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0608 - Wo die Leichenfresser hausen

0608 - Wo die Leichenfresser hausen

Titel: 0608 - Wo die Leichenfresser hausen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ging, würde er ihm auch eine tödliche Verletzung beibringen. Zamorra wußte ja, daß Robert Tendyke dadurch nicht wirklich starb.
    Er würde, wie auch immer das funktionierte, nach kurzer Zeit wieder auftauchen, vielleicht in einer anderen, neuen Identität.
    Aber Zamorra war nicht sicher, ob nicht auch das ein Zeitparadoxon auslösen könnte. Oder war er an diesen Ort in die Vergangenheit gebracht worden, um den Identitätswechsel von Robert deDigue zu Robert vanDyke herbeizuführen, der dann in Holland eine Reederei begründete, um zwei Jahrzehnte später mit seinem Schiff FÜRST ROMANO vor Rapa Nui von Piraten aufgebracht und auf der Osterinsel selbst den Tod zu finden - einen seiner zahlreichen vermeintlichen Tode?
    Nun, das Risiko war Zamorra zu groß. Es gab keine handfesten Belege dafür, daß Robert DeDigue tatsächlich hier und jetzt ›gestorben‹ war.
    Zudem widerstrebte es Zamorra zutiefst, einen Freund zu verletzen. Selbst wenn dieser zur Zeit nicht einmal ahnte, daß er Zamorras Freund war!
    Und dann war da noch die Möglichkeit, daß Zamorra selbst verletzt oder gar getötet würde. Auszuschließen war das keinesfalls. Und er wagte auch nicht darauf zu hoffen, daß der Gnom im richtigen Moment den richtigen Zauber bewirkte.
    Der kleine Freund war im Augenblick sowieso total außer Fassung.
    »Ich schlage vor, daß wir die Hände nehmen«, sagte Zamorra. »Eure und meine Hände.«
    Einen Augenblick lang war deDigue regelrecht verdutzt.
    Dann schüttelte er den Kopf.
    »Hände sind keine Waffen. Ihr seid ein Narr. Aber wenn Ihr wollt, könnt Ihr natürlich gern Eure Hände nehmen. Ich bevorzuge…« Er streckte die Hand nach der Waffe eines der Soldaten aus. »Die Muskete!«
    »Commandeur, das ist nicht fair«, wandte der Korporal ein.
    »Das ist doch keine Waffengleichheit!«
    »Das ist ja auch kein Duell, denn Duelle sind, wir Er recht fürtrefflich bemerkte, verboten. So spielt’s denn keine Rolle. Waffe zu mir! In geladenem Zustand!« Dabei warf er dem Soldaten, der vorhin fehlgeschossen hatte, einen finsteren Blick zu.
    Der Soldat händigte ihm seine Muskete aus.
    »Sekundanten brauchen wir natürlich auch keine«, stellte deDigue fest. »Was das alles an Aufwand spart… Nun wehrt Euch, Montego.«
    Er hob die Muskete, zielte auf Zamorra…
    Und schoß.
    ***
    Der Graue schwebte über den Dingen.
    Er hatte das Inferno überlebt, da er seinem Schiff vorausgeeilt war - der Piratenkapitän aus der Hölle, ein Dämon von niederem Rang, der von dem Zauberer unter den Sklaven beschworen worden war.
    Den Zauberer hatte das Schicksal ereilt. Das Feuer, in dem das Schiff verging, verschlang auch alle anderen.
    Nur den Grauen nicht…
    Und er war voller Haß. Denn sein Kopf, den einer der Sterblichen ihm abgeschlagen und den der Zauberer Mbongo wieder hatte anwachsen lassen - saß falsch herum auf seinem Rumpf!
    Der Graue blickte ständig nach hinten, konnte sich nur umständlich rückwärts bewegen, wenn er wissen wollte, wohin er ging.
    Er konnte sich den Kopf ja schlecht noch einmal abschlagen lassen, denn der Zauberer, der ihn wieder hatte anwachsen lassen, war vernichtet worden, und der Dämon wäre dann nur noch ein lebender Kopf gewesen, ohne Rumpf allerdings.
    Für das, was ihm widerfahren war, wollte der Dämon jetzt Vergeltung üben.
    Aber zugleich spürte er die Nähe der verlorenen Seelen. Sie stürmten über die Insel, sie klagten und heulten. Auch sie wollten Rache.
    Rache dafür, daß sie hatten sterben müssen.
    Jämmerlich waren sie ertrunken, als das Schiff gesunken war, denn niemand hatte ihre Ketten gelöst. Deshalb haßten sie ihren Zauberer und auch die Piraten.
    Zauberer und Piraten existierten nicht mehr, nur noch der Piratenkapitän mit dem falsch herum aufgesetzten Kopf.
    Er war ein Dämon, und die Verlorenen nur ruhelos gewordene Geister. Dennoch mußte er sich vor ihnen hüten, denn gemeinsam waren sie mächtig.
    Wenn er ihrer Rachsucht auf Dauer entgehen wollte, mußte er ihnen ein Opfer bieten. Einen Schuldigen, über den sie herfallen und den sie vernichten konnten.
    Aber unter jenen, die als Opfer in Frage kamen, bahnte sich eine tödliche Auseinandersetzung an. Die wollte der Dämon zunächst abwarten. Denn einer der Sterblichen trug eine Waffe bei sich, die den Grauen vernichten konnte.
    Doch er spürte bereits Wesenheiten, die ihm helfen konnten.
    Und ausgerechnet die heulenden, rachedurstigen Seelen der ertrunkenen Sklaven waren es, die jene Wesenheiten aus ihrer

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