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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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dem Marmortisch, der in der Mitte des Salons stand, fand er endlich, wes er suchte: ein Gerät, kaum größer als ein Feuerzeug, das mit Klebestreifen an der Unterseite des Tisches befestigt war.
    Ein wenig primitiv, dieses Verfahren, dachte Lennet. Es muß noch etwas anderes da sein.
    Er stieg auf den Tisch und betrachtete aufmerksam den Kronleuchter. Da bemerkte er, daß eine der Kerzen, die er selber eingesetzt hatte, an ihrem unteren Ende beschädigt war. Er zog sie heraus. Im Innern hatten die Männer ein kleines Gerät eingesetzt, das dem ersten gleichsah, nur daß es noch kleiner war.
    Es handelte sich um zwei winzige Abhörgeräte mit geringer Reichweite. Das erste war da, damit man nicht auf den Gedanken kam, ein zweites zu suchen. Das zweite sollte das erste im Fall einer Entdeckung ersetzen. Die Kerze war ausgehöhlt worden, damit das winzige Mikrofon die Unterhaltung aufnehmen konnte.
    Lennet dachte nicht daran, die Geräte zu entfernen. Er konnte ein leichtes Lächeln der Selbstzufriedenheit nicht unterdrücken: Gut gemacht, Monsieur Lennet!
    Er ging in den Hof hinaus, wo der Rolls-Royce stand. Er öffnete die Tür und stieg ein.
    Auf dem vorderen Sitz fand er einen schwarzen Regenmantel, der, obwohl er ihm viel zu groß war, dennoch viel besser aussah als sein eigener.
    Dann setzte er sich auf den hinteren Sitz und machte sich mit dem Schließen der Türen vertraut. Lennet brauchte nur zehn Minuten, um die Türgriffe so zu blockieren, daß sie sich nur noch von außen öffnen ließen.
    Nun befaßte er sich mit der Sprechanlage, die dem Fahrgast gestattete, mit dem Chauffeur zu sprechen. Lennet stellte zwischen zwei Kabeln eine Verbindung her, so daß der Fahrgast nicht mehr auf einen Knopf zu drücken brauchte, um vom Chauffeur gehört zu werden. Alles, was nun hinten gesprochen wurde, konnte man jetzt auch vorne hören.
    Dann blockierte Lennet die Trennscheibe, die den hinteren Teil des Wagens vom vorderen schied, mit einigen Papierfetzen, die er in die Laufschiene stopfte.
    Um 20 Uhr stand er in dem glänzenden Lackregenmantel und der Mütze des Fahrers auf dem Kopf bereit, die Tür des kleinen Palastes in der Avenue Henri-Martin zu öffnen. Um 20 Uhr 20 schlug jemand mit dem schweren bronzenen Türklopfer gegen die Tür. Draußen stand der General de la Tour du Becq.
    »Nein! Was hat sich die Welt doch verändert! Heutzutage werden nur noch ganz kleine Chauffeure geliefert!« rief er. »Und noch dazu öffnen die Chauffeure die Türen! Da kann ich wohl annehmen, daß die Hausmeister die Wagen fahren.«
    Lennet antwortete ihm nicht und geleitete ihn in den Salon, wo er ihn allein ließ. Dann stellte sich auch Professor Marais ein. Anstelle einer Krawatte trug er eine Kordel, die in zwei Troddeln endete. Er tat so, als habe er Lennet nicht erkannt, dessen Gesicht dank des riesigen Mützenschirms von einem tiefen Schatten bedeckt war.
    »Herr Professor! Wie Sie sehen, ist mir ausgerichtet worden, daß Sie mich eingeladen haben. Und da bin ich nun!« begann General de la Tour du Becq. »Trotzdem würde ich gern von Ihnen hören, was es mit dieser so unerwarteten Sitzung auf sich hat. Warum haben eigentlich Sie das Komitee einberufen, anstatt den normalen dienstlichen Weg einzuhalten?«
    »Leise! Leise! Herr General, nicht so laut. Befürchten Sie denn nicht, feindliche Ohren könnten uns belauschen?«
    »Dummes Gerede, mein lieber Professor. Sie lassen sich von dieser krankhaften Angst vor Spionen beeinflussen. Das ist ja wie eine Seuche. Aber können Sie mir sagen, wo wir hier eigentlich sind?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    »Wer hat denn dieses lächerliche Haus für unser Zusammentreffen ausgesucht?«
    »Ich.«
    »Und da behaupten Sie, nicht zu wissen...«
    »Genauso ist es, Herr General. Ich habe dieses Haus auf gut Glück gewählt. Nichts vermag Spione besser von einer Spur abzubringen als der vollkommene Zufall. Da kommt ja auch Petitpied. Kennen Sie Petitpied, Herr General?«
    »Und ob! Jeden Mittwoch begegne ich ihm bei der allwöchentlichen Sitzung des Komitees, das ich regelmäßig einberufe. Wie geht es Ihnen, Petitpied?«
    Professor Petitpied war kaum größer als der General. Er hatte scharfgeschnittene Gesichtszüge, eine fast unhörbare Stimme und trug eine Brille mit dunklen Gläsern.
    »Danke für die Nachfrage, Herr General", zischelte er. »Ich versuche, es mir so wenig schlecht wie nur möglich gehen zu lassen. Im übrigen haben wir vom Satellitenzentrum mit Bedauern

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