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0609 - Tiefsee-Mystik

0609 - Tiefsee-Mystik

Titel: 0609 - Tiefsee-Mystik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sie – bepackt mit Einkaufstüten – den Supermarkt verließen.
    Wir waren uns sympathisch gewesen und hatten auf den Schreck hin ein Glas zusammen getrunken. Kate konnte es selbst nicht fassen, daß sie mir aus dem Bauch heraus von ihren Problemen berichtet hatte, und sie freute sich natürlich, daß ich auf ihrer Seite stand, war allerdings etwas von meinem Beruf enttäuscht, da sie mit Polizisten unangenehme Erfahrungen gesammelt hatte, wobei ich mir redliche Mühe gab, diese zu revidieren.
    Suko hatte uns allein ausgehen lassen und war gewissermaßen als Schutz bei Chris Tanner zurückgeblieben, denn die Drohungen konnten einfach nicht überhört werden.
    Ein junges Mädchen brachte uns den Hummersalat und schenkte noch einmal Weißwein ein.
    »Dann wünsche ich dir einen guten Appetit, John.«
    »Danke, das geht auch an dich.«
    Kate hatte nicht gelogen. Was da auf den kleinen Teller gezaubert worden war, schmeckte pikant. Vor allen Dingen überdeckte die Soße nicht den Hummergeschmack, so etwas fand man nicht überall. Der Koch mußte ein Meister seines Fachs sein.
    Kate freute sich, daß es mir schmeckte. Ich hatte meinen Teller auch als erster leer und schwärmte noch von der Soße, denn ihre Reste putzte ich mit Weißbrot vom Teller.
    »Das war super, Kate, alles vom Feinsten.«
    »Und nicht mal teuer.«
    »Eben. Was meinst du, was du in London für dieses Gericht bezahlen mußt.«
    Sie lehnte sich zurück und nippte an ihrem Wein. »Nein, da möchte ich nicht hin.«
    »Weshalb nicht?«
    Sie hob die Schultern. »London ist mir zu laut, zu hektisch. Zu viele Menschen, du verstehst.«
    »Natürlich.«
    »Ob du es glaubst oder nicht, ich fühle mich hier mehr als wohl. Sauwohl, sagt man dazu.«
    »Kann ich verstehen.« Mein Blick glitt bei dieser Antwort durch das große Fenster und erfaßte den kleinen angeleuchteten Hafen, wo die Fischerboote lagen und friedlich im Wasser nebeneinander dümpelten. Ihre Masten bewegten sich zitternd, und über dem Hafen lag eine nahezu greifbare Stille. Die Sonne war fast verschwunden. Nur weit im Westen brannte noch der Himmel, als würde dort ein gewaltiges Feuer leuchten und seine Flammen über den Horizont verteilen.
    Es war ein wunderschönes Schauspiel, ein herrliches Land, eingehüllt vom Wasser des Atlantiks, aber es konnte auch zu einer menschenfeindlichen Gegend werden, wenn der Winter mit Brachialgewalt losbrach, begleitet von schweren Stürmen, die Massen an Schnee heranschaufelten.
    »Dir gefällt es, wie?«
    Ich nickte und schaute zu, wie das Mädchen abräumte. Es trug über dem gestreiften Kleid eine kleine Schürze aus Leder. Viel war nicht zu tun. Wenn Gäste kamen, dann später.
    »Ich habe mich auch in dieses Land verliebt.« Kate drehte das Weinglas. »Es ist so wunderbar, so romantisch, so frei und dennoch voller Rätsel.«
    »Du kennst es besser als ich.«
    »Wie du, John.«
    Ich war etwas irritiert. »Hilf mir mal auf die Sprünge, Kate. Wie meinst du das?«
    Sie lächelte locker. »Auch du steckst voller Rätsel. Ich weiß eigentlich nichts von dir.«
    Ich hob die Schultern. »Meine Güte, was gibt es von mir schon zu berichten.«
    »Du bist ein Polizist«, sagte sie nachdenklich.
    »Stimmt.«
    Noch nachdenklicher fuhr sie fort: »Wobei ich nicht glaube, daß du gerade hier deinen Urlaub zusammen mit deinem Freund und Kollegen Suko verbringst.«
    »Stimmt auch.«
    »Was also hat dich nach Neufundland getrieben? War es die Arbeit? Hast du einen Job zu erledigen?«
    »So ungefähr.«
    »Über den du nicht reden darfst – oder?«
    »Nicht gern, Kate.«
    Sie schaute an mir vorbei und ins Leere. »Hat es etwas mit meinen Problemen zu tun?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Was ist es dann?«
    Ich seufzte. »Du läßt nicht locker, wie?«
    Sie lachte. »Das ist meine Art. Schon in der Schule war ich als neugieriges Kind verrufen. Das hat sich im Laufe der Jahre noch verstärkt, besonders in der letzten Zeit, wo Menschen versuchen, die Umwelt zu zerstören, nur weil sie ein Geschäft wittern.«
    »Mein Job hat damit nichts zu tun.«
    Sie trank einen Schluck Weißwein und schaute gegen die Scheibe, wo sich unsere Gestalt widerspiegelte. »Gangster mag es zwar hier auch geben, aber man erkennt sie nicht so leicht. Und von einem Engländer, der aus London geflogen ist, um hier auf der Insel Unterschlupf zu finden, habe ich auch nichts gehört.«
    »Darum geht es auch nicht.«
    Kate beugte sich vor. Der Lichtschein erzeugte in ihren Pupillen blitzende Reflexe.

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