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0605 - Das Gespenst vom Tower

0605 - Das Gespenst vom Tower

Titel: 0605 - Das Gespenst vom Tower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auch das leise Summen paßte dazu.
    Anne Baker aber dachte an das Gesicht. Sie hatte es sich auf keinen Fall eingebildet. Es war dicht hinter der Scheibe erschienen, schrecklich verzerrt, und sogar die Haare hatten in die Höhe gestanden und sie an lange, schwarzbraune Zweige erinnert.
    Die Angst war nicht verflogen. Sie zitterte ein wenig und hatte die Hände zu Fäusten geballt und starrte ohne Unterlaß gegen das kleine Viereck in der Bordwand, immer damit rechnend und sogar darauf wartend, daß dieses fürchterliche Gesicht wieder erschien.
    Anne wußte, daß sich in einer Millionenstadt wie London zahlreiches Gesindel herumtrieb. Großstädte waren wie Magnete. Sie lockten Menschen an, die von Verbrechen lebten.
    Am rechteckigen Bullauge zeigte sich kein Gesicht mehr. Dennoch lag eine gewisse Unruhe hinter der Scheibe. Die Wellen mit ihren Reflexen auf der Oberfläche, und ihr kam es vor, als würde das Fenster anfangen zu wandern.
    In ihrer Handtasche fand sie Zigaretten. Die Schachtel fiel zu Boden. Anne hob sie auf und streckte die Beine aus. Der nicht gerade lange Rock rutschte noch höher. Unter dem Rand blitzten die Enden schmaler Strapse. Anne hatte tatsächlich vorgehabt, ein Abenteuer zu suchen, nun war ihr die Lust vergangen.
    Als sie den Knall hörte, schreckte sie zusammen. Ein Schuß war es nicht, nur aus dem Flaschenhals war der Champagnerkorken geschossen und irgendwo gegen die Decke geknallt.
    »Bist du okay, Justin?« rief sie laut.
    »Aber klar doch. Geht es dir gut?«
    »Eigentlich ja. Mir ist nur zu warm.«
    Er lachte. »Dann zieh dich schon aus.«
    »Schäm dich, Justin.« Auch sie mußte ein Lächeln verbeißen. Es war ihr wirklich warm geworden. Anne spielte mit dem Gedanken, an Deck zu gehen und frische Luft einzuatmen. Dann dachte sie wieder an das Gesicht, bekam eine Gänsehaut und blieb, wo sie war.
    Sie zündete sich die schmale Zigarette an, die ein weißes Mundstück besaß. Tief saugte sie den Rauch ein, ließ ihn durch die Nase ausfließen und schaute gegen die Decke, wo er sich allmählich verteilte. Die Beine hielt sie ausgestreckt, ihr Mund war trocken geworden, sie sehnte sich nach einem Schluck. Wenn der Champagner gut gekühlt war, konnte er eine Wohltat sein.
    »Justin?« rief sie.
    »Gleich. Ich muß nur eben die entsprechenden Gläser spülen…«
    »Ist egal.«
    »Nein, bei mir nicht.« Die Worte hatten so geklungen, als duldeten sie keinen Widerspruch.
    Sie rauchte. Dabei öffnete sie zwei weitere Knöpfe ihrer Bluse. Ihre Brust schmiegte sich gegen den weichen Stoff, die Spitzen hatten sich leicht verhärtet. Anne Baker spürte die Erregung, die wie Schwachstrom in ihr hochkroch.
    Vielleicht lag es auch an der Gefahr, die doch über dem Schiff schwebte. Anne drückte die Zigarette aus. Sie wollte in die Pantry gehen, um nachzuschauen. Allmählich dauerte es ihr einfach zu lange. Außerdem war die Flasche offen.
    Da hörte sie das Poltern!
    Sie hatte sich schon halb erhoben gehabt, sackte wieder zurück und blieb steif sitzen.
    »Justin?« fragte sie. Allerdings so leise, daß der Mann sie nicht hatte hören können.
    Das Poltern wiederholte sich nicht.
    Statt dessen hörte sie Schritte. Die Tür flog nach innen, im offenen Rechteck stand für einen Moment Justin Gold, starrte in die Kabine und wirkte so, als müßte er nachdenken, ob er sie überhaupt betreten sollte.
    »He, was ist denn?«
    Justin stand im Schatten. Schüttelte er den Kopf, oder nickte er? So genau war es nicht zu erkennen. Jedenfalls ging er in die breite Kabine hinein.
    Anne Baker stand auf. Sie wunderte sich über seinen Gang. War er beim Verlassen des Raumes noch geschmeidig und auch siegessicher gewesen, so sah sie jetzt das Gegenteil.
    Justin Gold ging torkelnd und schwankend. Er setzte den ersten Schritt und sah aus, als würde er nach vorn kippen, konnte sich aber halten, schwankte zur Seite, taumelte dann weiter, stieß gegen den flachen Mahagonitisch, der ihn stoppte, und fiel dann der Länge nach über den Tisch.
    Bäuchlings schlug er auf. Mit dem Kinn berührte er noch die Kante. Der Kopf kippte nach vorn, er schien über dem Tischrand zu pendeln.
    Anne Baker nahm dies nicht wahr. Ihr Blick war auf den Rücken ihres neuen Bekannten gerichtet.
    Und darin steckte etwas. Sie kannte den Gegenstand nicht, er mußte auf ein Schiff gehören, aber sie sah, daß er tief eingedrungen war und eine schlimme Wunde hinterlassen hatte.
    Der Mann konnte mit einer derartigen Wunde nicht mehr leben, und er

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