0614 - Der Clan der Wölfe
Hungers. So wie deinem Clan die Schlacht bei Verdun und ähnliche kleine Scharmützel. Hitlers Rußlandfeldzug. Vietnam.«
»In Vietnam sollst doch du die Krallen im Spiel gehabt haben.«
Lykandomus lachte bellend. »Oh, wie schön man uns dann beide mit Fehlinformationen an der Nase herumgeführt hat… dann waren wir dort also beide nicht. Nun, du wirst bald nirgendwo mehr sein. Harowic will deinen Tod. Er will selbst an die Spitze.«
»Dir könnte es gleich sein, wer den Lorett-Clan führt.«
»Es geht mir um uns alle. Um jeden einzelnen Wolf. Wir sind schwach geworden in den letzten Jahrzehnten. Wir alle. Auch wenn du immer noch glaubst, stark zu sein und den mächtigsten Clan zu führen. Aber Harowic will mehr. Er träumt davon, die Werwölfe an die Spitze der Schwarzen Familie zu führen.«
»Was könnte daran schlecht sein? Träumen wir nicht alle davon?«
»Du nicht, denn sonst hättest du es längst versucht.«
»Ich bin vorsichtig«, sagte Lorett. »Es gäbe Krieg mit anderen Dämonenclans. Die alten Vampire würden ihre bevorzugte Stellung ebensowenig aufgeben wollen wie die Corr, die nach Zorrns Tod unter Zarkahr ebenfalls an die Spitze wollen und in Lucifuge Rofocale einen aufmerksamen Dulder haben… nein, ich will abwarten, daß Corr und Vampire sich gegenseitig befehden. Wenn sie sich genügend geschwächt haben, in zwei, drei Jahrhunderten, dann werden wir Wölfe kommen und uns alles nehmen, was jene nicht mehr halten können.«
Lykandomus grinste.
»So sehe ich das auch«, sagte er. »Deshalb habe ich dich vor Harowic gewarnt. Er schreckt nicht einmal davor zurück, sich mit Zamorra zu verbünden, um sich an sein Ziel zu meucheln. Aber viele werden in ihm den neuen starken Leitwolf sehen. Dein Zögern legen sie dir als Schwäche aus. Narren… Verstehst du nun, warum ich damals meinen eigenen Weg ging und auf den Anspruch, Herr einer Sippe zu sein, verzichtete? Ich lebe noch immer, Hanakim Lorett. Die meisten meines einstigen Clans sind längst verwest, und die wenigen, die noch existieren, ziehen wie ich als Einzelgänger durch das Universum. Nun laß dich warnen oder auch nicht. Aber traue niemandem.«
Abrupt wandte er sich ab und verschwand in den Schatten, so wie er zuvor aus ihnen herausgetreten war.
***
In schwarzes Leder gekleidet, bewegten sich Zamorra und Nicole durch die Dunkelheit. Von der Stelle aus, an der sie den BMW abgestellt hatten, war es in der Luftlinie vielleicht einen Kilometer weit bis zur Ruine, an der das Treffen stattfinden sollte.
Unter normalen Umständen kein Problem.
Aber die Straße führte in Serpentinen weiter aufwärts, bis zu einer Höhe von etwa 500 Metern. Es ging ziemlich steil empor, es war dunkel, kein Stern am wolkenverhangenen Himmel. kein Mondlicht, und sie kannten die Umgebung nur aus dem, was Raffael ihnen übermittelt hatte.
»Ob sie schon da sind?« flüsterte Nicole.
»Die Fallensteller?«
»Die Werwölfe überhaupt.«
»Ich rechne damit. Aber noch spürt das Amulett nichts.«
Sie hatten die verschiedenen magischen Ausrüstungsgegenstände in den Taschen von Overall, Jacke und Hose verstaut. Damit ließ sich einiges an Zauber veranstalten. Aber das wichtigste Instrument war nach wie vor Zamorras Amulett.
Querfeldein bewegten sie sich die Steigung hinauf, versuchten die Straße zu meiden. Hier und da mußten sie über kleine Mauern klettern, durch abgezäumte Obstgärten, die die Bewohner Toulons hier am Hang angelegt hatten, oder durch wuchernden Wildwuchs. Immer wieder sahen sie sich um, lauschten mit wachen Sinnen in die Nacht.
Für den Kilometer Luftlinie benötigten sie querfeldein beinahe eine Stunde. Es war Mitternacht, als sie die Ruine als schwarze Silhouette vor dem schwarzgrauen, Nachthimmel sahen. Kaum wahrnehmbar die Konturen, die fast mit dem Hintergrund verflossen.
»Was jetzt?« fragte Nicole. »Gleich das Bauwerk verminen?«
»Zu aufwendig«, raunte Zamorra. »Dafür hätten wir bei Tageslicht hier sein müssen. Die Wirkung der magischen Bomben wird zwar von Mauerwerk und Gesträuch kaum abgeschwächt, aber wenn die Magie richtig wirken soll, bedarf es bestimmter Konstellationen. Das kriegen wir jetzt im Dunkeln nicht hin. Nein, wir müssen herausfinden, wo die Wachen und Wölfe sind, und sie dann gezielt angreifen.«
»Es wäre einfacher gewesen, sie aufzuschrecken und in die vorbereiteten Fallen laufen zu lassen. So hatte ich mir das eigentlich vorgestellt«, flüsterte Nicole.
»Da ist etwas«, flüsterte
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