0616 - Duell der Vampire
Gryf eine entsprechende Nachricht erhielt. Damit war schon die Hälfte geschafft. Den Druiden in die Falle tappen zu lassen und diese Falle um ihn herum zu schließen, war eines der kleineren Probleme.
Sarkana selbst war es, der für die Nachricht sorgte. Für Vampiropfer, die Gryf anlocken mußten.
Um die Falle zu schließen und Gryf zu töten, wollte er sich jedoch nicht selbst bemühen. Da war er nur Beobachter.
Er ging kein Risiko ein.
Deshalb war er auch so alt geworden und immer noch das Oberhaupt seiner Sippe. Die Risiken überließ er den anderen.
Er fuhr nur die Ernte ein - und hatte das Vergnügen…
***
Professor Zamorra, Parapsychologe von Beruf und Dämonenjäger aus Berufung, las die zahlreichen Zeitungen aus aller Herren Länder zwar nicht selbst, aber was in diesen Boulevardblättern stand, bekam er trotzdem mit, wenn es für ihn wichtig war.
Daß es sich größtenteils um Revolverblätter handelte, aus denen man vor dem Lesen erst mal das Blut abtropfen lassen mußte, störte ihn dabei nicht. Im Gegenteil - diese Giftblätter der Regenbogenpresse brachten die unglaublichsten Sensationsmeldungen.
Und die unseriösesten.
Was allerdings eine Sache des Blickwinkels war, aus dem man diese Meldungen betrachtete.
Was andere als unseriös beschimpften, war manchmal nur einfach nicht mit normaler menschlicher Logik zu erklären. Da den Reportern die Erklärungsmöglichkeiten fehlten, bauschten sie die Storys gewaltig auf, ernteten jede Menge Kritik - und nur ganz wenige Menschen wie Professor Zamorra sahen die Fakten hinter den Meldungen.
Wenn beispielsweise von einem Blutsauger berichtet wurde, war das für die meisten Leser nur eine billige Sensation - man las es, redete in der Frühstückspause mit den Kollegen darüber, und am Abend war alles schon wieder vergessen. Aber wer mit einem Intelligenzquotienten oberhalb dessen einer Kaffeebohne nahm das wirklich ernst?
Zamorra nahm es ernst, obgleich sein IQ, wie er hoffte, erheblich über dem einer Kaffeebohne lag. Er wußte, daß hinter vielen dieser Meldungen erschreckende Wahrheiten steckten.
Pascal Lafitte bekam ein wenig Geld dafür, daß er die von Zamorra abonnierten Zeitungen nach den entsprechenden Meldungen durchstöberte. Wurde er fündig, scannte er die entsprechenden Texte und Bilder ein und sandte sie per Datenfernübertragung direkt in Zamorras Computersystem, oder er gab sie ihm auf Diskette kopiert, wenn sie sich in Lafittes Wohnung, in Zamorras Château Montagne oder in der Dorf kneipe trafen; alle drei Ereignisse fanden nicht gerade selten statt.
Diesmal war ein Artikel per DFÜ gekommen. Nicole Duval, Zamorras Sekretärin, Lebensgefährtin und Kampfpartnerin in Personalunion, machte ihren geliebten Chef darauf aufmerksam, als sie mal wieder Datenpflege betrieb, sondierte, einordnete und registrierte, um für die Archivierung die neuen Dateien in die entsprechenden Ordner einzugliedern.
»Junger Mann von Vampir gebissen?« echote Zamorra und zeigte sich alles andere als begeistert. »Vampire, wäre das nicht eher etwas für Gryf?«
»Sicher, nur bin ich mir nicht sicher, ob er auch gerade diese Zeitung gelesen hat, in der über die Sache berichtet wurde.«
»Ruf ihn in seiner Hütte auf Anglesey an und gib ihm den heißen Tip«, schlug Zamorra vor.
Aber Nicole ließ nicht locker. »Key West, Chef… das ist doch südlich von Florida, wir wären blitzschnell da, weil wir die Regenbogenblumen benutzen könnten, und nebenher könnten wir dabei auch Rob Tendyke mal wieder einen Besuch abstatten, weil die Blumen sich ja ohnehin auf seinem Grund und Boden befinden.«
Zamorra seufzte.
»Na schön«, brummte er. »Gehen wir rüber, besuchen Robert und erschlagen nebenher auf Key West ein Vampirchen… man gönnt uns ja sonst nichts.«
»Du klingst nicht sehr begeistert.«
»Bin ich auch nicht«, erwiderte Zamorra. »Ich hatte mir ein paar Tage Ruhe erhofft, nach den haarsträubend anstrengenden Weihnachtstagen.«
Nicole schnappte nach Luft. »Weihnachtstage? Haarsträubend anstrengend? Wovon sprichst du? Bist du zufällig etwas irre?«
Zamorra sah sich auffällig nach allen Seiten um.
Nicole wies mit ausgestrecktem Zeigefinger auf ihn. »O ja, du bist gemeint. Du brauchst erst gar nicht nach einem anderen Schuldigen Ausschau zu halten! Die Weihnachtstage liegen ja wohl inzwischen mehr als einen halben Monat zurück, und was daran anstrengend gewesen sein soll… Immerhin haben wir beide keine nervtötenden Verwandten mehr,
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