0603 - Planet der Ritterspiele
Gedanken der feiernden Ritter erschrecken mich. Sie zeugen von Primitivität und Brutalität."
„Dieser Einwand motiviert keine Ablehnung", warf Ortokur ein.
„Es erscheint mir nur logisch, daß wir dem Herrscher des Nordlandreichs unsere Aufwartung machen und dabei ihn und sein Gefolge kennenlernen."
„Das denke ich auch", sagte Atlan.
„Außerdem", meinte Fellmer Lloyd, „können wir bei einer solchen Gelegenheit alle anwesenden Personen daraufhin überprüfen, wer zu den hier ausgesetzten Alt-Mutanten gehört.
Wenn Gucky oder ich jemandem gegenüberstehen, dann finden wir schnell heraus, ob der Betreffende seine Gedanken blockiert, auch wenn er sich mit oberflächlichen Scheingedankenbildern umgibt."
„Das ist richtig", bestätigte der Mausbiber.
Roi schwang sich in den Sattel seines Ghurkas und rief: „Also, Freunde, worauf warten wir noch! Stürzen wir uns ins Festgetümmel!"
Resignierend teleportierte Gucky in seinen Zyngii-Käfig.
Wir bestiegen unsere Reittiere und trabten los. Nach einer halben Stunde befanden wir uns auf dem Serpentinenweg, der zur Burg Glawyn führte.
Der Türmer mußte uns von seinem hohen Bergfried aus schon lange gesichtet haben, denn als wir um die letzte Kurve der Zugangsstraße ritten, fanden wir uns einem Trupp schwergepanzerter Reiter gegenüber.
Ich hob die Hand, und wir hielten an. Danach ritt ich einige Meter vor und rief: „Meldet Eurem Herrn, Ritter Rho Dan von Solarien mit seinem Gefolge möchte ihm seine Aufwartung machen!"
Ein finster dreinblickender Hüne mit einer violetten Narbe auf der linken Gesichtshälfte ritt ein Stück vor die Front seiner Leute und erwiderte: „Ich bin Graf Kalkonh. Wenn Ihr in friedlicher Absicht kommt, Ritter Rho Dan, so seid Ihr willkommen. Folgt uns!" Die Reiter wendeten und ritten auf das Torhaus zu, das aus zwei massiven Mauerwerken mit überdachten Wehrgängen und dem Torturm bestand. Hinter den Schießscharten erkannte ich Bewegung im Schein von Fackeln. Wir folgten den Reitern durch das Tor, dessen Fallgatter angehoben war und über dem drohend der Gußerker mit der Pechnase hing.
Als wir in den Burghof einritten, sah ich, daß sowohl hinter den Fensteröffnungen des Frauenhauses als auch des Palas' Fackeln brannten. Aber während es im Frauenhaus still war, dröhnten aus dem Palas Wortfetzen und Gelächter. Auf einen scharfen Befehl von Graf Kalkonh eilten Knechte herbei und nahmen unsere Ghurkas entgegen. Ich ordnete an, daß unser Gepäck bei den Reittieren im Stallgebäude deponiert werden und Neryman Tulocky die erste Wache übernehmen sollte. Graf Kalkonh sah mich zwar mißbilligend an, erhob jedoch keine Einwände gegen die Bewachung unseres Gepäcks.
Als das erledigt war, führte uns der Graf in den Palas und in die große Festhalle. Hier waren mindestens hundert Edelleute versammelt, und sie hatten den Speisen und dem Wein bereits ausgiebig zugesprochen.
Graf Kalkonh nahm einen Eisenstab und schlug damit mehrmals gegen einen neben der Tür aufgehängten Schild. Nach und nach verstummten die Gespräche. Die Augen der Anwesenden richteten sich auf uns.
„Ritter Rho Dan von Solarien mit Gefolge ersucht darum, seiner Majestät König Pathibur seine Aufwartung machen zu dürfen!"
rief Kalkonh.
Auf der gegenüberliegenden Seite der langgestreckten Halle stand eine Art Thron. Darauf saß ein riesiges Exemplar von Palpyroner mit wettergegerbtem, verwüstetem Gesicht und einer funkelnden Krone auf dem Kopf.
Er blickte mit funkelnden Augen herüber, dann sagte er mit dröhnender Stimme: „Ritter Rho Dan von Solarien sei unser Gast. Kommt zu mir, edler Ritter, und stellt mir Euer Gefolge vor!"
Ich straffte die Schultern und schritt zwischen den beiden reichgedeckten langen Tafeln hindurch zu König Pathibur. Die neugierigen Blicke der Zecher folgten mir. Einige Ausrufe galten offenbar dem „Zyngii", der neben mir her hüpfte. Bisher spielte Gucky seine Rolle gut. Ich hoffte, daß er nicht über die Stränge schlug.
Vor den Stufen, die zum Thron des Königs führten, blieb ich stehen, neigte kurz den Kopf und blickte dann Pathibur ins Gesicht. Eine Weile musterten wir uns schweigend. Der Herrscher des Nordlandreichs war zweifellos eine starke Persönlichkeit mit großer Willenskraft. Aber seine Züge waren außer von Ausschweifungen auch von Brutalität gezeichnet.
Seine Augen allerdings blickten klar und zeugten von hellwacher Intelligenz.
„Willkommen, Rho Dan von Solarien", sagte er mit seiner
Weitere Kostenlose Bücher