Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
06

06

Titel: 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Biss der Tod euch scheidet
Vom Netzwerk:
zum Spaß.
    Für ihn gab es nur das Krankenhaus und Vampire.
    23
    Seit Tagen versuchte ich ihn auf seinem Handy zu erreichen, bekam aber nur seine Mailbox oder, schlimmer noch, überhaupt keine Verbindung. Es war, als wäre er zum Mars gereist.
    „... der Trost, viele Jahre in gegenseitiger Liebe und Zuneigung gelebt zu haben ..."
    Dass ich nicht lache! Ein gemeinsames Konto und viele Jahre, in denen Ant meinen Vater verführt und sich dann einen Pelzmantel erbettelt hatte. Er hatte sie aus Geilheit und sie hatte ihn aus Geldgier geheiratet. Und so weiter, immer so weiter, und niemand scherte sich darum, was diese Affäre für das Herz und die Seele meiner Mutter bedeutete oder dass meine Mutter fast zehn Jahre gebraucht hatte, um sich davon zu erholen.
    Und da wir gerade von der guten Dr. Taylor sprachen (Doktor in Geschichte, Fachgebiet: Bürgerkrieg, Spezialgebiet: die Schlacht am Antietam) - meine Mutter war ebenfalls nicht anwesend. Ich wusste, dass sie und mein Vater sich schon seit Jahren nicht mehr verstanden, und ich wusste auch, dass sie Ant von ganzem Herzen verabscheute (und glauben Sie mir, das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit), aber ich hatte doch erwartet, dass sie kommen und mir die Hand halten würde.
    Die Einladung zur Hochzeit beantwortete sie mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem Zitat von Kehlog Albran: .„Manchmal kann selbst der beste aller Freunde nicht am Begräbnis des anderen teilnehmen.' Und dein Vater und ich waren nicht die besten aller Freunde, gelinde gesagt."

    Mit anderen Worten: Du kannst mich mal, Süße.
    Aber auf ihre Art half sie trotzdem, indem sie sich um Baby Jon kümmerte.
    Ich würde die beiden nachher besuchen. Nur Baby Jons süßer Babypudergeruch und sein zahnloses Lächeln (na ja, inzwischen hatte er drei Zähne) konnten mich jetzt noch aufheitern.
    Ich seufzte, als ich an das leere Herrenhaus dachte, das mich 4o
    erwartete. Selbst meine Katze Giselle hatte sich in Luft aufgelöst.
    Normalerweise machte mir das nichts aus und ich bemerkte ihre Abwesenheit nicht einmal. Aber jetzt hatte ich Angst, so ganz alleine in dem großen Haus.
    Ich wünschte, Sinclair würde nach Hause kommen. Ich wünschte, ich wäre nicht immer noch so sauer auf ihn, dass ich ihn nicht anrufen konnte. Aber vor allem wünschte ich ...
    „Die Beisetzung wird auf dem Carlson Memorial Friedhof stattfinden", sagte der Pfarrer gerade. „Diejenigen, die den Verstorbenen folgen möchten, bitte ich, ihre Scheinwerfer anzuschalten."
    . . dass das hier endlich vorbei wäre.
    Ich stand auf, strich mein schwarzes Kleid glatt und prüfte meine schwarzen Pumps und die farblich passende Strumpfhose. Ich sah genauso aus, wie eine gut gekleidete, aber trauernde Tochter aussehen sollte. Dennoch würde ich meinem toten Vater nicht zum Carlson Memorial folgen, egal, welchen Eindruck das machte. Schließlich befand sich dort auch mein Grabstein.
    Ich folgte den Trauernden nach draußen und dachte, ich wäre die Letzte in der Schlange gewesen, als ich eine Stimme hinter mir flüstern hörte:
    „Majestät?"
    Ich fuhr herum und erkannte sie sofort. Jeder Vampir hätte sie erkannt.
    Eigentlich sollte ich sogar Angst vor ihr haben (so wie jeder andere Vampir), aber das tat ich nicht. „Lass mich ja nicht auffliegen!", zischte ich Marjorie zu, die nicht nur wie eine Bibliothekarin aussah (was sie auch war), sondern auch ein achthundert Jahre alter Vampir war.
    Sie trug vernünftige braune Schuhe (bäh!), einen marineblauen Rock und eine cremefarbene Rüschenbluse. In ihrem braunen Haar schimmerten graue Strähnen und ihr blasses Gesicht wurde mit gerade der richtigen Menge Make-up betont. „Vergebt mir mein Eindringen, Majestät."
    24
    „Was machst du denn überhaupt in einem Beerdigungsinstitut? Hier gibt es doch sicher ein Hinterzimmer vollgestopft mit Bibeln."
    Marjorie zog eine Grimasse, als ich Bibel sagte, antwortete aber sofort: „Ich habe in der Zeitung von dem Unfall gelesen und kam, um ihnen die letzte Ehre zu erweisen, Majestät. Ich bedaure den Tod Eures Vaters und Eurer Mutter."

    „Sie war nicht meine Mutter", korrigierte ich aus jahrelanger Gewohnheit.
    „Aber danke. Schleichst du dich deswegen heimlich an? Um ihnen die letzte Ehre zu erweisen?"
    „Nun, ich hätte wohl kaum die gesamte Predigt durchgestanden."
    Fast hätte ich gekichert, als ich mir vorstellte, wie die alte Marjorie, möglicherweise der älteste Vampir auf diesem Planeten, in der Vorhalle hockte, beide Hände auf die

Weitere Kostenlose Bücher