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0615 - Der träumende Dämon

0615 - Der träumende Dämon

Titel: 0615 - Der träumende Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Außerdem: wieso Elfentraum? Wer hat denn hier was von Elfen gesagt?«
    Nicole legte beide Hände an ihre Ohrmuschel und ›verlängerte‹ sie mit lang gestreckten Fingern. »Du«, sagte sie. »Du hast von spitzen Ohren gesprochen. Spitze Ohren sind, wie jeder weiß, das typische Erkennungsmerkmal von Elfen!«
    »Auch die haben keine Schmetterlingsflügel! Aber mal abgesehen von diesem Quatsch, kann es doch kein Zufall sein, daß diese Dinge ausgerechnet jetzt Zusammenkommen!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hast du vergessen, daß Sid betrunken war? Zumindest hast du das selbst vorhin behauptet.«
    Er küßte sie. »Habe ich nicht vergessen, aber auch nicht, daß der alte Bursche sich, von seinen allzu menschlichen Ausfall- und Anbiederungserscheinungen abgesehen, ganz schön unter Kontrolle hatte! Er wußte ziemlich genau, was er sagte. Und je länger ich darüber nachdenke, desto mehr vermute ich, daß er nur eine ganz gewaltige Show abgezogen hat.«
    »Was wirst du also tun, sobald du deine Träume analysiert hast?«
    »Nachschauen, ob der Rom-Hinweis stimmt«, sagte Zamorra. »Denn an diesem geheimen Ort in der Hölle zu suchen, habe ich nun wirklich kein gesteigertes Interesse.«
    »Und wenn du in Rom nicht fündig wirst?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern.
    »Dann findet die Jagd auf Zorak eben nicht statt - oder eben unter besseren Voraussetzungen zu einem anderen Zeitpunkt. Ich hab's nicht eilig. Ich kann warten. Ich habe doch eine Ewigkeit lang Zeit…«
    ***
    T'Carra sah in ihrem Traum wieder durch die Augen Zoraks. Aber jetzt sah sie sich auch. So, wie sie damals gewesen war, unmittelbar nachdem Zorak sich reproduziert hatte. Und T'Carra fühlte, was Zorak einst fühlte.
    Zorak war entsetzt gewesen. Sie hatte nicht geglaubt, daß ihr Nachkomme so aussehen würde. Eine Haut wie eine Gummipuppe, in einem abscheulichen Rosarot, dazu kleine Hörnchen, kleine Schwingen und ein Schweif.
    Eine scheußliche kleine Kreatur.
    Aber Zorak konnte die Mißgestalt nicht verabscheuen. Sie war doch ein Teil von ihr. Dennoch entwickelte sich in ihr dumpfe Furcht. Wie würden die anderen Angehörigen der Corr-Sippe darauf reagieren?
    Ja, wenn Zorak nach der Tradition die Lebensenergie des Menschen hätte aufsaugen und an das Dämonenkind weitergeben können… dann wären die Mißbildungen nicht entstanden. In Zorak tobte Zorn und ein immer stärker werdender Haß auf den Dämonentöter.
    »Irgendwann, du luziferverfluchter Hund, werde ich dich in meine Hände bekommen«, keuchte Zorak. »Ganz langsam wirst du sterben, und deine Qual wird Jahrtausende währen… für das, was du uns angetan hast, als du mir das Opfer nahmst!«
    Die Sippe würde den Nachkommen nicht akzeptieren. Zu sehr ähnelte er, mit Ausnahme der Hautfarbe, dem großen Lucifuge Rofocale. Das jedoch durfte nicht sein. Es war ein Rückschritt in der Evolution der Corr.
    Es blieb nur eine einzige Lösung.
    Das kleine Geschöpf den anderen verschweigen!
    ***
    Zamorra hatte sich ins Kaminzimmer zurückgezogen. In alleiniger und bester Gesellschaft eines Glases Bowmore Islay Single Malt. Zwanzig Jahre lang hatte dieser erstklassige Whisky im Faß reifen dürfen, um dann für rund 1000 Francs pro Flasche an Sammler und Genießer verkauft zu werden. Sammler war Zamorra nicht, aber dieses Tröpfchen, das er höchstens noch mit Nicole zu teilen gewillt war, sparte er sich für besondere Gelegenheiten auf.
    Dies war so eine Gelegenheit.
    Eine Spur von Zorak…
    Damals, als er es in England zum ersten Mal mit diesem Dämon zu tun bekommen hatte, war es Inspektor Kerr vom Scotland Yard gewesen, der ihn auf Zorak aufmerksam machte. Nur ein paar Wochen später war Kerr dann gestorben - ermordet von Magnus Friedensreich Eysenbeiß.
    Aber das hatte mit Zorak nichts zu tun.
    Zorak war ein eigenartiger Dämon. Irgendwie hatte Zamorra das Gefühl, Zorak sei ein Ausgestoßener seiner Sippe. Und das Dämonenkind, dessen Haut aussah wie aus rosa Gummi, und das Lucifuge Rofocale so erstaunlich ähnelte… auch damit konnte irgend etwas nicht stimmen.
    Bis jetzt rätselte Zamorra noch.
    Er kam, wenn er darüber nachgrübelte, zuweilen auf die absonderlichsten Gedanken.
    Zum Beispiel, den kleinen Corr-Dämon nicht zu töten, sondern gefangenzunehmen. Und da man einem Kind nicht die Mutter wegnehmen sollte, natürlich auch Zorak lebend zu fangen…
    Aber das war doch alles Irrsinn!
    Wie sollte er gleich zwei dieser Dämonen unter Kontrolle halten? Gerade die Gorr hatten sich als

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