0615 - Der träumende Dämon
Hexentanzplatz von Thale sein Ende gefunden hatte. [2]
Und vor allem mit jenem aus der Vergangenheit stammenden Zarkahr, der sich selbst DER CORR nannte…
Die Corr-Sippe schien recht zurückgezogen zu leben, aber einigen Einfluß zu haben. Genaues wußte Zamorra nicht, der über Zorak ohnehin zum ersten Mal mit diesen Dämonen in Kontakt gekommen war.
Insgesamt dreimal war Zorak Zamorra bisher entkommen.
Es war, fand der Parapsychologe und Dämonenjäger, an der Zeit, das zu ändern…
Er berichtete Nicole von dem, was Sid Amos ihm erzählt hatte.
Nicole schüttelte den Kopf.
»Die Rom-Adresse kann nicht stimmen«, behauptete sie und unterstrich damit Zamorras Gedanken. »Zu nah am Vatikan… Und außerdem hätte Ted Ewigk garantiert etwas davon mitbekommen. Er wohnt ja schließlich in Rom…«
»Ted bekommt auch nicht alles mit«, gab er zu bedenken.
»Was wirst du jetzt tun?« fragte sie. »Auf Jagd gehen?«
Er zuckte mit den Schultern.
»Ich werde«, sagte er, »zunächst mal heiß duschen - und dann meine Träume analysieren…«
***
T'Carra träumte weiter mit Zoraks Augen:
Zorak war verzweifelt.
Im letzten Moment war es dem Jäger mit der Hilfe dieses verfluchten Halbmenschen, der über Silbermond-Kräfte verfügte, gelungen, sich zu retten und sie zu besiegen. Ihr war keine andere Möglichkeit mehr geblieben, als zu flüchten, nachdem der Jäger seine Wunderwaffe doch noch in die Hand bekam.
Und dann… hatte sie auch noch das Opfer verloren.
Zorak hatte fliehen müssen. Sie hatte sich auf kein Kampf risiko mehr einlassen dürfen. Sie mußte überleben. Denn sie war nicht allein. Es ging auch um ihren Nachkommen.
Sie mußte retten, was zu retten war.
Das Opfer stand nicht mehr zur Verfügung. Zorak wußte, daß das Fehlen der Lebensenergie Auswirkungen auf den Nachkommen haben würde. Er würde schwächer, kraftloser auf die Welt kommen, als es eigentlich sein durfte. Das Geburtsopfer war unumgänglich bei Geschöpfen seiner Art. Aber es blieb keine Zeit mehr, einen anderen Sterblichen zu überwältigen und seine Lebensenergie auf den Nachkommen zu übertragen.
Hinzu kam, daß der überraschende Angriff der Feinde einen Schock ausgelöst hatte.
Nichts ließ sich jetzt mehr aufhalten. Der Nachkomme wurde geboren.
Aber als Zorak ihn sah, ereilte sie der zweite Schock…
***
Nicole folgte Zamorra zur Dusche. »Was meinst du damit, deine Träume zu analysieren?«
Der Dämonenjäger stellte die Wassertemperatur ein und drehte den Hahn auf. Er genoß die heißen, prasselnden Strahlen und drehte sich, von Dampfschwaden eingehüllt.
»Ich hatte in der vergangenen Nacht einen eigenartigen Traum«, sagte er durch das Rauschen des Wassers hindurch. »Zuerst habe ich mir noch gar nichts dabei gedacht. Aber jetzt…«
»Herr, dunkel ist deiner Rede Sinn!«
Zamorra lächelte versonnen.
»Es war Nacht«, sagte er. »Sehr finster, obgleich der Vollmond hoch stand. Da war ein großer, knorriger Baum mit ziemlich gewaltigen Ästen. Auf einem dieser Äste saß ein Mädchen.«
Nicole grinste spitzbübisch. »Ich hätte es mir ja denken können! Statt von mir träumst du lieber von irgendwelchen wildfremden Mädchen, die splitterfasernackt auf Bäumen hocken…«
»Wer hat hier was von nackt gesagt?« protestierte Zamorra. »Sie trug ein kurzes, weißes Kleid!«
»Dann läßt du aber gewaltig nach«, lachte sie fröhlich.
Zamorra fuhr fort: »Wie gesagt, das Mädchen saß auf dem Baum und machte einen sehr nachdenklichen Eindruck. Irgendwie wie im Traum! Langes, dunkelblondes Haar, spitze Ohren, und aus der Stirn ragte ein Fühlerpaar empor. Aus dem Rücken wuchsen große, wunderschöne Schmetterlingsflügel.«
Nicole lehnte sich ihm gegenüber gegen die Wand. »Was ist an diesem Traum jetzt so interessant?«
»Foolys Behauptung, sich plötzlich für die Träume von Kindern zu interessieren! Sids Hinweis auf den Aufenthaltsort von Zorak und T'Carra, und T'Carra ist doch auch ein Kind -ein spitzohriges Dämonenkind! Mit Flügeln!«
»Nur sind das keine hübschen Schmetterlingsflügelchen, sondern Schwingen, wie sie auch Lucifuge Rofocale besitzt! Die Verbindung zwischen deinem Elfentraum und Zoraks Wechselbalg zu ziehen, erscheint mir doch ziemlich gewagt.«
»Jetzt bist aber du es, die nachläßt«, konterte Zamorra. Er drehte das Wasser wieder ab und griff nach dem Handtuch, das Nicole ihm reichte. »Wir haben es früher doch schon mit viel unwahrscheinlicheren Dingen zu tun gehabt.
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