0613 - Mandragoros grausamer Garten
ausgestreckten Finger der mörderischen Eisenklaue…
***
Wie heißes Eisen hatte Suko die Hand erwischt. Es war ihm nur ein halbes Ausweichen gelungen. An der Stirn, am Ohr und am Hals war er gestreift worden. Dort brannte die Haut, als würde sie mit Feuer bestrichen. Hinzu kam noch der Luftmangel, der den Inspektor zum Auftauchen zwang. Er hatte es glücklicherweise geschafft, sich den Weg freizutreten, drehte sich noch dicht unter der Oberfläche und schoß dann raketenartig aus dem Wasser hervor.
Er sah John, den Vernichter, ebenfalls das Mädchen und bekam auch mit, daß es dem Geisterjäger gelang, den tödlichen Hieben auszuweichen. Damit war die Gefahr noch nicht gebannt. Dieser von Guywano geschickte Killer war eine Bestie ohne Gefühle, er wollte nur seinen Auftrag durchführen.
Suko ignorierte die Schmerzen, er holte noch einige Male tief Luft und tauchte wieder.
In seiner rechten Hand allerdings hielt er den Griff der ausgefahrenen Dämonenpeitsche fest. Falls der Vernichter ein magisches Innenleben besaß, würde er der Kraft der Peitsche kaum etwas entgegenzusetzen haben. Nur mußte er ihn zunächst finden.
Das Gewässer war ziemlich groß, leider auch dunkel und dem Killer sicherlich bekannter als Suko. Mit der Peitsche in der Hand schwamm der Inspektor Kreise, die er zunächst relativ groß hielt, dann enger zog, zwischendurch Luft holte, wieder tauchte und plötzlich etwas sah, das ihn in seinem Umfang fatal an einen langgestreckten Körper erinnerte.
Suko befand sich hinter ihm. Er konnte nicht erkennen, ob es sich um John oder den Vernichter handelte. Aber auch der andere hatte den Inspektor nicht entdeckt, weil er sich einem anderen Ziel näherte, das vor ihm sein mußte.
Suko schwamm vorsichtig hinter der Gestalt her – und wußte plötzlich Bescheid.
Das war nicht John Sinclair!
Suko kannte seinen besten Freund so gut, um ihn auch an seinen Schwimmbewegungen identifizieren zu können. Vor ihm mußte sich einfach der Vernichter bewegen.
Der Chinese kam näher an die Bestie heran. Er mußte es geschickt anfangen und hinter ihm bleiben, damit der Vernichter ihn nicht zu früh bemerkte und es ihm gelang, seine Dämonenpeitsche einzusetzen.
Aber Suko sah noch mehr.
Ein zweiter Schatten glitt heran und dabei genau auf den Vernichter zu, der seinen rechten Arm etwas zurücknahm, gerade so, als wollte er zu einem vernichtenden Schlag ausholen.
Obwohl Suko selbst unter Luftmangel litt, setzte er alles auf eine Karte. Mit einer wilden Schwimmbewegung seiner Beine schaffte er es, dicht über den Rücken der Gestalt zu gelangen.
Genau da handelte er.
Wie eine Würgeschlinge schlang er die drei Riemen um den Hals des Vernichters und riß ihn mit harter Kraft zurück…
***
Die Eisenhand würde mich treffen, so schnell konnte ich einfach nicht ausweichen.
Sie traf nicht.
Auf einmal bäumte sich die Gestalt vor mir auf, als wäre sie von einer gewaltigen Kraft in die Höhe gezerrt worden. Die gefährliche Eisenhand bewegte sich zwar flatternd vor meinem Gesicht, aber sie erwischte mich nicht mehr.
Dafür hatte ich freie Bahn.
Als ich mit dem Dolch zustieß, sah ich so etwas wie einen Doppelschatten. Der zweite lag über dem ersten, das mußte einfach Suko sein, dann quoll mir eine dunkle Wolke aus der Wunde mitten in der Brust entgegen, und ich wußte, daß ich es geschafft hatte.
Mich drehend und mit zwei kräftigen Beinstößen erreichte ich die Oberfläche, wo mein Freund Suko nur eine Armlänge von mir entfernt auftauchte.
Wir schnappten beide mit offenen Mündern nach Luft, wischten uns das Wasser aus dem Gesicht und schauten zum Ufer hin, wo sich das Mädchen in Sicherheit befand.
Es kniete neben einer Gestalt, die es wahrscheinlich aus dem See gezogen hatte, und weinte.
Chandler stand da wie eine Figur, mit halb erhobenen und angewinkelten Armen, aber fassungslos, unfähig, ein Wort zu sagen.
Wenn ich mich streckte, spürte ich unter den Füßen den weichen Grund, und wir sahen beide, wie etwas Längliches aus der Tiefe her in die Höhe geschoben wurde.
Ein bleiches Gesicht schimmerte dicht unter der Wasserfläche, dann erkannten wir den Vernichter.
Er lebte nicht mehr.
Das Wasser war dabei, seinen Körper regelrecht abzuschwemmen.
Er löste ihm die Haut wie Säure, so daß einzelne Stücke davon als Fetzen weggetrieben wurden.
Klatschnaß und zitternd nickten wir uns zu. Suko streifte dabei über seine Wunden, die noch immer bluteten. Ich nickte ihm zu und formulierte
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