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0600 - Jenseits des Lebens

0600 - Jenseits des Lebens

Titel: 0600 - Jenseits des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gestellt zu sein.
    Aber was sollte er allein gegen die unheimlichen Reptilien ausrichten, die den Silbermond nun besetzt hatten?
    Er mußte eine Möglichkeit finden, sie zu vernichten.
    Dazu mußte er aber erst einmal mehr über sie wissen.
    Onaro erneuerte seine mentale Verbindung zu dem Organhaus und begann, dessen Erinnerungen weiter zu durchforschen.
    ***
    Nicole stoppte den BMW vor dem schmiedeeisernen Friedhofstor. Sie war ein wenig verärgert, weil Zamorra ihre Behauptung anzweifelte, das Mädchen Vali als Silbermond-Druidin erkannt zu haben. Und dieser Ärger hatte sich auf ihren Fahrstil ausgewirkt.
    Als sie jetzt ausstiegen, äußerte Pater Ralph ein weiteres Mal, daß es ihr an Gelassenheit fehle.
    »Wir können ja tauschen, Pater«, brummte sie verdrossen.
    »Ich übernehme Ihre Problemchen, und Sie meine.«
    »Es wäre ein ungleicher Tausch«, entgegnete der Geistliche.
    »Meine Probleme sind die Probleme aller Menschen.«
    Zamorra holte seinen ›Einsatzkoffer‹ aus dem Kofferraum und betrat den Friedhof. Die beiden anderen folgten ihm.
    »Glaubst du, du brauchst die Sachen?« fragte Nicole und deutete auf den Aluminiumkoffer.
    »Ich bin lieber etwas zu vorsichtig als etwas zu tot. Tot sein kann nämlich verdammt lange dauern.«
    »Doch am Jüngsten Tag wird den Gerechten die Gnade der Auferstehung und des ewigen Lebens zuteil«, warf Pater Ralph ein.
    Nicole warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.
    Plötzlich begriff der Pater. »Oh«, murmelte er.
    Ewiges Leben…
    Langes Totsein…
    Sowohl Zamorra als auch Nicole hatten vom Wasser der Quelle des Lebens getrunken und dadurch die relative Unsterblichkeit erlangt. Sie alterten nicht mehr und konnten keines natürlichen Todes sterben, man mußte sie schon ermorden.
    Und Zamorra hatte die Hölle der Unsterblichen gesehen. In ihr war jetzt sein Rivale um die Unsterblichkeit gefangen, Torre Gerret, der Mann, der Zamorra gehaßt und gejagt hatte, weil dieser ihm an der Quelle zuvorgekommen war.
    Gerret besaß jetzt eine andere Art der Unsterblichkeit. Die Morde, die er begangen hatte - was wogen sie gegen die Strafe, die er erlitt, nur weil er ein Auserwählter gewesen war wie Zamorra, im Gegensatz zu ihm aber bereit gewesen war, bedenkenlos zu töten, um seinen Vorteil zu wahren?
    Zamorra hätte eher auf die Unsterblichkeit verzichtet, als zum Mörder zu werden!
    Und das Schicksal Gerrets hatte ihm bestätigt, daß diese Einstellung richtig war. Gerret war in der Hölle der Unsterblichen gefangen bis das sich seit Jahrmilliarden ausdehnende Universum eines unendlich fernen Tages wieder zusammenstürzte, um einen neuen Urknall zu erzeugen und neu zu entstehen. Erst dann würde Gerret frei sein, um in einem neuen Universum eine neue Existenz zu beginnen.
    Torre Gerret würde sehr lange tot sein.
    Und hier schienen christlicher Glaube und von Zamorra erfahrener Mythos zu kollidieren, denn im christlichen Glauben hatte die Urknalltheorie des Universums keinen Platz.
    Vielleicht war aber auch alles ganz anders, als der eine glaubte und der andere zu wissen glaubte…
    Denn andere Religionen kannten auch andere Formen des Weiterlebens nach dem Tod. Und wer konnte sagen, welche die richtige war?
    Aber alle hatten den selben Grundgedanken. Das Rad der Wiedergeburt, von Hindus und Buddhisten anerkannt, ließ den Guten zu höheren Daseinsstufen aufsteigen bis hin ins Nirwana, das ihn dem Zwang, immer wieder neu auf der Erde zu wandeln, enthob - und ließ den Bösen absinken, bis hinab zum Stein. Als solcher konnte er nichts Böses mehr anrichten und würde im nächsten Leben automatisch wieder aufsteigen - aber wie lange leben Steine? Wann sterben sie, um in ihr nächstes Leben wiedergeboren zu werden?
    Ein anderer Gedanke durchzuckte Zamorra in diesem Moment: Wie lange leben Silbermond-Druiden?
    Unwillkürlich verharrte er in der Bewegung. Wie kam er ausgerechnet jetzt auf diese Frage?
    Nach allem, was er bisher wußte, besaßen auch die Silbermond-Druiden die relative Unsterblichkeit. Aber nicht, weil sie vom Wasser der Quelle des Lebens tranken wie die Auserwählten unter den Menschen, sondern weil diese Unsterblichkeit einfach zu ihrer Natur gehörte. Unsterblichkeit.
    Langlebigkeit… was war es wirklich?
    Graf ap Llandrysgryf, so wußte Zamorra, war weit über 8000 Jahre alt und sah immer noch aus wie ein Zwanzigjähriger, weil er seinen Alterungsprozeß in dieser Lebensphase gestoppt hatte. Auch Teri Rheken, inzwischen sicher um die 40, sah wie eine

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