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0613 - Mandragoros grausamer Garten

0613 - Mandragoros grausamer Garten

Titel: 0613 - Mandragoros grausamer Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Katze, die sich wohl fühlte. Ich dachte nicht einmal daran, die Platte umzudrehen oder eine andere Scheibe aufzulegen. Der Weg vom Sessel bis zum Plattenspieler erschien mir einfach als zu lang.
    Bis es klingelte!
    Zuerst wollte ich es nicht zur Kenntnis nehmen. Ich weigerte mich einfach, empfand das Geräusch als Provokation, mich in meiner herrlichen Ruhe so zu stören, doch beim dritten Klingeln konnte ich nicht anders und wälzte mich förmlich aus dem Sessel, wobei einige kaum druckreife Worte über meine Lippen flossen.
    Ich ging durch den schmalen Flur und blieb vor der Wohnungstür stehen, die in Augenhöhe ein Guckloch besaß.
    Dahinter zeichnete sich ein bekanntes Gesicht ab. Es gehörte einem der Hausmeister, der in diesem großen Wohnblock seinen Dienst versah. Mein Mißtrauen schwand etwas, und bevor er noch einmal klingeln konnte, öffnete ich die Tür.
    »Sorry, Mr. Sinclair, ich wollte Sie nicht stören, aber da ist etwas für Sie abgegeben worden.«
    »Wie – für mich?«
    »Ja, hier.« Mit einem etwas verlegenen Lächeln überreichte er mir einen Karton, um den jemand eine große grüne Schleife gewickelt hatte. Der Karton war mehr lang als breit und besaß die Höhe, wie sie auch bei Schuhkartons üblich war.
    »Wer hat ihn abgegeben?« Ich nahm ihn noch nicht entgegen. Bei nicht erwarteten Geschenken erwachte jedesmal mein gesundes Mißtrauen.
    »Es war ein Bote.«
    »Firma?«
    »Flower Express, Mr. Sinclair. Ja, der kam von einem Blumenladen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Wollen Sie das Ding nun annehmen oder nicht?«
    »Okay, geben Sie es her.« Ich nahm ihm den Karton aus der Hand und wunderte mich über dessen geringes Gewicht. Eine Bombe schien er nicht zu enthalten.
    Der Hausmeister tippte gegen den Schirm seiner flachen Mütze und zog sich wieder zurück.
    Ich trug den Karton auf beiden Händen. Im Wohnraum stellte ich ihn ab, blickte das Geschenk nachdenklich an, dachte daran, daß wir in einem Monat Weihnachten hatten, aber für Geschenke war es trotzdem noch zu früh, wie ich fand.
    Möglicherweise hatte mir jemand ein faules Ei ins Nest gelegt und Weihnachten mit Ostern verwechselt. So etwas sollte ja auch vorkommen, wie ich wußte.
    Die grüne Schleife bildete auf dem Deckel einen Knoten, den ich auseinanderzupfte, das Band zur Seite legte und den Deckel noch nicht abhob, weil ich zunächst mein Ohr gegen ihn legte, um nach einem verdächtigen Geräusch zu lauschen.
    Bomben tickten, das wußte ich, aber hier tat sich nichts. In dem Karton herrschte eine nahezu beklemmende Stille. Ich schimpfte über mein eigenes Mißtrauen und dachte daran, daß mir jemand nur eine Freude machen wollte. Dann allerdings hätte er seinen Absender hinterlassen können. Vielleicht fand ich ihn auch im Karton. Mit spitzen Fingern umfaßte ich den Deckel, zog etwas daran und konnte ihn tatsächlich in die Höhe hieven.
    Mein Blick fiel auf – Seidenpapier!
    Ja, dieses dünne Zeug, mit dem man Lücken ausstopfte, wenn ein Gegenstand nicht genau in das Gefäß hineinpaßte.
    Mein Präsent mußte unter dem Papier verborgen sein, das ich vorsichtig zur Seite zupfte.
    Und dann hatte ich das Gefühl, einen schrecklichen Traum zu erleben. Einen Traum eingepackt mit Blütenduft und grünen Blättern, denn im Karton lag eine Blume.
    Sie besaß einen langen Stiel, dazu breite, grüne, fleischige Blätter, die zur Seite gedrückt worden waren, damit die Blüte in der Mitte freiliegen konnte.
    Aber welch eine Blüte!
    Nein, keine normale. Sie bestand, ich wollte es kaum glauben, aus einem Menschenkopf…
    ***
    Die folgenden Sekunden bekam ich nicht mit. Ich hatte mehr den Eindruck, als wäre die Zeit stehengeblieben, und es gelang mir einfach nicht, den Blick von diesem »Geschenk« abzuwenden.
    Eingepackt in einen Blütenkelch und umhüllt von Blütenblättern lag dieser Menschenkopf, als wäre er ein Teil der Blüte. Sein Gesicht war so genau nachgezeichnet, als würde es leben, die Augen bewegen, mir zuzwinkern oder mich im nächsten Moment anlächeln.
    Es war der Kopf eines Mannes, der nicht mehr zu den jüngsten Menschen gehörte. Die Sechzig mußte er meiner Schätzung nach überschritten haben, und ich schaute genauer hin, weil in meinem Kopf etwas eingerastet war. Eine Idee zuckte auf, sehr fern, noch längst nicht konkret, aber immerhin begreifbar.
    Ich kannte das Gesicht!
    Urplötzlich stand es für mich fest. Ja, zum Henker, ich hatte es schon einmal gesehen.
    Aber wo?
    Ich begann damit, in meiner

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