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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Test darf auf keinen Fall zur Durchführung kommen."
     
    *
     
    Gegen sechzehn Uhr dreißig ersuchten die vier Herren um eine Unterredung mit Staatsmarschall Bull. Sie wurden sofort vorgelassen. Bully stand in der Mitte seines Arbeitszimmers, die Arme auf dem Rücken verschränkt, und blickte den Eintretenden finster entgegen.
    „Ich habe nach Ihnen gesucht", erklärte er anstelle eines Grußes.
    Die förmliche Anrede mußte überraschen, da es in der höchsten Führungsspitze des Imperiums aufgrund jahrtausendealter Freundschaften, in einigen Fällen auch Verwandtschaften, längst üblich geworden war, das freundschaftliche Du zu gebrauchen.
    Roi Danton, dem vorläufig die Wortführung überlassen wurde, verneigte sich geziert.
    „Wir waren unterwegs, mein Freund."
    Er schickte sich an. in die alte Rolle des Königs der Freihändler zurückzufallen. Früher hatte er die Mode des ausgehenden achtzehnten Jahrhunderts, einen zierlichen Degen und zwei Perkussionspistolen, getragen. Seine Sprechweise war die der Höflinge in der Umgebung des fünfzehnten Louis gewesen.
    Reginald Bull zeigte sich unbeeindruckt.
    „Zwei Mitglieder dieser Gruppe stehen unter Anweisung, sich einem psychiatrischen Test zu unterziehen", stellte er fest. „Die Ärzte haben versucht, sie zur Angabe eines Termins zu veranlassen. Das mißlang. Die Betreffenden wollen ihrer Verantwortung anscheinend aus dem Wege gehen."
    Roi Danton knickste.
    „Ah, mon pére! So ernst ist es doch wohl nicht. Wie kann man sich so degoutieren..."
    „Halten Sie den Mund!" schnappte Bully. „Von Ihnen redet niemand!"
    Danton griff zur Hüfte und zog einen imaginären Degen.
    „Noch ein solches Wort, mein Freund, und Sie werden sich mit mir schlagen!" drohte er, aber selbst jetzt noch blitzte ihm der Spott aus den Augen.
    „Seit unserer Rückkehr von der Pluto-Bahn", übernahm Perry Rhodan die Wortführung, „haben sich anscheinend auf beiden Seiten ein paar Unklarheiten ergeben. Ich bin dafür, daß man sich darüber ausspricht, bevor man zu drastischen Maßnahmen greift."
    Bully versuchte zu lächeln. Es wurde ein Zähnefletschen daraus.
    „Unter drastischen Maßnahmen verstehst du die angeordnete Untersuchung?"
    „Genau so!"
    „Diese Möglichkeit leitet sich aus deiner eigenen Exekutivorder ab."
    „Das heißt nicht, daß sie bei jeder Kleinigkeit angewandt werden muß. Soweit ich mich erinnere, ist sie noch nie gebraucht worden."
    Bully zog die Brauen in die Höhe.
    „Oho! Damit lieferst du mir den besten Beweis, daß eine Untersuchung deines Geisteszustandes dringend notwendig ist.
    Noch nie angewendet worden! Im Laufe der letzten zehn Jahre hat sich mindestens ein dutzend Male der eine oder andere auf deinen Exekutivbefehl berufen und einen Test beantragt."
    Rhodan schüttelte den Kopf. Er konnte sich auf sein Erinnerungsvermögen verlassen. Seine Exekutivorder war nie in Anwendung gekommen. Wenn Bully anderer Ansicht war, dann resultierte dies entweder aus seiner Bösartigkeit, oder hier lag wirklich ein Konflikt der Erinnerungen vor, der sein Entstehen einer äußeren Ursache verdankte.
    „Selbst wenn dem so wäre", antwortete Rhodan, „entspräche es doch lange geübtem Brauch, sich zunächst mit dem, den man der geistigen Verwirrung bezichtigt, auseinander zusetzen.
    Vielleicht läßt sich dadurch etwas klären. Vielleicht ist die Verwirrung auch gar nicht einseitig beschränkt. Es ist möglich, daß du - nicht ich - an Gedächtnisvariationen leidest, nicht wahr?"
    Bully lachte gehässig.
    „Ich? Und das ganze Kommunikationssystem, das nur mit Rufkodes funktioniert, die du nicht kennst? Du mußt dir schon etwas anderes einfallen lassen."
    „Du lehnst ein klärendes Gespräch also ab?"
    „Jawohl. Zu einem Gespräch ist auch dann noch Zeit, wenn du den Test hinter dir hast. Du und Atlan - um die beiden anderen werde ich mich noch näher kümmern!"
    Perry Rhodan zuckte mit den Schultern.
    „Dann nimmt das Schicksal eben seinen Lauf", antwortete er ominös.
    Im selben Augenblick flammte der Bildschirm auf. Derselbe junge Arzt, mit dem Perry Rhodan eine Stunde zuvor gesprochen hatte, stand vor der Kamera. Bevor er noch etwas sagen konnte, fauchte Bully ihn an: „Wie kommen Sie dazu, sich ohne Anmeldung auf meinen Empfänger zu blenden?"
    Der Arzt machte den wenig überzeugenden Versuch eines militärischen Saluts.
    „Bitte um Verzeihung, Sir. Ich rufe auf Anweisung des Großadministrators."
    Unter gefurchter Stirn hervor schoß Reginald Bull

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