06 - Der Schattenkrieg
anhielt. »So? Warum denn?« Nun wußte Cortez bereits, daß er gewonnen hatte. Und dieser Tölpel beriet den US-Präsidenten?
»Ja, ich werde dann de facto Teil Ihrer Operation und strukturiere das Kartell um. Dazu müssen aber einige der übleren Mitglieder ausgeschaltet werden.«
Cutter war zwar nicht ganz auf den Kopf gefallen, beging aber den Fehler, das Naheliegende zu konstatieren: »Und Sie stünden dann an der Spitze?«
»Wissen Sie eigentlich, was diese ‹Drogenbarone› sind? Brutale, ungebildete, machttrunkene Bauern, die aber wie verzogene Kinder jammern, weil sie nicht respektiert werden.« Cortez schaute zu den Sternen auf und lächelte. »Männer wie wir brauchen solche Leute überhaupt nicht ernst zu nehmen. Sind wir uns einig, daß die Welt auf sie verzichten kann?«
»Dieser Gedanke ist mir auch schon gekommen.«
»Dann sind wir uns also einig.«
»Einig worüber?«
»Ihre ‹Autobomben› haben bereits fünf Bosse eliminiert. Und ich werde den Rest weiter reduzieren. Ausgeschaltet werden zum Beispiel alle, die ihr Plazet zu dem Mord an Direktor Jacobs gaben. Wenn solche Taten ungesühnt bleiben, stürzt die Welt ins Chaos. Zum Beweis meines guten Willens werde ich die Kokainlieferungen in Ihr Land um die Hälfte reduzieren. Der Drogenhandel ist desorganisiert und viel zu gewalttätig«, erklärte der frühere Oberst des DGI. »Er muß umstrukturiert werden.« »Wir verlangen, daß er eingestellt wird!« bellte Cutter und erkannte sofort, daß er einen Fehler gemacht hatte.
Cortez trank einen Schluck Mineralwasser und sprach sachlich weiter. »So weit wird es nie kommen. Solange Ihre Bürger sich ruinieren wollen, wird es Menschen geben, die ihnen das ermöglichen. Lassen wir den Prozeß doch lieber geordnet ablaufen. Irgendwann werden Ihre
Aufklärungsbemühungen greifen und die Drogennachfrage auf ein erträgliches Maß reduzieren. Bis dahin kann ich den Handel so steuern, daß extreme Auswirkungen auf Ihre Gesellschaft ausbleiben. Ich werde die Exporte kürzen. Ich will sogar arrangieren, daß Ihre Polizei Großdealer verhaften und dann behaupten kann, die Reduzierung des Drogenflusses sei auf ihre Erfolge zurückzuführen. Bei Ihnen ist schließlich Wahljahr, oder?«
Wieder blieb Cutter die Luft weg. Sie spielten Poker um einen hohen Einsatz, und Cortez hatte gerade verkündet, daß die Karten gezinkt waren.
»Weiter.« Mehr brachte Cutter nicht heraus. »War das nicht das Ziel Ihrer Operationen in Kolumbien? Sie wollten das Kartell treffen und den Rauschgifthandel begrenzen. Ich biete Ihnen einen Erfolg… und zwar einen, den der Präsident für sich in Anspruch nehmen kann. Reduzierte Exporte, dramatische Verhaftungen und Beschlagnahmungen, einen Bruderkrieg im Kartell. Ich biete Ihnen den Wahlsieg«, sagte Cortez.
»Und als Gegenleistungen…?«
»Auch ich brauche einen kleinen Sieg, um meine Position unter den Bossen des Kartells festigen zu können. Sie werden Ihren Green Berets in den Bergen die Unterstützung entziehen. Sie wissen ja, die Truppen, die ihren Nachschub mit dem großen schwarzen Hubschrauber in Hangar drei auf dem Luftstützpunkt Howard bekommen. Jene Kartellbosse, die ich verdrängen möchte, leisten sich große Gefolge. Es käme mir sehr zupaß, wenn Ihre Soldaten möglichst viele töten würden. Andererseits aber muß ich, will ich bei meinen Vorgesetzten an Ansehen gewinnen, diesen blutigen und verlustreichen Kampf siegreich beenden. Eine bedauerliche Notwendigkeit, die für Sie aber auch die Lösung eines potentiellen Sicherheitsproblems bedeutete, oder?«
Mein Gott, dachte Cutter und schaute an Cortez vorbei in den Dschungel.
»Worüber die wohl sprechen?«
»Keine Ahnung«, erwiderte Bright, der inzwischen seinen letzten Film eingelegt hatte. Trotz des hochempfindlichen Materials mußte er mit einer langen Verschlußzeit arbeiten und die Kamera so still halten wie ein auf ein fernes Ziel gerichtetes Jagdgewehr.
Stellen Sie die Operation ein, hatte der Präsident gesagt. Wie, ist mir egal… Aber das kann ich nicht machen. »Tut mir leid«, sagte Cutter. »Ausgeschlossen.« Cortez breitete die Hände aus und machte eine hilflose Geste. »In diesem Fall werden wir der Welt mitteilen müssen, daß Ihre Regierung eine Invasion Kolumbiens gestartet und Massenmord begangen hat. Was dann aus Ihnen, Ihrem Präsidenten und vielen anderen hohen Regierungsbeamten wird, können Sie sich ja vorstellen. Es dauerte schon so lange, bis sie die anderen Skandale überstanden
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