0602 - Krieg der Träume
sich Ghaagch gezwungen sah, diese Waffen gegen Wesen seiner Art zu richten.
Aber er wollte nicht sterben. Nicht hier und jetzt. Nicht auf diese Weise.
Er hatte gelernt, das Leben zu lieben - vor allem sein eigenes.
Und er eröffnete das Feuer auf den anderen Spider!
***
Teri Rheken setzte sich auf. Sie sah die Schwarzhaarige an.
»Wie fühlst du dich jetzt?« wollte Teri wissen.
»Gut«, sagte Vali verwirrt und schüttelte dann den Kopf.
»Was… was hast du mit mir gemacht?«
»Ich habe dir Kraft gegeben«, sagte Teri. Die Goldhaarige berührte Valis Schultern. »Du besitzt jetzt einen Teil von meiner Energie, und du… bist jetzt ausgeglichener, nicht wahr?«
Vali nickte. »Ich fühle mich sehr eigenartig«, erwiderte sie leise. »Da… da war auch etwas um uns herum, nicht wahr?«
»Ich konnte es blockieren. Wir beide haben es blockiert«, sagte Teri. »Um uns herum war das absolut Böse. Ich frage mich, wie andere damit fertig geworden sind.«
»Es war… merkwürdig. Es drang nicht zu uns durch. Aber ich mache mir Sorgen um die anderen. Die Druiden, die mit mir aus dem Jenseits kamen.«
»Du solltest mit deinen Kräften haushalten«, empfahl Teri.
»Was ich dir gab, war nicht viel. Versuch dich zu erholen, zu regenerieren. Du mußt mit dem, was du jetzt hast, deine Kräfte wieder richtig aufbauen. Es geht sicher schnell, aber du wirst dich deshalb erst einmal schonen müssen. Ich übrigens auch.«
»Dieser Haß«, überlegte Vali. »Er hetzt uns alle gegeneinander auf. Wir sollen kämpfen und töten. Dafür sind wir gerufen worden.«
»Was?« entfuhr es Teri. »Ich weiß zwar noch nicht, wer für unser Wiedererwachen verantwortlich ist, aber wir sind doch eigentlich alle tot. Von uns Silbermond-Druiden lebt keiner mehr wirklich. Trotzdem befinden sich unsere Seelen wieder in Körpern. All das ist nicht echt. Die Lebensbäume sind tot.«
Teri schluckte. »Was willst du damit sagen?«
Vali trat zur Wand, berührte sie mit einer Hand und öffnete mit der Kraft ihrer Gedanken ein Fenster, durch das sie hinausschauen konnte. Draußen war es seltsam dämmerig.
Sie fühlte, wie ein wenig der Kraft aus ihr schwand. Das kam durch die magische Kontaktaufnahme mit dem Organhaus.
Einerseits beruhigte es sie, daß das immer noch funktionierte, obgleich dieses Haus und alle Häuser auf dem Silbermond den Druiden nicht mehr gehörten, sondern den Echsenwesen.
Immerhin - die Organhäuser hatten ihre neuen Bewohner akzeptiert.
Andererseits aber war der Kraftschwund immer noch enorm, wenngleich auch nicht mehr so stark wie vor der stofflichen Stabilisierung durch den Echsenmann.
Vali wagte sogar zu hoffen, daß sie bald wieder völlig normal leben konnte. Sie fühlte den Energiefluß in sich, der ihre magische Kraft wieder ansteigen ließ.
Schon früher hatte sie sich gefragt, wie menschliche Magier damit fertig wurden, die ja nicht über die angeborenen Para-Fähigkeiten der Silbermond-Druiden verfügten. Wenn sie Magie benutzten, wurde auch ihnen Energie entzogen. Wie erneuerten sie diese Kraft?
Schwarzmagier opferten Lebewesen, bevorzugt Menschen, weil die über das stärkste Potential an Lebenskraft verfügten, das die Magier sich dann selbst einverleiben konnten. Aber Weißmagier mußten es doch viel, viel schwerer haben, ihre Kräfte zu regenerieren.
Vali verdrängte diese Gedanken wieder. Es gab jetzt Wichtigeres, als diese Frage zu klären.
»Die Lebensbäume«, drängte Teri. »Was meinst du damit?«
Vali wandte sich wieder zu ihr um. »Jeder Silbermond-Druide besitzt einen Lebensbaum. Er ist untrennbar mit diesem Baum verbunden. Stirbt der Druide, stirbt auch der Baum. Stirbt der Baum ab, bedeutet das ebenso das Ende des Druiden.«
»Ich habe davon gehört«, sagte Teri beunruhigt.
»Gehört?« stieß Vali hervor. »Gehört? Das weiß doch jeder! Oder warst du nie im Hain der Lebensbäume?«
»Ich wurde nicht auf dem Silbermond geboren, sondern auf der Erde«, sagte Teri. »Ich lebe noch nicht sehr lange. Ich gelangte erst zum Silbermond, als er uns Druiden bereits nicht mehr gehörte. Den Hain der Lebensbäume kenne ich nicht.«
»Das ist unglaublich«, sagte Vali betroffen. »Dann muß dein Lebensbaum anderswo stehen. Vielleicht auf der Erde. Hast du ihn auch dort nie besucht?«
Teri schüttelte langsam den Kopf.
Vali streckte die Hand aus, griff nach der Goldhaarigen und zog sie an sich, umarmte sie tröstend. »Dann weißt du gar nicht, was wirkliches Glück ist«, flüsterte sie.
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