0608 - Wo die Leichenfresser hausen
Erddämonen - aber keine guten…«
Dann stutzte er.
»Erddämonen? Dämonen? DÄMONEN?«
Da sein gewaltiger Filzbart annähernd das ganze Gesicht überwucherte, war nicht zu erkennen, wie bleich Don Cristofero wurde.
Den Blaster in der Hand, brüllte er: »Zu Hilfe! Rasch! Man rette mich!«
Dann rannte er los, blindlings der Spur folgend, die wohl Zamorra und seine Begleiterin auf dem Weg hierher hinterlassen hatten…
***
Darcon glitt wieder in die Tiefe zurück. Es schmerzte, als er seinen Schädel wieder zusammenfügte und sich regenerierte.
Die Verletzungen schwanden, aber es kostete ihn weitere Kraft.
Es war an der Zeit, sich zu stärken.
Beinahe wäre es ihm gelungen. Doch der Sterbliche war zu schnell gewesen. Und zu aggressiv. Er hatte sofort angegriffen und zugetreten, ohne erst lange nachzudenken oder Fragen zu stellen.
Und jetzt war er ohnehin zu weit fort. Die Sterblichen konnten sich im Überirdischen wesentlich schneller bewegen als Darcons Volk im Unterirdischen.
Immerhin wußte Darcon aber jetzt, daß es wieder Sterbliche innerhalb des Bannkreises gab. Wenigstens diesen einen.
Es erklärte zwar noch nicht, woher der Ruf gekommen war, der Darcon und die anderen geweckt hatte, aber es gab ihm Hoffnung. Vielleicht war die lange Zeit des Sterbens vorbei.
Vielleicht gab es jetzt endlich wieder Nahrung. Für ihn, für einige von ihnen, vielleicht sogar für alle.
Er wußte nicht, wieviel Zeit er in der Schlafstarre zugebracht hatte. Es konnte inzwischen sehr viel geschehen sein.
Aber was es auch war - dieser Sterbliche, der ihm den Kopf zertreten hatte, gehörte jetzt Darcon!
Sein Tod würde schlimmer sein als alles, was sich dieser Sterbliche je in seinen schlimmsten Alpträumen hätte ausmalen können!
Der Schädel war schon wieder verheilt, doch die Schmach, so getreten worden zu sein, blieb wie eine schwärende Wunde in Darcons Geist. Er sann auf Rache.
Wenn der Sterbliche den Bannkreis nicht verließ, würde Darcon ihn früher oder später packen.
Und verschlingen.
Aber auf eine Weise, vor der selbst die Herren der Hölle erschauerten…
***
DeDigue trat vor Nicole Duval. »Was wißt Ihr von meiner Mutter?« fragte er scharf.
Zamorra holte tief Luft. Er versuchte, Nicole eine telepathische Warnung zukommen zu lassen, aber er war sich nicht sicher, ob sie seine konzentrierten Gedanken auch wahrnahm.
Doch auch sie schien zu erkennen, daß sie einen Fehler gemacht hatte.
In dieser Zeit konnte niemand etwas über Robert Tendykes Mutter wissen. Er hatte stets darauf geachtet, daß seine Herkunft nicht der Öffentlichkeit bekannt wurde. Zum einen, weil die Menschen damals verächtlich und abwertend auf das Volk der Zigeuner herabsahen, und zum anderen, weil es für Robert immer komplizierter wurde, das alles zu erklären.
Er war im Jahr 1495 als Sohn der Zigeunerin Elena geboren worden. Demzufolge war er jetzt bereits effektiv 180 Jahre alt, und Zamorra kannte ihn aus der Gegenwart sogar als 500jährigen, und da war er längst nicht mehr der Zigeunerjunge Roberto von einst.
Zamorra hatte ihn unter dem Namen Robert deDigue am Hof des Sonnenkönigs und auch in Ägypten erlebt. Im Jahr 1697 war er als der holländische Reeder Robert van Dyke aufgetreten und auf der Osterinsel Rapa-Nui gestorben. Er besaß mehr Leben als eine Katze, und irgendwie tauchte er nach kurzer Zeit immer wieder auf.
Jetzt, anno 1675, mußte er bereits einige Male seine Identität gewechselt haben. Als Robert deNoir hatte er seine ›Jugendzeit‹ verbracht, als Robert deBlanc gründete er eine Übersee-Handelsgesellschaft.
Dies mußte also mindestens seine dritte Inkarnation sein, aber Zamorra nahm an, daß er zwischen deBlanc und deDigue noch einige andere Identitäten angenommen hatte, von denen Zamorra nichts wußte, denn Rob sprach von sich aus nie über seine Vergangenheit.
Nicoles Versuch, ihn an seine Mutter zu erinnern, war tatsächlich ein böser Fehler gewesen. Zum einen ließ die gesellschaftliche Stellung des heutigen deDigue nicht zu, daß er von Zigeunern abstammte, zum anderen gab es keine andere Erklärung als Hexerei dafür, daß er bereits 180 Jahre alt war.
Und drittens implizierte Nicoles Bemerkung, daß sie viel mehr über diesen Mann wußte, als ihm erstens und zweitens lieb sein konnte.
Aber sie hatte ihren Fehler bereits erkannt.
»Nichts, Monsieur«, sagte Nicole darum leise. »Ich weiß nichts über Eure Mutter - außer, daß sie sicher eine sehr gütige Frau war, die Euch
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