste Sicherheitsberater des Präsidenten hatte einem Mann, der fürs Kartell arbeitete, die Hand gegeben?
»Dan«, sagte Shaw, »was geht hier vor? Ist denn die ganze Welt verrückt geworden?« »So sieht es aus.«
»Rufen Sie Ihren Freund Jack Ryan an. Sagen Sie ihm… Richten Sie ihm über seine Sekretärin aus, es gäbe einen Terrorismusfall… nein, das dürfen wir nicht riskieren. Holen Sie ihn auf dem Heimweg ab.«
»Er hat selbst einen Fahrer.«
»Verdammt!«
»Warten Sie, mir ist etwas eingefallen.« Murray griff nach seinem Telefon und wählte eine Nummer in Baltimore. »Cathy? Hier Dan Murray. Danke, uns geht’s gut. Wann wird Jack normalerweise von seinem Fahrer daheim abgeliefert? Ach, er ist noch nicht da? Gut, dann möchte ich Sie um etwas bitten. Sagen Sie Jack, er soll auf dem Heimweg bei Danny vorbeifahren und… die Bücher abholen. Das wäre alles. Und das ist kein Scherz, Cathy. Danke.« Er legte auf. »Nun, klingt das nicht verschwörerisch?«
»Ryan… ist der nicht bei der CIA?«
»Jawohl«, antwortete Shaw. »Er ist außerdem der Mann, der uns auf diesen Fall aufmerksam gemacht hat. Und leider dürfen wir Sie nicht darüber informieren,
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