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0609 - Operation Sternstunde

Titel: 0609 - Operation Sternstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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und ihre beruflichen Notwendigkeiten diese Wünsche nicht mehr oder minder stark unterdrückt und aus dem Bewußtsein verdrängt hätten.
    Meiner Ansicht nach überwogen die positiven Auswirkungen der PAD, aber es gab auf der Erde Männer, die anderer Meinung waren. Sie schienen vom Bild des pflichtvergessenen Terraners, das sie in ihren Tagträumen plagte, zutiefst erschreckt worden zu sein. Deshalb wohl auch die Bezeichnung „Abstraktdeformation", denn für arbeitswütige und pflichtbesessene Erdmenschen mußten die veränderten Handlungsweisen der Befallenen abstrakt erscheinen. Ich hielt sie für sehr konkret, aber auf mich hörte ja niemand.
    Dalaimoc Rorvic gähnte tief und kratzte sich gedankenverloren seinen kahlen Schädel. An seinem Verhalten stieß sich sonderbarerweise niemand, obwohl er schon von jeher nur das tat, was ihm gefiel.
    Der Tibeter warf noch einen Blick auf den Frontschirm, dann kreuzte er die Beine unter sich zum Schneidersitz. Sein Bauch berührte dabei die Vorderkante seines Kontursessels. Er legte die dicken Hände auf die Knie, ließ die Lidar halb herabsinken und verfiel schon wieder in ein Dösen, das er heuchlerisch als „Meditation" zu bezeichnen pflegte.
    „Fremdwelt im Universum!" murmelte er. Anscheinend war er endlich übergeschnappt. Es hatte ja so kommen müssen.
    Ich schwang mich aus meinem Kontursessel, ging zu dem leichenhäutigen Mutanten hinüber und hielt ihm die Nase zu.
    Rorvic wehrte sich weder, noch öffnete er den Mund zum Atmen.
    „Was tun Sie da, Captain a Hainu?" fragte Major Borstow argwöhnisch.
    Ich lächelte ihm beruhigend zu.
    „Ich verhindere, daß Rorvics Seele durch die Nasenlöcher entweicht, während der Geist seine Kontrolle über den Körper aufgegeben hat."
    Borstows hölzern wirkendes Gesicht verzog sich zu einer Miene, die Verblüffung ausdrückte.
    „Müssen Sie das immer machen, wenn Sonderoffizier Rorvic meditiert?" erkundigte er sich.
    Ich nickte und erwiderte ernsthaft: „Stimmt, Major. Ich bin Rorvics Seelenwächter.
    Einige Männer der Zentralen Besatzung kicherten, verstummten aber sofort, als Borstow sich finster umsah.
    Unterdessen war ich doch etwas besorgt über Rorvics Zustand.
    Ich fragte mich, wie lange das fette Scheusal die Luft anhalten konnte, ohne daß seine Lebensflamme erlosch.
    Er rührte sich überhaupt nicht.
    Ich nahm die Finger weg, aber sofort fuhr Major Borstow mich an: „Nicht loslassen, Captain! Bedenken Sie die ungeheure Verantwortung, die Sie tragen!"
    Da merkte ich, daß er nicht auf mein Märchen hereingefallen war, sondern nur zum Schein darauf eingegangen war. Diesmal lachten die Männer der Zentrale-Besatzung offen, und Borstow stimmte schließlich ein.
    Ich lachte allerdings nicht mit, denn Rorvic atmete immer noch nicht. War es möglich, daß er erstickt war, weil ich ihm die Nase zugehalten hatte? Es erschien undenkbar, aber bei Rorvic mußte man auf alles gefaßt sein. Vielleicht war er absichtlich gestorben, um mich in eine peinliche Lage zu bringen.
    Verstohlen, so daß es niemand sah, kniff ich ihn mit aller Kraft in den Oberschenkel.
    Im nächsten Moment öffnete er den Mund und blies mir einen Schwall verbrauchter Luft ins Gesicht. Danach atmete er mit geblähten Nasenflügeln ein, öffnete die Augen und sagte dumpf: „Sie sind unschuldig wie die Vögel in den Wäldern, und die Tautropfen im Gras sind für sie eine größere Kostbarkeit als alles Gold des Universums."
    „Von wem sprechen Sie, Sir?" fragte ich.
    Der Tibeter öffnete die Augen, sah mich an und meinte: „Von den Wesen, die den Käfig der technischen Überzivilisation zerbrachen, um die Freiheit wiederzugewinnen."
    „Meinen Sie die Tsittoks, Sir?" erkundigte sich Major Dragomir Borstow.
    Rorvic lächelte undefinierbar und schwieg. Major Borstow drang nicht weiter in ihn. Für die meisten Menschen war der rotäugige Tibeter so etwas wie eine heilige Kuh. Sie kannten ihn eben nicht so gut wie ich, der seine Launen ertragen mußte, ohne zu murren.
    Inzwischen hatte sich die PORTO CERVO dem Planeten weiter genähert. Wir empfingen die Peilsignale des kleinen Senders, den terranische Techniker vor einiger Zeit auf dem Platz installiert hatten, der als einziger Raumhafen Tsittoks diente.
    Der Planet gehörte nicht zum Solaren Imperium, aber er war auf Rhodans Weisung unter den Schutz des Imperiums gestellt worden. Die solare Menschheit beanspruchte aus ihrer Schutzmachtrolle keine Vorrechte; sie schützte lediglich die Eingeborenen

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