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0600 - Die unsichtbare Grenze

Titel: 0600 - Die unsichtbare Grenze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kannten die Umgebung nicht, und doch war es zur Entwicklung eines aussichtsreichen Fluchtplans notwendig, das Gelände zu kennen.
    Mit derartigen Überlegungen verbrachten die vier Gefangenen, die sich ein in der Nähe des Gebäudeausgangs gelegenes Appartement als Quartier ausgesucht hatten, die ersten Stunden des Abends. Ihre Diskussion wurde nur einmal unterbrochen, als die Servierautomatik des großen Tisches, der im Zentrum des Wohn-Schlaf-Zimmers aufgebaut war, vier Tablette mit Speisen und Getränken ausfuhr. Es war beruhigend zu wissen, daß der Gegner nicht vorhatte, seine Gefangenen verhungern zu lassen.
    Weniger beruhigend dagegen war der Umstand, daß genau die richtige Zahl von Mahlzeiten in genau dem richtigen Appartement serviert worden war. Denn das bedeutete, daß der Feind die Gefangenen beobachtete.
    Nach dem Abendessen wurde noch ein paar Stunden lang diskutiert, dann drangen von draußen plötzlich Geräusche herein.
    Rhodan sprang auf und öffnete die Tür, die auf den Gang hinaus führte. Das erste, was er sah, war Mart Hung-Chuins untersetzte Gestalt. Ihm folgten einige Wissenschaftler des Waringer-Teams, und dahinter kamen die Leute der Freiwache, angeführt von Captain Komo. Perry Rhodan brauchte die Frage, die ihm auf der Zunge lag, nicht auszusprechen. Hung-Chuin blieb vor ihm stehen und stieß zornig hervor: „Wir waren dabei, die Meßergebnisse auszuwerten, da kam eine Abteilung der Instandsetzungs-Crew ins Labor gestürmt und legte uns mit Schockern aufs Kreuz. Das kam so überraschend, daß uns keine Zeit zur Gegenwehr blieb. Was geht hier eigentlich vor?!"
     
    *
     
    Im Laufe der Nacht trafen insgesamt sechstausend Männer und Frauen der MARCO-POLO-Besatzung in dem eigenartigen Gefängnis ein. Davon waren rund fünfzehnhundert an Bord der MARCO POLO außer Gefecht gesetzt und festgenommen worden. Weitere achthundert hatte die SolAb in ihren Wohnungen oder in Hotels aufgegriffen. Die restlichen dreitausendsiebenhundert waren in Theatern, Restaurants, Bars, Tanzdielen oder sonstigen Vergnügungsstätten festgenommen worden, wo sie eben erst begonnen hatten, die Freiheit vom Dienst zu genießen.
    Wenige wußten, worum es ging. Ein paar Leute hatten sich Zeit genommen, die Nachrichten zu sehen, und waren angesichts der Schilderungen, die dort dargeboten wurden, stutzig geworden.
    Die Nachrichten bezogen sich auf Ereignisse, die auch auf der eigenen Bezugsebene augenblicklich aktuell waren, jedoch waren Darstellungen und Kommentare von einem derart martialischen Unterton beherrscht, daß bei den unvoreingenommenen Zuschauern Verwirrung entstand. Perry Rhodan machte es sich zur Aufgabe, seine Leute so schnell wie möglich aufzuklären. Hier und dort stieß er auf Unglauben, doch er ruhte nicht eher, als bis die Erkenntnis der wirklichen Lage sich auch im letzten Bewußtsein festgesetzt hatte.
    Diejenigen, die an Bord der MARCO POLO festgenommen worden waren, berichteten, daß die Mitglieder des Mutantenkorps, die zur Besatzung des Schiffes gehörten, fast ohne Ausnahme an Bord geblieben seien. Ohne Zweifel hatte der Feind ihnen besondere Beachtung geschenkt, so daß sie ihre übernatürlichen Fähigkeiten nicht zum Einsatz bringen konnten.
    Unter denen, die während der Nacht ins Gefängnis eingeliefert wurden, befand sich kein einziger Mutant. Damit stand fest, daß der Gegner die gefährlichsten seiner Gefangenen an einem noch sichereren Ort aufbewahrte.
    Den Eingelieferten war bekannt, daß der Feind die Räumlichkeiten des Gefängnisses einsehen und wahrscheinlich auch abhören konnte. Sobald die Gespräche über die Entwicklung eines Fluchtplans begannen, wurden daher Diversionstechniken angewandt, die dem Gegner das Abhorchen wichtiger Unterhaltungen erschweren sollten. Wenn eine Handvoll Männer eine Frage von Bedeutung diskutierte, baute sich in ihrer Nähe eine Gruppe von wenigstens fünfmal soviel Mitgliedern auf und unterhielt sich mit großer Lautstärke über belanglose Dinge.
    Merkwürdig war, daß selbst die gründlichste Untersuchung der Appartements und Gänge bislang keine verborgene Kamera und kein verstecktes Mikrophon zutage gefördert hatte. Infolgedessen richtete sich die Aufmerksamkeit der Eingeschlossenen zur Decke hinauf, die bislang noch nicht untersucht worden war. Aus Möbelstücken eines Appartements wurde eine Plattform gebaut, auf die ein Unteroffizier aus Alus Komos Kommando kletterte, um die Decke zu inspizieren. Geoffry Waringer war zur Stelle, um die

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