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06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht

Titel: 06 - Geheimagent Lennet unter Verdacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vladimir Volkoff
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empfing.
    Das junge Mädchen betrachtete ihn mit großen, erstaunten Augen. Mit seinem glattrasierten Schädel, der dunklen Brille und seinem schäbigen, billigen Regenmantel schien dieser Mann kein besonders ergiebiger Fang zu sein. »Worum handelt es sich?« fragte sie.
    »Mein Alter schickt mich, damit ich mich nach der Bude mit den sechsundzwanzig Zimmern erkundige, die sie vollständig möbliert in der Avenue du Marechal-Foch anbieten.«
    »Ja, dann... Einen Augenblick, bitte. Der Herr Direktor wird Sie wahrscheinlich persönlich empfangen wollen.«
    Sekunden später wurde Lennet in ein zweites Büro gefährt.
    »Sie wünschen?« fragte mißtrauisch der Direktor der Maklerfirma, ein Mann in reifem Alter, der eine kanariengelbe Jacke und eine getüpfelte Schleife trug.
    Lennet knöpfte seinen Regenmantel auf. Im Ausschnitt seiner Wildlederjacke wurde das hübsche Halstuch sichtbar - Silvias Geschenk -, das ihm als Krawatte diente.
    Halstuch aus einer teuren Boutique... Große Selbstsicherheit...
    Phantasievolle Aufmachung. Bestimmt ein Kind reicher Eltern, überlegte der Herr des Hauses. Ein wohlwollendes Lächeln breitete sich auf dem dicken Gesicht aus. Nun fragte Lennet:
    »Liegt Ihr Gemäuer auf der Avenue Foch auf der Seite der geraden oder ungeraden Nummern?«

    Auf die Damen machte der kahlgeschorene junge Mann keinen überwältigenden Eindruck
    »Auf der ungeraden, Monsieur. Aber die ungeraden sind das Beste, was es gibt.«
    »Ha!« stieß Lennet spöttisch hervor. »Da kennen Sie aber meinen Alten nicht. Seitdem er in Öl ein Vermögen gemacht hat, ist ihm nichts mehr schön genug. Wenn ich ihm sage, daß ich mich dazu habe verleiten lassen, mir eine ungerade Nummer auf der Avenue Foch anzusehen, wird er mich zumindest enterben. Wenn Sie nichts Besseres haben als das, dann gute Nacht.«
    »Warten Sie, Monsieur, warten Sie. Wir haben einen reizenden K.P.«
    »K.P.? Was bedeutet das? Klein und primitiv oder klein und prachtvoll?«
    »Aber nein, Monsieur: K.P. bedeutet Kleiner Palast. Ich sage Ihnen also, wir haben einen reizenden K.P., vollausgestattet, möbliert, 3000 Francs im Monat, nur fünfzehn Zimmer, allerdings in der Avenue Henri-Martin.«
    »Na gut, sehen wir uns also Ihre Hundehütte in der Avenue Henri-Martin an. Aber ich mache Sie gleich auf eines aufmerksam: Wenn nicht alles tadellos ist, verlieren Sie Ihre Zeit. Mein Alter feilscht nicht, aber man darf auch nicht versuchen, ihm einen Dreck anzudrehen.«
    Die gelbe Jacke und Lennet verließen das Büro.
    Der Direktor brachte Lennet in seinem eigenen großen Citroen zur Nummer 18 auf der Avenue Henri-Martin.
    Dieser kleine Palast sah genauso aus wie alle anderen in diesem Viertel: Toreinfahrt, sieben Fenster auf die Straße hinaus und ein Innenhof mit drei armseligen, staubbedeckten Linden.
    »Der Garten", bemerkte der Direktor mit einer großartigen Handbewegung.
    Zwei Wohnräume und ein Eßzimmer lagen im Erdgeschoß, die Schlafzimmer und Badezimmer im ersten Stock, Küche und Anrichte im Untergeschoß. Eine dichte Staubschicht verbarg die Farbe der Vorhänge; graue Schutzüberzüge bedeckten die Sessel. Teppiche, die einmal schön gewesen waren, lagen schichtweise übereinander. Auf der Platte des großen Tisches, der mindestens zwölf Personen beim Essen Platz bot, schrieb Lennet mit dem Finger die Anfangsbuchstaben seines Namens.
    »Nur einmal kurz mit dem Staubsauger hier durchfahren, und alles wird märchenhaft sein! Geradezu märchenhaft!« meinte die gelbe Jacke.
    Lennet zog die Luft ein: »Das riecht nach Abgeschlossenheit, nach Schimmel und nach Mäusen", bemerkte er.
    »Ich bitte Sie, das ist doch nur eine Frage des Lüftens.«
    Lennet berührte die chinesischen Porzellangefäße mit der Miene eines Kenners.
    »Sie entstammen der Ming-Periode!« erklärte die gelbe Jacke in feierlichem Ton.
    »Da hat man Sie aber übers Ohr gehauen", antwortete Lennet.
    »Das ist ein für die Ping-Periode typisches Porzellan.«
    »Ping?«
    »Ping. Und was diesen Wandschirm angeht, so gehört er in die Pong-Periode, oder ich kenne mich nicht mehr aus. Also gut, ich werde meinem Alten berichten, was ich von Ihrem Loch hier halte. Falls er das Haus selber besichtigen möchte, rate ich Ihnen, die Spinnweben unter dem Flügel entfernen zu lassen.«
    Der Direktor der Firma LUXUS UND BEHAGLICHKEIT und ihr Kunde traten aus dem Haus. Der große Schlüssel drehte sich im Schloß der Toreinfahrt und verschwand in der Tasche des Direktors. Nach einer

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