0600 - Die unsichtbare Grenze
möchte", bemerkte Atlan auf eine entsprechende Äußerung hin, „diesen Umstand unseren Gastgebern als großzügige Geste anrechnen oder glauben, daß es sich um eine Nachlässigkeit handelt. Zu beidem kann ich mich jedoch nicht überreden. Also muß es seine besondere Bewandtnis haben, daß uns die Waffen nicht abgenommen wurden."
Perry Rhodan blickte an den Wänden hinauf. Sie waren mehr als vier Meter hoch, also beinahe so hoch wie die Außenwand des Gebäudes. Die Räumlichkeiten wirkten infolge der ungewöhnlichen Wandhöhe kleiner, als sie in Wirklichkeit waren.
Die Bauweise war ungewöhnlich. Diente auch sie einem bestimmten, unbekannten Zweck?
Ohne jegliche Vorwarnung dröhnte plötzlich eine mächtige Stimme durch die Gänge des merkwürdigen Gebäudes. Sie schien aus geschickt verteilten Lautsprechern zu kommen, so daß das Ohr ihren Ursprungsort nicht ermitteln konnte.
Sie sagte: „Willkommen im HEIM DES SORGLOSEN FRIEDENS!
Betrachten Sie sich als Gäste der Administration des Solaren Imperiums. Machen Sie es sich bequem. Wählen Sie die Unterkunft, die Ihnen am besten gefällt, und seien Sie versichert: Es wird Ihnen an nichts fehlen!"
Die Stimme schwieg. Die vier Männer sahen einander an.
„Heim des sorglosen Friedens?" echote Roi Danton skeptisch.
„Es wird Ihnen an nichts fehlen", wiederholte Waringer. „Möchte wissen, was er damit meint!"
„Am besten", erklärte Atlan, „gefällt mir seine ironische Ader.
Wählen Sie die Unterkunft, die Ihnen am besten gefällt. Es kam mir so vor, als sähe eine so aus wie die andere. Oder täusche ich mich da?"
*
Wer immer sich in die Situation versetzt sieht, in der er darauf angewiesen ist, gegen einen Feind anzugehen und diesem Feind Vorteile streitig zu machen, der tut gut daran, sich über die Lage des Gegners zu informieren und zu entscheiden, welches denn die Vorteile sind, die jener besitzt, die man ihm streitig machen könnte. Perry Rhodan und seinen drei Begleitern war der Weg der direkten Informierung verschlossen. Aber es gab eine Reihe von Überlegungen, die man anstellen konnte, um sich die Lage im feindlichen Lager zu verdeutlichen. Dabei drehte es sich zunächst um die kritische Frage, was aus den übrigen Besatzungsmitgliedern der MARCO POLO geworden war. Hatte der Gegner sie ebenso gefaßt und festgesetzt? Oder befanden sie sich noch auf freiem Fuß? Oder hatte man sich ihrer sofort entledigt? Es stand außer Frage, daß Alus Komo und seine Freiwache an Bord des Schiffes von der vermeintlichen Instandsetzungs-Crew überwältigt worden war. Weil er, als die andere MARCO POLO zur Landung ansetzte, solches befürchtete, hatte Perry Rhodan versucht, sich ein zweites Mal mit ihm in Verbindung zu setzen. Die Erfolglosigkeit des Versuches reichte aus, um ihn über die Sachlage aufzuklären.
Was aber war aus den anderen geworden? Sie hatten, als Alus Komo dem Feind in die Hände fiel, das Schiff längst verlassen.
Sie waren lange unterwegs gewesen und hatten sich den Erdurlaub wohl verdient. Viele der höheren Offiziere und Beamten hatten ihren Wohnsitz in Terrania-City, und andere unterhielten hier eine Zweitwohnung. Manche von ihnen mochten nach Hause gegangen sein, um sich auszuruhen. Andere, hauptsächlich Mannschaften, hatten sich ohne Zweifel Hals über Kopf in den Trubel der größten Stadt des Imperiums gestürzt, um nach langen Wochen der Einsamkeit das Pulsieren der Zivilisation in vollen Zügen zu genießen.
Die Frage, wie viele von ihnen der Gegner aufgegriffen hatte, erforderte zuvor die Beantwortung einer anderen Frage: Wann war Reginald Bull dahintergekommen, daß es außer dem Perry Rhodan, der Marschall Suing-Tho für übergeschnappt hielt und dessen Genosse Atlan nicht wußte, was ein Rufkode war, noch einen zweiten Perry Rhodan gab, der Suing-Thos Mentalität kannte und mit ihr einverstanden war und dessen Freund Atlan sämtliche Rufkodes auswendig kannte? Es bestand die Möglichkeit, daß er sich mit der anderen MARCO POLO schon in Verbindung gesetzt hatte, als Perry Rhodan, von einem mißglückten Versuch zurückkehrend, ihn noch während des Rückfluges auf einen verdächtigen Massepunkt jenseits der Pluto-Bahn aufmerksam machte. Das hätte bedeutet, daß er schon bei der Landung der ersten MARCO POLO davon wußte, daß er es mit dem falschen Perry Rhodan, mit dem falschen Atlan, dem falschen Danton und dem falschen Waringer zu tun hatte. Im Rückblick war dieser Möglichkeit nur eine geringe
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