0600 - Die unsichtbare Grenze
Aussagen des Soldaten an Ort und Stelle auswerten zu können.
Niemand hegte auch nur die geringste Befürchtung. Der Unteroffizier wurde von seinen Kameraden durch spöttische Zurufe angefeuert, als er auf der Plattform eine zweite, kleinere errichtete, auf die er sich hinaufschob. Die Oberfläche der kleineren Plattform lag in etwa drei Metern Höhe. Wenn der Mann sich aufrichtete, mußte er mit dem Kopf an die Decke stoßen.
Deswegen war er vorsichtig. Er ging zunächst in gebückte Stellung und streckte die Arme nach oben. Dann begann er, die Knie durchzudrücken.
„He!" hörten ihn die Untenstehenden rufen. „Das ist keine Decke! Wenn ich in schrägem Winkel dagegenblicke, kann ich sehen ..."
Waringers gellender Schrei unterbrach ihn.
„Vorsicht! Gefahr! Springen Sie sofort ab!"
Der Ruf erschreckte den Mann mehr, als daß er ihn warnte. Er verlor das Gleichgewicht. Um sich zu halten, drückte er die Knie vollends durch und reichte mit den Armen nach oben, um sich gegen die Decke abzustützen. In dem Augenblick, in dem die Fingerspitzen das berührten, was bislang jedermann für eine Decke gehalten hatte, entlud sich am Körper des Schwankenden entlang ein fahler Blitz. Für Bruchteile von Sekunden erschien der Mann in grünlich waberndes Feuer gehüllt. Er stieß einen gurgelnden Schrei aus und stürzte zu Boden. Mit ihm stürzten beide Plattformen, die den Reglosen unter sich begruben.
Man zog ihn unter den Trümmern hervor. An der linken Seite war seine Uniform zersengt und verbrannt. Auf der Haut zeigten sich Brandstellen, durch die starke elektrische Ströme in den Körper eingedrungen waren. Der Mann war tot.
„Wenn ich nicht geschrieen hätte ...", murmelte Waringer reuevoll.
„... hätte der Mann von sich aus die Decke berührt", fiel ihm Perry Rhodan ins Wort. „Du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen. Was ist das für ein Ding dort oben?"
„Ein metastabiles Hochüberladungsfeld", antwortete Waringer immer noch halb benommen. „Eine dünne Zone hochkomprimierter elektrischer Ladung. Zum Teil transparent.
Auf dieser Seite reflektiert sie die weiße Farbe der Wände. Von der anderen Seite ist sie durchsichtig. Dieses Gebäude hat kein Dach - nur ein HÜ-Feld, das uns am Entkommen hindert."
5.
„Damit", sagte Geoffry Waringer zu Beginn des Morgens, „ergibt sich für unseren Fluchtplan ein ganz neuer Aspekt."
In der Nähe stand eine Gruppe von Männern, die lautstark die Frage der Emanzipierung halbintelligenter Sternenvölker diskutierte. Um Waringer herum standen Rhodan, Atlan, Danton und Hung-Chuin, sowie einige weitere Mitglieder des Waringer-Teams.
„Sie halten eine Beeinflussung des HÜ-Feldes für möglich?"
erkundigte sich Hung-Chuin.
„Unter gewissen Umständen. Die dünne Schicht hochkonzentrierter Ladung wird durch ein hochfrequentes Wechselfeld zusammengehalten. Wäre es möglich, das Wechselfeld in einen Resonator zu koppeln, dann würde es dazu angeregt, seine Amplitude ständig zu vergrößern. Größere Amplitude bedeutet größere Leistung. Das Feld wird vom Generator schließlich soviel Leistung abzuziehen versuchen, daß der Generator zusammenbricht."
„Schön", kommentierte Danton. „Woher nehmen wir den Resonator?"
„Wir haben Blaster", antwortete Waringer, den die Frage keineswegs in Verlegenheit brachte. „Die Strahlgeneratoren lassen sich notfalls zu Resonatoren umbauen. Natürlich müßten wir einige zusammenschalten, damit sie die abgestrahlte Leistung auch aufnehmen können und nicht bei der geringsten Belastung gleich zerschmelzen ..."
Der Rest seiner Feststellung verlor sich in unverständlichem Gemurmel.
„Eine andere Überlegung", meldete sich der Arkonide zu Wort.
„Wir befinden uns in einem dachlosen Gebäude. Über uns spannt sich ein tödliches Hochüberladungsfeld. Irgendwo muß es einen Generator geben, der das Feld erzeugt und aufrechterhält.
Irgendwo über uns muß es Kameras geben, durch die wir beobachtet werden. Wo sind sie montiert? Am Himmel? Und noch etwas: Das Feld mag von der einen Seite durchsichtig und von der anderen undurchsichtig sein, aber gefährlich ist es auf jeden Fall von beiden Seiten. Bei jeder Berührung des Feldes fließt lawinenartig Ladung ab, und es entsteht eine Leuchterscheinung. Frage: Warum blitzt das Feld nicht dauernd?
Jedes Mal, wenn sich ein darüberfliegender Vogel darauf verewigt oder ein Regentropfen darauf fällt?"
Vielleicht sind die Vögel in dieser Gegend anständig, und es
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