0610 - Pilgerflug nach Terra
Wellenlänge an die Kampfeinheiten, aber nur 61 Schiffe folgten seinem Ruf.
Sie umflogen den Feuerwall und gingen noch außerhalb des Pluto-Gürtels in den Linearflug über. Eine einzige Linearetappe brachte sie bis eine Million Kilometer an die Erde heran. Das war so nahe, daß die Schiffe trotz stärkster Bremsmanöver über die Erdbahn hinausschossen. Aber nachdem sie eine weite Schleife beschrieben hatten und zur Erde zurückflogen, war ihre Geschwindigkeit soweit vermindert, daß sie in die Atmosphäre eintauchen konnten.
„Terra, wir sind da!" rief Oberst Trattin, und in seine Augen trat ein fanatisches Glühen.
„Wo werden wir landen, Sir?"
Oberst Trattin breitete die Arme aus und rief: „Wo es uns gefällt. Uns liegt die ganze Erde zu Füßen."
„Wir müssen befürchten, daß man von den Bodenstationen das Feuer auf uns eröffnet!" gab jemand zu bedenken.
Oberst Trattin lachte.
„Die dort unten haben genug mit ihren eigenen Problemen zu tun. Man hat uns nicht einmal ein einziges Kampfschiff entgegengeworfen. Das zeigt, daß wir nichts zu befürchten haben. Der Verteidigungsring um Terra ist zusammengebrochen.
Niemand kann uns hindern, die Erde zu erobern..."
Oberst Trattin verstummte. Er schien erst jetzt zu erfassen, was er eben gesagt hatte. Und er wiederholte das Wort, das schon immer eine magische Kraft auf ihn ausgeübt hatte: „Erobern!"
Warum nicht? War er nicht - und jeder andere Pionier, der von den Terranern abstammte - einer der rechtmäßigen Besitzer der Erde?
„Die Erde gehört uns ebenso wie den Terranern!" sagte Oberst Trattin überzeugt.
Einige Männer stimmten ihm zaghaft zu.
„Wir sind Kinder der Erde. Wir haben ein Anrecht darauf, ja, es ist sogar unsere heilige Pflicht, die Geschicke unserer Heimatwelt mitzubestimmen."
Die Männer, die anfangs noch zurückhaltend gewesen waren, stellten sich nun bedingungslos auf seine Seite.
Die Erde gehörte nicht nur den Terranern, sondern allen Menschen!
„Wir werden nicht irgendwo auf der Erde landen", erklärte Oberst Trattin. „Unser Ziel ist Terrania-City. Dort liegt die Nervenzentrale des Solaren Imperiums, wo alle Fäden zusammenlaufen. Dorthin wollen wir - nach Imperium Alpha."
Die zweiundsechzig Kampfschiffe der Pilgerflotte näherten sich ungehindert der Oberfläche der Erde. Die Funksprüche aus Imperium Alpha, in denen die Pilger zur sofortigen Rückkehr aufgefordert wurden, blieben ungehört.
*
„Wir haben es geschafft!"
„Jetzt müssen wir unsere Position verteidigen."
Irgend jemand drückte Dion Montez einen schweren Desintegrator in die Hand. Er fragte nicht, was er damit sollte.
Er war mit den Gedanken ganz woanders... bei seiner Frau und seinen beiden Kindern Effie und Burt.
War es nicht seltsam? In den letzten Tagen hatte er an nichts anderes als die Erde gedacht. Und jetzt, wo er am Ziel all seiner Wünsche angelangt war, da wanderten seine Gedanken in die Ferne.
Dion Montez war im Zuge des Umsiedlungsprogramms an Bord der KONTIX gekommen. Auf der CALDERON war ein Großteil der Frauen und Kinder der KONTIX untergebracht worden. Als Oberst Trattin alle kampffähigen Männer aufgefordert hatte, sich seiner Truppe anzuschließen, hatte sich Dion gemeldet. Sildonas Tränen hatten ihn damals nicht gerührt. Jetzt mußte er an sie denken.
Er riß sich zusammen.
„Sildi, ich kämpfe für dich und die Kinder. Ich kämpfe euch den Weg zur Erde frei", murmelte er.
Oberst Trattin meldete sich über die Rundrufanlage: „Soeben fliegen wir in die Atmosphäre der Erde ein. Nicht mehr lange, Männer, dann sind wir am Ziel. Aber haltet eure Waffen bereit, die Terraner werden uns nicht gerade mit Blumensträußen empfangen."
Dion umklammerte unwillkürlich seinen Desintegrator.
Aus dem Lautsprecher ertönte wieder die Stimme eines Nachrichtensprechers von Radio Terrania.
„... sind 62 Kampfschiffe der Pilger in die Atmosphäre der Erde eingeflogen. Alle Piloten werden angehalten, den Luftraum über Terrania zu räumen. Kursberechnungen haben ergeben, daß die Pilgerschiffe die Hauptstadt der Erde zum Ziel auserkoren haben...
„Das sind wir", sagte irgend jemand hinter Dion.
„Jetzt müssen sich die Terraner mit uns abfinden. Wir sind da!"
Dion vernahm die Stimme des Nachrichtensprechers wie aus weiter Ferne. Er hörte nicht zu, konnte die Stimme aber auch nicht ignorieren. Der Nachrichtensprecher sagte irgend etwas über einen Rückzug der Pilgerflotte und von furchtbaren Zusammenstößen und
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