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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wohl, um welche du in deinem Leben die Schlinge zugezogen hast? Jetzt steckst du selbst in einer, welche dir den Garaus geben wird. Deinen Neffen hast du mitgenommen, um ihn hier tauchen zu lassen; nun werden wir dir dasselbe Vergnügen machen. Wir ruhen nicht eher, als bis sich kein Gold mehr im Hole befindet, und das werdet ihr alles herausholen, alles, er und du: Und wenn du nicht gehorchen willst, so wirst du gehauen, bis das Blut dir von den schäbigen Knochen strömt!“
    „In das Wasser? Bei dieser Kälte?“ wimmerte der Alte. „Das werdet Ihr doch nicht von mir alten Mann verlangen!“
    Die Szene schien schon längere Zeit gespielt zu haben, so daß seine ursprüngliche Überraschung verschwunden war und der unvermeidliche Grimm der in seinem Charakter liegenden Feigheit Platz gemacht hatte. Ein lautschallendes, höhnisches Gelächter von allen dreien war die Antwort.
    „Jawohl, wir verlangen es von dir!“ antwortete der Prayer-man. „Ihr werdet so oft in das Wasser springen, bis das Hole leer geworden ist. Und damit die Anweisung über die schönen fünfundsiebzigtausend Dollar nicht dabei naß wird, werden wir sie dir aus der Tasche nehmen.“
    Lachner stieß einen Schreckensruf aus. Was er dann sagte, verstand ich nicht, denn Winnetou machte mich durch einen Fingerzeig auf ein Felsstück aufmerksam, hinter welchem der Kopf eines fremden Mannes hervorlugte. Wir waren also nicht die einzigen, welche Zeugen des Verbrechens waren, welches hier begangen werden sollte. Kaum hatte ich diesen Kopf gesehen, so sprang der, welchem er gehörte, hinter dem Felsen hervor und sagte:
    „Das Ausnehmen dieses Goldnestes werden wir besorgen, Mr. Corner, und Ihr werdet es sein, der in das Wasser taucht. Hands up, ihr Schurken; hands up, sage ich, sonst schießen wir!“
    „Ja, Hände in die Höhe!“ ertönte eine zweite Stimme. „Wenn ihr nicht sofort gehorcht, bekommt jeder eine Kugel!“
    Hinter dem ersten war ein zweiter gefolgt, den ich auch nicht kannte. Beide hielten ihre Gewehre schußfertig in den Händen. Und da kam noch ein dritter, nämlich Hiller, der sein Gewehr auch angelegt hatte und dabei befahl:
    „Hands up, sage auch ich. Also in die Höhe mit den Armen und Händen!“
    „Welley!“ rief Corner erschrocken.
    „Reiter!“ rief Sheppard entsetzt.
    „Ja, Reiter und Welley!“ antwortete derjenige, welcher zuerst erschienen war. „Ihr hieltet mich für tot; aber ich lebe glücklicherweise noch, um mit euch abzurechnen. Also, Hände endlich in die Höhe! Ich zähle nur bis drei. Eins – – – zwei – – –!“
    Corner, Sheppard und Eggly ließen fallen, was sie in den Händen hatten und hoben sie hoch empor. Den auf sie gerichteten Gewehren gegenüber waren sie wehrlos; sie mußten gehorchen.
    „So ist's schön!“ lachte Welley. „Jetzt werdet ihr gebunden. Wer sich nur mit einem Finger dagegen wehrt, wird erschossen. Mr. Hiller, wollt Ihr so gut sein und das besorgen? Ich und Reiter werden so lange auf sie zielen, bis Ihr fertig seid.“
    „Well“, antwortete Hiller. „Mit Riemen habt ihr euch für diesen schönen Zweck vorgesehen. In zwei Minuten bin ich fertig.“
    Er band die drei aus ihrer schönsten Befriedigung gerissenen Kerle so fest, daß sie kein Glied bewegen konnten. Sie lagen jetzt auf der Erde und wagten nicht, ein Wort zu sagen. Welley und Reiter ließen nun ihre Gewehre sinken; sie traten näher, wobei der erstere rief:
    „Gott sei Dank; endlich, endlich haben wir sie. Hoffentlich werde ich nun auch wieder zu meinem Golde kommen! – – Das habt ihr wohl nicht für möglich gehalten, ihr Schufte? Ihr glaubtet wahrscheinlich, mich in den Kopf getroffen zu haben; es war aber nur ein Schuß ins Fleisch, der mich vom Floß hinab ins Wasser warf, weil ich ganz am Rande saß. Ich hatte soviel Überlegung, nicht gleich wieder aufzutauchen, sondern mich unter dem Wasser nach einem festgeschwemmten Baum zu retten, an dem ich eben vorüber gewollt hatte. Von da aus sah ich, daß ihr bei der nahen Flußkrümmung mein Floß mitsamt dem Golde an das Ufer angeltet. Später, als ihr fort waret, schwamm ich auch hinüber, hatte aber soviel Blut verloren, daß ich nicht weiter konnte und gewiß zugrunde gegangen wäre, wenn sich nicht Mr. Reiter meiner erbarmt hätte.“
    „Verdammt!“ knirschte Corner.
    „So ist dieser Schuft also hinter uns hergeritten!“ fügte Eggly wütend hinzu.
    „Ja, das habe ich allerdings getan“, erklärte Reiter. „Ihr hattet mich wegen Guy

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