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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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lebte auch nicht mehr.
    Anne stand auf dem Fleck, ohne etwas begreifen zu können. Am liebsten wäre sie weggelaufen oder, noch besser, hätte sie sich einfach in Luft aufgelöst, statt dessen stand sie da und starrte stumm auf die fürchterliche Wunde und die darin steckende Waffe.
    Wer hatte das getan?
    Es war leicht, eine Antwort zu finden. Sie dachte an das fürchterliche Gesicht hinter dem Bullauge. Es war bestimmt nicht nur ein Gesicht gewesen, dazu hatte auch ein Körper gehört.
    Gesicht plus Körper gleich Mörder!
    Diese verdammte Gleichung ging auf. Ein Killer, der an Bord gekommen war und das Hausboot womöglich noch nicht verlassen hatte. Dann würde er noch auf sie lauern.
    Dieser Gedanke ließ die Panik in ihr hochsteigen. Das war schon keine normale Angst mehr. Sie zählte es bereits zu einem schrecklichen Seelenterror.
    Anne schaute auf den Mann. Sein starrer Körper bewegte sich.
    Aber nicht, weil Leben in ihm steckte, sondern weil das Schiff auf den Wellen dümpelte und sich die Schwingungen übertrugen. Daß Anne weg mußte, war ihr klar. Leider nicht durch eines der Fenster.
    Sie waren einfach zu schmal für sie. Die Handtasche nahm sie mit, die Schuhe aber zog sie aus, sie hatten einfach zu hohe Absätze.
    Bibbernd schlich sie auf den Ausgang zu. Ein offener Schatten, hinter dem ein Niedergang lag, der wiederum vor einer Deckleiter endete, über die sie ins Freie steigen konnte.
    Es regte sie schon auf, daß ihre Schritte Geräusche verursachten.
    Sie wußte, daß der unbekannte Mörder sie gesehen hatte, und sie ging davon aus, daß er auf sie wartete.
    In der Küche oder Kombüse – sie war perfekt eingerichtet – sah sie die offene Flasche Champagner. Die beiden Gläser lagen noch in der mit heller Emaille bedeckten Spüle.
    Wo steckte der Mörder?
    Anne Baker sah das Blut auf dem Boden, aber nicht den grausamen Killer. Der hielt sich woanders versteckt. Oder hatte er das Hausboot schon verlassen?
    Das konnte sie sich beim besten Willen nicht vorstellen. Nein, solange sich noch ein Opfer auf dem Schiff befand, würde auch er lauern. Über ihren Rücken rann eine kalte Haut. Mit eingezogenem Kopf kletterte sie an Deck, wo sie den frischen Wind spürte, der ihr für einen Moment das Gefühl der Erleichterung gab, bevor die kalte Furcht wieder zurückkehrte und sich in ihrem Innern ausbreitete.
    Das Ufer lag nahe, fast zum Greifen nahe. Auch den langen Steg sah sie. Über ihn waren sie gegangen, um das Deck betreten zu können. Die Wellen sahen schmutzig aus, wenn sie gegen das Ufer rollten, wo sie erst in seiner Nähe helle Streifen bekamen.
    Die mächtigen Mauern des Towers standen wie Schutzpatrone in der Nähe. Nicht weit vom Ufer entfernt wuchteten sie hoch, versehen mit zahlreichen Wehrgängen, Türmen, Vorbauten und Mauern.
    Um diese Zeit war der Tower leer, tagsüber war er von Touristen regelrecht belagert.
    Sie drehte sich noch einmal um, schaute über das sprudelnde und fließende graue Wasser der Themse hinweg zum anderen Ufer, wo die Docks hinter einer dünnen Dunstwand verschwunden waren.
    Auf dem Strom bewegten sich nur noch wenig Schiffe. Die meisten lagen an den Ufern und…
    Etwas warnte sie.
    Es war wie ein Stich, der sie getroffen hatte und seinen Mittelpunkt in ihrem Herzen fand.
    Sie drehte sich um.
    Da stand er!
    Zuerst wollte sie es nicht glauben, obwohl sie sein Gesicht schon einmal gesehen hatte. Aber dieser Killer sah aus wie eine Puppe, wie eine grausame Figur, mit einem breiten Maul versehen, in dem noch etwas Breiteres steckte.
    Ein heller Knochen!
    Gebein, das einem Menschen oder einem Tier hätte gehören können. So genau wußte sie es nicht, aber Anne sah auch, daß diese Gestalt mit den schwarzen, aufgerichteten Haaren, dem nackten Körper und dem Lendenschurz in der Mitte etwas in der Hand hielt, das aus Eisen bestehen mußte und an seinem unteren Ende gebogen war.
    Sie hatte noch nie von irgendwelchen Enterhaken gehört, aber einen derartigen Gegenstand hielt er tatsächlich umklammert und würde damit auch killen, was er schon einmal bewiesen hatte.
    Wohin?
    Der leichtere Weg über den Steg ans Ufer war ihr durch den Unheimlichen versperrt worden. Es gab nur die Chance, von Deck zu springen, hinein in die kalten Fluten der Themse, wegschwimmen und darauf hoffen, schneller zu sein.
    Anne ging zurück. Sie nestelte am Reißverschluß ihres Rocks, er klemmte etwas, sie riß ihn auseinander, der Rock fiel, sie stieg hervor und sah, wie der Halbnackte seinen

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