0607 - Piraten der Hölle
sich Zamorra und Nicole entsprechend maskieren, denn wenn Robert sie wiedererkannte, konnte das durchaus zu einem Zeitparadoxon führen…
Zwischendurch führte Zamorra noch ein Telefonat mit dem Krankenhaus in Roanne. Dorthin war sein alter Diener Raffael Bois gebracht worden, nachdem er durch den Spuk hier auf Château Montagne einen schweren Schock erlitten hatte.
Nun aber teilte man Zamorra mit, Raffael Bois sei mittlerweile schon wieder so fit, daß er sich liebend gern selbst entlassen hätte, um seine Arbeit im Château Montagne wieder aufzunehmen - aber man wolle ihn zur Beobachtung noch ein paar Tage ›festhalten‹.
Immerhin war Raffael bereits über neunzig Jahre alt! Und seine Agilität war den Medizinern in Roanne angesichts dieses biblischen Alters ein Rätsel.
Woher sollten sie auch von seiner magischen Verjüngung wissen?
Zamorra fürchtete allerdings, daß der letzte Kontakt mit derart starker Magie diesen Prozeß beeinflussen könnte, deshalb bat er Raffael dann im persönlichen Telefonat, sich den Ärzten noch für ein paar Tage anzuvertrauen. »William wird Sie würdig vertreten«, sagte er dem alten Diener.
»Eben das beunruhigt mich«, protestierte Raffael. »William ist doch noch viel zu jung für eine so verantwortungsvolle Aufgabe!«
Wobei er vermutlich gezielt übersah, daß auch der schottische Butler William bereits die Fünfzig überschritten hatte.
Aber ein Raffael Bois ohne den steten Drang, seine Pflichten zu erfüllen, das war undenkbar. Andere Menschen hätten sich längst mit dem Ruhestand angefreundet und die Zeit genutzt, ihren Hobbies nachzugehen. Aber Raffaels Hobby war sein Beruf - und gleichzeitig auch seine Berufung.
Auf jeden Fall war Zamorra heilfroh, daß es dem alten Diener wieder gutging.
Die anderen Sorgen reichten ja auch völlig…
***
»Anal’h natrac’h - ut vas bethat - doc’h nyell yenn vve«, wiederholte der Bärtige mit Donnerstimme.
Dabei begann er, die Degenspitze in den grauen Piraten zu bohren.
»Anal’h natrac’h - ut vas bethat -doc’h nyell yenn vve! Weiche, du unheiliges Monstrum, vor der Macht des Meisters des Übersinnlichen! Fahr zurück in jene Hölle, aus der du gekommen bist! Anal’h natrac’h - ut vas bethat - doc’h nyell yenn vve…«
Der Pirat legte den Kopf schräg, während der Degen immer wieder in seine Brust eindrang.
»Interessant«, sagte der Pirat dann. »Bist du sicher, daß dein Zauber wirkt, Meisterchen?«
»Und ob!« brüllte der Bärtige. »Ich habe schon ganz andere als dich vernichtet! Der große Merlin selbst hat mir…«
»Ja, schon gut. Du brauchst nicht so laut zu sein. Auf Espanola hört man dein Geschrei ohnehin nicht. Dauert es noch lange, bis du fertig bist?«
Irritiert starrte Don Cristofero den Piraten an.
»Vielleicht ist es dir ja entgangen, Meisterchen«, verkündete der Pirat heiter. »Aber dein Schiffchen sinkt. Du solltest dich also beeilen. Wenn du erst mal im Bauch eines Haifisches steckst, klingt deine Stimme sicher etwas dumpfer, und der Zauber wird dadurch verfälscht. Also, was ist nun, bist du bald fertig?«
Die anderen Piraten, die Don Cristofero umstanden, brachen in wildes Gelächter aus.
Inmitten des verfilzten Bartes zeigte die Knollennase des Dicken nun eine noch ungesunde Röte. Er rührte mit dem Degen wild im Körper des grauen Piraten herum, ohne dabei jedoch auf Widerstand zu stoßen.
Der Graue lachte jetzt ebenfalls.
Da riß der Bärtige den Säbel hoch und holte aus, um dem Piraten den Kopf abzuschlagen!
Der Pirat lachte nicht mehr. Erschrocken sprang er zurück, riß seine eigene Waffe hoch, um den wütenden Hieb damit zu parieren.
»Das mögen wir aber ganz und gar nicht, mein Bester!« fauchte er böse.
Die Klingen klirrten gegeneinander.
Mit Wucht und Schnelligkeit zielte Don Cristofero stets nach dem Hals des Piraten, der wahrhaftig Mühe hatte, die Hiebe weiterhin zu parieren oder ihnen auszuweichen.
Schließlich riß er einen Arm hoch. »Packt den da! Wenn das Meisterchen nicht aufgibt, schneidet ihm die Kehle durch!«
Die anderen Piraten warfen sich auf Kapitän Vargaz.
Der hatte bereits gehofft, sich im Eifer des Gefechtes davonschleichen zu können, während alle auf Cristofero und den Anführer der Piraten achteten. Schließlich gab’s ein Ruderboot; mit dem er zu entfleuchen gedachte. Ein paar Hiebe gegen die Taue, von denen das Boot gehalten wurde, und es würde ins Wasser hinabklatschen. Dann ein schneller Sprung hinterher, davonrudern und
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