0609 - Operation Sternstunde
„Ob das auch eine Folge der PAD ist?"
„Höchstwahrscheinlich", meinte Jala von Katranat. „Die meisten Berufspiloten bummeln offensichtlich. Die PAD wirkt sich nach meinen Informationen ja so aus, daß die Betroffenen sich allen lästigen Pflichten entziehen und nur noch das tun, was ihnen Spaß macht."
Heegen-Tsor, der gerade dazukam, seufzte und sagte: „Muß das herrlich sein, nur das zu tun was einem Freude bereitet!"
Vuurdaal, der am Kartentisch lehnte, sagte vorwurfsvoll: „Es ist nicht der Sinn unserer Existenz dem Vergnügen zu frönen, Bruder. Wie der Hohe Baalol Ardmen Thole vor siebeneinhalbtausend Jahren erklärte, verpflichtet die Gnade des Bewußten Denkens alle Intelligenzen zu unermüdlichem Streben nach dem maximalen Profit, der sich nur durch permanente fleißige Ausbeutung auf Gegenseitigkeit erzielen läßt."
Der alte Patriarch verzog den schmallippigen Mund zu einem dünnen Grinsen.
„Ardmen Thole war eben ein besonders intelligenter Mann."
„Er war kein Mann, sondern ein Hoherpriester!" entgegnete Vuurdaal tadelnd. „Seine Weisheit stammte von Bäal selbst.
„Dann müssen die Terraner ebenfalls von Bäal gelenkt worden sein", warf Heegen-Tsor ein, „denn sie erfanden das Prinzip des Profitstrebens ohne jeglichen Kontakt mit dem Baalol-Kult."
„Alles ist von Bäal geschaffen und wird von Bäal gelenkt, Bruder", erwiderte der Baalol-Priester salbungsvoll. „Mit der PAD hat er die Terraner gestraft für ihre Sünden, und er wird unsere Schritte lenken, auf daß wir den Mann, der die Wurzel allen Übels verkörpert, vernichten können."
Jala von Katranat lächelte amüsiert, verbarg dieses Lächeln aber vor dem Anti.
„Gewiß", sagte er. „Aber ich habe zusätzlich dafür gesorgt, daß unser Plan aufgeht, indem ich den Sohn des terranischen Großadministrators neutralisieren ließ. Ein kleiner Willens-Destruktor sorgt dafür, daß er dem Einfluß der PAD nicht widerstehen kann. Ich nehme an, er hat seinem alten Drang nachgegeben und spielt irgendwo auf Terra die Rolle eines absolutistischen Herrschers."
„Das ist vorzüglich", erklärte Vuurdaal. „Aber vergessen Sie nicht, daß die Idee Ihnen von Bäal eingegeben wurde. Er, vertreten durch den Hohen Baalol, hat den Ruhm zu beanspruchen, nicht Sie."
„Er soll den Ruhm bekommen", sagte Lodkom erheitert. „Wir geben uns mit dem Rahm zufrieden, den wir abschöpfen werden, wenn die Welten des Solaren Imperiums vom Handelsmonopol der Springer beherrscht werden."
Der Baalol-Priester hüstelte und wollte etwas erwidern, aber da setzte die LODKOM-XI sanft auf.
Die Männer sahen sich um. Funnybone Spaceport gehörte zu den ältesten Raumhäfen auf dem solaren Mars. Der Platzbelag hätte dringend einer Erneuerung bedurft, und die Abfertigungsgebäude waren noch aus gewöhnlichem Stahlbeton errichtet worden. Der Kontrollturm allerdings war neu, und auch das Gebäude der Zollverwaltung entstammte einer jüngeren Epoche. Etwa zwanzig Raumschiffe, meist kugelförmig, standen verlassen auf dem Platz. Ein einzelner Bodengleiter kurvte zwischen den Schiffen herum, fuhr in einem Slalomkurs zwischen den Landestützen eines großen Kugelraumschiffes hindurch und näherte sich dann der LODKOM-XI.
Als der Gleiter näher kam, sahen die Männer in der Steuerzentrale des Springerschiffes, daß die Besatzung aus vier Männern in den Uniformen der Solaren Zollbehörde bestand.
Einen Millimeter vor der Mannschleuse der LODKOM-XI hielt der Gleiter an. Der Pilot spuckte seinen Kaugummi auf das Fernsehauge neben dem Schott. In der Zentrale wurde der betreffende Monitor dunkel.
„Ruhig bleiben!" mahnte Jala von Katranat, als er sah, daß der Patriarch rot anlief vor Zorn. „Denken Sie stets daran, daß die Terraner im Vergleich zu uns nichts als Primitivlinge sind, über deren Benehmen wir erhaben sein müssen."
Lodkom schnaufte, dann betätigte er den Öffnungsschalter für die Personenschleuse. Kurz darauf betraten die vier Zollbeamten die Steuerzentrale.
„Ich grüße Sie!" sagte der Anführer der Terraner. „Mein Name ist Sorge, Zollinspektor Sorge." Er blickte den alten Patriarchen an. „Und Sie sind vermutlich Patriarch Lodkom. Na, dann lassen Sie mal Ihren Frachtbrief abspielen."
Lodkom knurrte etwas Unverständliches, während er den Schalter drückte, der die Überspielung der positronisch gespeicherten Frachtdaten auf einen Bildschirm veranlaßte.
Zollinspektor Sorge musterte die Angaben, während seine Kollegen sich leise
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