06 - Der Schattenkrieg
Cutter war nur über den kleinen weißen Mercedes informiert. Er stieg ein und wurde nach Norden gefahren. Die drei anderen hielten Sichtkontakt.
Es wurde dunkel. Bright nahm den zweiten Film, den er gerade erst begonnen hatte, aus der Kamera und legte einen hochempfindlichen Schwarzweißfilm ein, machte ein paar Aufnahmen von dem Mercedes, um das Kennzeichen festzuhalten. Am Steuer saß inzwischen ein Sergeant von der Kriminalabteilung der Militärpolizei, der sich in der Gegend gut auskannte und auch das Haus, in dessen Einfahrt der Mercedes verschwand, identifizieren konnte.
Der Sergeant kannte eine Stelle, von der aus man das Haus übersehen konnte, aber sie erreichten sie zu spät. Außerdem konnten sie den Wagen nicht an der Landstraße stehenlassen. Bright und der FBIMann sprangen hinaus und fanden ein feuchtes, stinkendes Versteck. Der Sergeant gab ihnen ein Funkgerät für den Fall, daß sie ihn verständigen mußten, und wünschte ihnen viel Glück. Der Hausbesitzer war in Staatsgeschäften außer Landes, aber freundlich genug gewesen, ihnen das Anwesen zu überlassen. Dazu gehörte diskretes Hauspersonal, das einen leichten Imbiß und Getränke servierte und sich dann zurückzog. Die Tonbandgeräte, da waren sich die beiden Männer sicher, liefen. Aber das machte nichts.
Von wegen! Beiden war klar, wie sensitiv das bevorstehende Gespräch ausfallen würde, und Cortez überraschte seinen Gast mit dem Vorschlag, doch trotz der Schwüle in den Garten zu gehen. Die beiden zogen ihre Jacketts aus und gingen durch die Terrassentür hinaus.
»Ich möchte mich für Ihre Reaktion auf mein Signal bedanken«, meinte Cortez umgänglich. Imponiergehabe war nun fehl am Platz. Hier ging es ums Geschäft, und er mußte diesem Mann bescheiden gegenübertreten. Das fiel ihm nicht schwer. Leute von Cutters Rang erwarteten ehrerbietiges Verhalten, und daran mußte sich Cortez gewöhnen.
»Worüber wollen Sie sprechen?« fragte Admiral Cutter. »Über Ihre Operationen gegen das Kartell natürlich.« Cortez wies auf einen Rohrsessel, verschwand kurz und kehrte mit Gläsern und Getränken auf einem Tablett zurück. An diesem Abend war Perrier angesagt, beide Männer ließen den Alkohol stehen. Ein gutes Zeichen, dachte Felix.
»Von welchen Operationen reden Sie?«
»Zunächst einmal sollten Sie wissen, daß ich persönlich mit dem Anschlag auf Mr. Jacobs nichts zu tun hatte. Das war ein Akt des Wahnsinns.«
»Warum soll ich Ihnen das glauben?«
»Ich war zur fraglichen Zeit in Amerika. Hat man Ihnen das nicht gesagt?« Cortez nannte einige Details. »Eine Informationsquelle wie Mrs. Wolfe«, schloß er, »ist viel wertvoller als hirnlose Racheakte. Eine noch größere Idiotie ist es, ein mächtiges Land so offen herauszufordern. Und Ihre Reaktion war höchst beeindruckend. Daß Sie die Flugplätze überwachten, merkte ich erst, als diese Operation eingestellt wurde, und die simulierten Autobomben… dieser Zug verrät die Hand des Künstlers, wenn ich mich so ausdrücken darf. Können Sie mir das strategische Ziel dieser Operationen nennen?«
»Oberst Cortez, ich bitte Sie.«
»Admiral, ich kann alle Ihre Aktivitäten der Presse offenlegen«, meinte Cortez fast betrübt. »Entweder geben Sie mir Auskunft oder Ihrem Kongreß. Mich werden Sie weitaus entgegenkommender finden. Immerhin haben wir den gleichen professionellen Hintergrund.« Cutter überlegte kurz und sagte es ihm dann. Zu seinem Ärger fing sein Gesprächspartner an zu lachen.
»Brillant!« rief Cortez, als er sich wieder gefangen hatte. »Eines Tages möchte ich den Mann, der auf diese Idee kam, kennenlernen. Ein wahrer Profi!«
Cutter nickte, als nähme er das Kompliment an. Ist das nun die Wahrheit? fragte sich Cortez. Nun, das sollte sich leicht genug feststellen lassen.
»Verzeihung, Admiral Cutter, ich möchte Ihre Operation nicht lächerlich machen. Sie haben Ihr Ziel tatsächlich erreicht.«
»Ich weiß. Jemand hat versucht, Sie und Escobedo zu töten.«
»Das stimmt«, erwiderte Felix. »Ich würde Sie natürlich gerne tragen, woher Sie Ihre vorzüglichen Informationen beziehen, bekäme aber sicherlich keine Antwort.«
Cutter spielte die Karte aus. »Es stehen uns mehr Mittel zur Verfügung, als Sie glauben, Oberst.« Cortez war nicht zu beeindruckt. »Das kann ich mir vorstellen. Auf jeden Fall stimmen wir in einem Punkt überein.«
»Und der wäre?«
»Sie wollen einen Krieg im Kartell auslösen. Und ich auch.« Cutter verriet sich, indem er die Luft
Weitere Kostenlose Bücher