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06 - Weihnacht

06 - Weihnacht

Titel: 06 - Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Finell, den ich aus Versehen erschossen habe, in der Hand und mich gezwungen, Euer Kumpan zu sein. Aus Angst, daß Ihr mich verraten könntet, bin ich Euch gefolgt, denn ich habe Euch nicht für so schlecht gehalten, wie Ihr seid. Wir kamen hierher, wo Gabaros als alter, erfahrener Gambusino (Goldsucher) dieses Finding-hole entdeckte. Wir beschlossen, es später auszunehmen, und ritten nach dem Stihi-Creek, wo wir Welley und Watter trafen. Ihr merktet, daß sie Gold hatten, und folgtet ihnen. Ihr wolltet sie berauben. Da waren Gabaros und ich Euch im Wege. Mit Gabaros fingt Ihr absichtlich Streit an und gabt ihm eine Kugel in den Kopf. Wegen mir brauchtet Ihr keinen Mord zu begehen, denn Ihr hattet meine Unterschrift, daß ich ein Mörder bin, und meinen Wechsel in den Händen; ich mußte tun, was Ihr wolltet. Ich wurde einfach fortgejagt. Ich ging, bin Euch aber doch heimlich gefolgt, um Welley womöglich zu retten. Daß Ihr auf ihn schosset, konnte ich nicht verhindern; aber er war nicht tot, und als er dann an das Ufer kam, habe ich ihm meine Hilfe angeboten. Er brannte darauf, sich zu rächen, und ich sagte ihm meinen Beistand zu, denn durch diese Tat hatte ich Eure Schlechtigkeit erst ganz kennen gelernt. Euch nachzufolgen wäre Dummheit gewesen, denn ich wußte, daß Ihr nach kurzer Zeit wieder hierher gehen würdet. Wir sind also miteinander hier herauf und haben auf Euch gewartet. Gestern sahen wir eine Fährte und folgten ihr in der Hoffnung, daß sie die Eurige sei. Wir trafen auf Mr. Hiller hier, welcher uns Auskunft geben konnte, weil er bei Old Shatterhand gewesen war, der Euch auch verfolgt. Da Ihr unterwegs haltenbleiben und uns sehen konntet, wichen wir später von Eurer Spur ab und sind auf einem andern Wege hierher gekommen; ich habe ja damals die Gegend kennen gelernt. Wir haben Euch schon seit gestern abend beobachtet und belauscht und wissen alles, auch das, wozu Ihr diese beiden Personen mitgebracht habt. Nun wird die Abrechnung beginnen. Ich glaube, daß es um Euch geschehen ist!“
    Da lachte Sheppard höhnisch auf und rief:
    „Um uns geschehen? Ihr werdet es bleiben lassen, uns auch nur ein Haar zu krümmen. Ich habe Eure Unterschrift!“
    „Die nehme ich Euch ab!“
    „Abnehmen? Da müßte ich sie hier haben; das ist aber nicht der Fall.“
    „Oho! Wir werden sie schon finden!“
    „Sucht nur, immer sucht! Ich bin nicht so dumm, so etwas mit mir herumzutragen. Ich habe die Papiere in die Hände eines Sheriffs gelegt; sie sind versiegelt; aber wenn ich bis zu einer bestimmten Zeit nicht wiederkomme, liest er sie, und daß Ihr, der Mörder, Euch dann nirgends sehen lassen dürft, das könnt Ihr Euch wohl denken.“
    „Verdammt!“ rief Reiter enttäuscht.
    „Ja, so ist es!“ lachte der Prayer-man. „Nun macht mit uns, was Ihr wollt!“
    Er war überzeugt, daß der ausgespielte Trumpf die von ihm beabsichtigte Wirkung haben werde. Da sagte Welley:
    „Ich glaube von der Drohung dieses Halunken kein einziges Wort. Laßt Euch nicht bange machen, Mr. Reiter! Wollen einmal sehen, was diese Kerle bei sich haben. Da sind zunächst die Gewehre. Das meinige ist damals auf dem Floße liegengeblieben, und ich habe mich mit einem schlechten behelfen müssen; Sheppard aber hat eine gute Rallingbüchse; die werde ich für mich behalten. Da ist sie ja!“
    Er hob sie von der Erde auf. Das war für meinen alten Arnos Sannel zuviel. Er sprang über den Stein, hinter welchem er steckte, hinüber, rannte hin, riß ihm das Gewehr aus der Hand und sagte:
    „Bitte sehr, Mr. Welley oder wie Ihr heißt, diese Büchse ist mein Eigentum! Sheppard hat sie mir gestohlen!“
    Bei diesen Worten versetzte er dem Prayer-man einen Kolbenstoß, daß der Getroffene laut aufschrie. Sein Erscheinen überraschte natürlich alle außer Hiller.
    „Wer seid Ihr, Mann?“ fragte Welley, indem er seinen Revolver zog. „Hier hat kein Mensch ein Wort zu sagen. Gebt das Gewehr augenblicklich her, sonst schieße ich Euch über den Haufen!“
    Wir sahen, daß es Zeit wurde, uns zu zeigen; wir verließen unser Versteck. Als Welley und Reiter uns erblickten, griffen sie zu ihren Gewehren. Winnetou trat vor sie hin und sagte:
    „Ich bin Winnetou, der Häuptling der Apatschen, und hier steht Old Shatterhand. Diese Gefangenen, welchen wir schon seit vielen Tagen folgen, gehören zunächst uns. Später werden wir sie euch überantworten.“
    Hiller wich mehrere Schritte zurück und wendete sich ab, als Zeichen, daß er mit uns nichts

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