0614 - Werwolf-Begräbnis
Magie des Kreuzes und des geweihten Silbers spürte.
Raphaela aber wollte sich beweisen. Sie ließ sich von beiden Waffen nicht beeindrucken, gab sich einen Ruck und schritt kurzerhand auf Glenda zu.
»Warte, Kindchen, ich werde dich noch holen. Das hast du nicht umsonst getan. Ich werde dich…«
»Keinen Schritt weiter, ich schieße!«
Raphaela lachte auf. »Eine wie du wagt das nicht!«
»Täusch dich nicht!«
Raphaela ging auf Glenda zu. Die Distanz war günstig für einen gezielten Schuß.
Obwohl es mir körperlich nicht möglich war, drückte ich Glenda die Daumen. Sie stand da wie eine Schattengestalt, bewegte ihren Kopf, weil sie alles möglichst unter Kontrolle halten wollte, blieb aber ansonsten ruhig.
»Gib mir den Revolver, Kindchen, er paßt nicht zu dir!«
»Bleib stehen! Es ist die letzte Warnung!«
Das kümmerte die Frau nicht. Sie nahm Glenda nicht ernst. Ihr Fehler, denn meine Sekretärin schoß.
In den Knall mischte sich der erstaunte Schrei der dunkelhäutigen Raphaela. Sie taumelte zur Seite, als hätte sie einen gewaltigen Faustschlag mitbekommen. Sand stob unter ihren wütenden Tritten in die Höhe. Dann kippte sie einfach um.
Auf dem Rücken blieb sie liegen, angestarrt von Glenda und den drei anderen Helfern.
Der Werwolf jaulte plötzlich auf. Glenda huschte zur Seite in das Dunkel zurück, ich hörte sie schreien, erkannte den Grund nicht und sah die drei Männer loshetzen. Sie liefen dorthin, wo sie Glenda vermuteten, um sie einzufangen.
Um mich allerdings kümmerte sich ein anderer.
Aci, der Werwolf, schlich auf mich zu. Den Körper dem Erdboden entgegengedrückt, seinen mächtigen Schädel etwas gedreht. Die Schnauze geöffnet, so konnte er quer mein Gesicht durchbeißen.
Nichts hatte ich, womit ich mich hätte wehren können. Ich steckte in dieser verdammten Grube und war froh darüber, noch atmen zu können. Aber wie lange noch?
Zehn Sekunden, weniger?
Ich rechnete mit der letzten Möglichkeit…
***
Glenda hatte nicht erkannt, ob die drei Männer bewaffnet gewesen waren. Wie dem auch war, sie würden immer schneller und ihr auch immer überlegen sein.
Sie hatten sich die Richtung sehr gut gemerkt, in die Glenda verschwunden war, und sie konnten sich fast lautlos bewegen, das merkte die Frau, als der erste plötzlich vor ihr erschien und sich ihr wie ein schreckliches Monstrum entgegenwarf.
Glenda stieß zu.
Sie hörte das Röcheln. Der Mann rutschte förmlich aus ihrem Blickfeld und fiel zu Boden. Als sie einen Blick auf die Klinge warf und dabei schwer atmete, sah sie die dunkle Flüssigkeit, die am Silber klebte. Sie hatte ihn erwischt, vielleicht getötet.
Noch waren die beiden anderen da.
Und die kamen aus dem Finsteren. Jetzt sah Glenda, daß sie bewaffnet waren, denn sie trugen lange Stöcke und wirbelten mit ihnen wie Artisten, so gut beherrschten sie ihre Waffen.
Auch ein Zurückweichen hatte keinen Sinn. Sie suchte sich ein Ziel aus, richtete die Mündung der Beretta auf sie, das heißt, sie wollte es, aber die Kerle waren zu schnell.
Bis zu dem Augenblick, als eine dritte Gestalt auftauchte. Noch ein Helfer?
Glenda sah den Mann, wie er einem der Stockträger in den Nacken sprang und zudrosch.
Sie hörte einen erstickt klingenden Schrei, der Mann richtete sich noch einmal auf, als wollte er dem Mond entgegenspringen, dann fiel er zusammen und rührte sich nicht mehr.
Plötzlich war der andere neben ihr. Wie einen langen Schatten sah sie den Stock nach unten sausen, wollte ihren Arm zur Seite ziehen und schaffte es nicht mehr.
Der Stock traf die Beretta, die ihr aus den Fingern gewirbelt wurde und im Sand liegenblieb.
»Töten!« gurgelte der Farbige mit dem bemalten Gesicht, »ich werde dich töten!«
Er hatte bereits den Arm zu einem mörderischen Schlag erhoben.
Glenda wollte noch zurückweichen, als sie der heftige Stoß an der Hüfte erwischte und sie zu Boden schleuderte.
Der Stock zerschnitt die Luft mit einem häßlich klingenden Pfeifen, erwischte sie nicht, sondern fegte durch die restlichen Haare eines aus dem Boden wachsenden Schädels.
Glenda rollte sich auf den Rücken. Sie erkannte plötzlich, wer ihr Helfer war und wollte es nicht glauben.
Suko kümmerte sich um den Farbigen. Der war gewandt wie ein Tänzer, aber noch schneller schlug Suko mit den beiden Handkanten zu, die wie Scherenschläge den heimtückischen Mordgesellen trafen.
Dessen Kopf zitterte, als wollte er vom Schädel fallen, er blieb, nur der Mann selbst fiel.
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