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hatten darauf bestanden, dass ich sie pfählte. Ich hatte mich geweigert - sie waren Opfer und konnten nichts für ihren bösen Hunger nach Menschenfleisch. Und ich hatte recht behalten. Durch das Trinken meines Blutes (igitt!) oder das meiner Schwester (besser, aber immer noch eklig) hatte Garrett, den wir damals noch als George kannten, seine Menschlichkeit zurückgewonnen. Besser noch: Nun war er in der Lage, Liebe für Antonia zu empfinden.
Garrett schien es also gut zu gehen. Aber ich wusste nicht genug über Biester oder Vampire (schließlich war ich ja selber erst seit einem Jahr einer), um erneut ein Experiment zu versuchen. Also kümmerte sich ein niedlicher, loyaler Vampir mit Namen Alice um die anderen Biester, während Antonia und Garrett sich umeinander kümmerten und mir aus dem Weg gingen.
Vielleicht würde ich Laura bald einmal bitten, ein weiteres 22
Biest ihr Blut trinken zu lassen, aber dafür war jetzt definitiv nicht der rechte Augenblick.
Die vorbeifahrenden Autos (lästiges Vampirgehör!) lenkten mich von der geistlosen Predigt eines Mannes ab, der ganz offensichtlich meinen Vater oder seine zweite Frau nie getroffen hatte.
Wieder einmal traf mich die Erkenntnis, dass das Leben (auch für Untote) weiterging, ganz egal, welche schlimmen Dinge passierten, ganz egal, was für welterschütternde Ereignisse stattfanden. Die Menschen fuhren immer noch zur Arbeit und nach Hause. Sie fuhren ins Kino, zu Ärzten, Flughäfen, Schulen. Hoffentlich verwechselte keiner von ihnen die Bremse mit dem Gaspedal.
Es roch überwältigend nach Blumen (Chrysanthemen, bäh! -ganz zu schweigen davon, dass Ant sie gehasst hatte), Einbalsamierungsöl (der Geruch wehte aus einem der Hinterzimmer herüber und nicht von Dad und Ant) und zu viel Aftershave. Ich unterdrückte ein Niesen.
Auch wenn niemand es zugeben wollte: Ein Vampir zu sein war nicht so toll, wie alle dachten. Obwohl es sieben Uhr abends war, trug ich eine Sonnenbrille, und das aus mehreren Gründen. Erstens tat mir das Licht, so trübe es auch war, in den Augen weh. Zweitens: Wenn ich einem Mann, vor allem einem unverheirateten oder einem unglücklich verheirateten Mann in die Augen sähe, würde er mich von oben bis unten absabbern, bis ich ihn bewusstlos schlagen würde. Blödes Vampir-Mojo.
Am traurigsten war ich, dass eine meiner Blutsverwandten (ich hatte drei: meine Mutter, mein dahinsiechender Großvater und meine Halbschwester), Laura, ebenfalls nicht gekommen war. Sie hatte meinen Vater gar nicht gekannt und ihre leibliche Mutter, Ant, erst vor Kurzem kennengelernt. (Der Teufel war gerade lang genug in Ant gefahren, dass sie schwanger werden konnte, und hatte dann beschlossen, dass eine Entbindung schlimmer 22
als die Hölle war.) Deswegen hatte sich Laura vor allem mit so interessanten logistischen Fragen wie der Totenwache und der Vorbereitung des Begräbnisses beschäftigt.
Cathie, der Geist, war ebenfalls verschwunden - nur für eine Weile, hatte sie mir nervös versprochen. Nicht in den Himmel oder wohin immer Geister sich verdrücken. In ihrem ganzen Leben war sie mit keinem Flugzeug geflogen, hatte nie den Staat Minnesota verlassen. Also hatte sie sich entschlossen, die Welt kennenzulernen. Warum auch nicht? Sie brauchte dazu ja keinen Pass.
Und sie wusste, sie war jederzeit willkommen, wenn sie zurückkehren wollte.
„.. vielleicht will uns der Herr damit sagen, dass wir unsere Fahrerlaubnis jedes Jahr erneuern sollten, wenn wir über fünfzig sind .. "
Ich strich mein schwarzes Versace-Kostüm glatt und warf einen Blick auf meine schwarzen Prada-Pumps. Beides war zweckmäßig und sehr würdevoll.
Das Kostüm war ein Geschenk von Sinclair, die Schuhe ein Weihnachtsgeschenk, das ich vier Jahre zuvor von Jessica bekommen hatte.
Gute Qualität hielt eben ewig, vorausgesetzt, man pflegte sie richtig.
Bei dem Gedanken an Jessica kamen mir die Tränen und ich fühlte mich schlecht. Nun saß ich das ganze Doppelbegräbnis über da, ohne eine Träne zu vergießen, aber wenn ich an meine krebszerfressene beste Freundin dachte, musste ich schluchzen. Gott sei Dank kümmerte sich Marc, der Arzt in einer Notaufnahme war, um sie.
Besser gesagt, er hatte sich um sie gekümmert. Als er erst einmal sichergestellt hatte, dass Jessica gut untergebracht war, hatte auch er das Weite gesucht. Das beunruhigte mich mehr als alles andere, Begräbnis inklusive: Marc Spangler hatte kein Privatleben. Er ging nicht aus. Er hatte keinen Sex nur so
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