0610 - Pilgerflug nach Terra
Situation eingetreten, wie beim plötzlichen Auftauchen der terranischen Flotte."
„Ich flehe Sie an, passen Sie auf die CALDERON auf", bat Kapitän Choreistan. „Wir haben achttausend Passagiere an Bord!"
„Ich werde mein Möglichstes tun", versprach der Erste Offizier.
Die Stimme war kaum verstummt, als Kapitän Choreistan plötzlich den Halt unter den Beinen verlor und quer durch die Kommandozentrale geschleudert wurde. Er dachte noch daran, daß die Antigravaggregate und die AndruckAbsorber ausgefallen sein mußten, hörte die Alarmsirene und jemanden schreien: „Wir sind gerammt worden!"
Dann senkte sich die Dunkelheit auch über seinen Geist.
Irgendwo in einem der Laderäume des Frachtraumers dachte ein Junge an seinen Hund... ein alter Mann fragte sich vor dem Tode noch einmal, wozu er denn nun seinen Koffer auf Abraham IV zurückgelassen habe... Und Sildona Montez starb mit dem Namen ihres Mannes auf den Lippen: „Dion."
*
Als der gigantische Feuerwall in sich zusammenfiel, stießen die terranischen Schiffe im Schutze ihrer Energieschirme durch ihn hindurch.
Die meisten der Pilgerschiffe hatten bereits abgedreht und befanden sich auf der Flucht. Die anderen, die noch auf Erdkurs waren, bekamen Transformbomben vor den Bug gesetzt, bis sich die Kommandanten zum Rückzug entschlossen.
Trotzdem gab es aber immer noch Pilger, die ihre Niederlage nicht einsehen wollten. Sie wollten sich nicht damit abfinden, daß sie die lange Reise umsonst gemacht haben sollten.
Einige hundert Schiffe hatten sich nach ihrem Rückzug neu formiert und kamen zurückgeflogen. Sie ignorierten alle Warnungen und flogen unbeirrbar weiter, obwohl in ihrer unmittelbaren Nähe Salven von Transformbomben explodierten.
„Soll das alles wieder von vorne beginnen?" sagte Rhodan deprimiert.
Aber anscheinend hatten die Pilger aus dem vorangegangenen Chaos doch eine Lehre gezogen, denn ihr Sprecher, Lorm Brantor, setzte sich mit Rhodan in Hyperfunkverbindung und zeigte Verhandlungsbereitschaft.
Von Atlan erfuhr Rhodan, daß es sich bei Lorm Brantor um einen der Rädelsführer handelte, die von Ras Tschubai auf ein Lazarettschiff gebracht und dort mit Psychopharmaka behandelt worden waren. Nach seiner Heilung hatte Ras Tschubai ihn zu den Pilgern zurückgebracht. Obwohl er anscheinend wieder rückfällig geworden war, sprach er vernünftig und überlegt.
„Können Sie uns keinen Kompromiß anbieten, Herr Großadministrator?" sagte er. „Wir haben große Schuld auf uns geladen, ich weiß. Wir waren verblendet, besessen von dem Wunsch, die Wiege der Menschheit aufzusuchen. Wir wollten unser Ziel mit Gewalt erreichen. Das war falsch. Aber unsere Absicht ist deshalb nicht verwerflich, nur unsere Mittel waren es.
Haben Sie uns nicht trotz allem einen Kompromiß in Güte anzubieten, Herr Großadministrator?"
„Ich kann Ihnen die Einflugerlaubnis ins Solsystem nicht geben", bedauerte Rhodan. „Vielleicht haben Sie Terra-Television empfangen, dann wissen Sie, welche Zustände auf der Erde herrschen. Es wäre unverantwortlich, auch nur ein einziges Pilgerschiff auf Terra landen zu lassen. Aber ich will Ihnen eines versprechen, Lorm Brantor. Wenn sich die Situation normalisiert hat, werde ich mich darum bemühen, allen Pilgern die Möglichkeit zu geben, die Heimat ihre Vorfahren aufzusuchen. Wann das sein wird, kann ich jedoch noch nicht sagen."
Damit gaben sich die Pilger zufrieden. Sie wußten, daß sie nicht mehr erreichen konnten, und begnügten sich mit der Aussicht, irgendwann in nächster Zukunft die Erde betreten zu dürfen.
Die letzten manövrierfähigen Pilgerschiffe zogen sich aus dem Gebiet des Pluto-Gürtels zurück, und die terranischen Bergungskommandos konnten sich ungestört daranmachen, die Wracks nach Überlebenden zu durchsuchen.
Damit war das letzte Kapitel des Pilgerfluges zur Erde jedoch noch nicht abgeschlossen. Es sollte mit dem Blut eines Mannes geschrieben werden, der sich geschworen hatte, seinen Fuß um jeden Preis auf terranischen Boden zu setzen: Oberst Olgor Trattin.
Rhodan erhielt die alarmierende Nachricht nach dem Rückzug der letzten Pilgerschiffe: „62 Einheiten der Pilgerflotte ist der Durchbruch zur Erde gelungen. Es handelt sich durchwegs um Kampfschiffe mit offensichtlich geschulten Mannschaften."
9.
Oberst Trattin sah die Niederlage kommen. Deshalb versuchte er mit seinen Kampfschiffen einen Durchbruch. Er gab einen entsprechenden Befehl auf einer vereinbarten
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