Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0618 - Doktor Wahnsinn

0618 - Doktor Wahnsinn

Titel: 0618 - Doktor Wahnsinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
ähnelte er Galworthy; er arbeitete am liebsten ganz für sich allein und präsentierte schließlich das fertige Ergebnis, statt sich immer nur stückweise zu offenbaren und anderen eine Chance zu geben, ihm schließlich den Erfolg zu nehmen.
    Gut, was Forschung anging, hatte er dadurch natürlich noch keinen Ruhm erlangt. Die Dinge, die er begonnen hatte, waren noch nicht zu Ende. Manchmal waren ihm auch andere zuvorgekommen.
    Und es gab ein paar Dinge, Ergebnisse, Erfolge, von denen die Öffentlichkeit nichts wußte. Auch nicht die Kollegen. Nur die Firma wußte davon. Und die Firma wußte auch genau, was sie an Menschen wie Diaz oder Galworthy oder auch Thompson hatte.
    Jedenfalls wollte Diaz Galworthys seltsames Rückenmark. Und zwar alles. Damit er so lange wie möglich daran forschen konnte.
    Er warf einen Blick auf die Uhr. Es ging auf Mitternacht zu. Das bedeutete wenig. Hier wurde in vielen Abteilungen rund um die Uhr gearbeitet. Die Tageszeit spielte kaum eine Rolle. Diaz konnte also ohne weiteres an Galworthys Leichnam arbeiten, ohne daß das jemandem merkwürdig vorkam.
    In dieser Spezialklinik geschahen ohnehin fast nur merkwürdige Dinge.
    Diaz schloß sein Büro ab und ließ sich vom Lift in den Keller bringen. Es war keine schöne Arbeit, die vor ihm lag. Aber er mußte es tun. An Galworthys Gehirn mochten andere sich versuchen. Es war schade, daß es sich nicht hatte wiederbeleben lassen. Selbst mit der Technik der Gkirr nicht…
    Diaz schritt den langen, kühlen Korridor entlang.
    Links die OPs, für die ›normalen‹ Patienten gedacht, die hier behandelt wurden. Was man so normal nannte. Rechts die Spezial-OPs, in denen es um das nicht Normale ging. Und geradeaus schließlich der Raum mit den Kühlfächern.
    Es war ein sehr grober Raum. Als diese Klinik gebaut worden war, hatte die Firma keine Kosten und Mühen gescheut. Weder bei der Architektur, noch bei der technischen Einrichtung. Und erst recht nicht bei den Kontrollen.
    Selbst der Kühlraum war speziell gesichert. Denn hier lagen nicht nur die Leichen von auf der Erde geborenen Menschen…
    Diaz lächelte.
    Immer wieder geisterten Geschichten von UFOs durch die Medien. In letzter Zeit kochte die Stimmung wieder mal; die beiden vor fünfzig Jahren bei Roswell, New Mexico, kollidierten und abgestürzten Kleinraumschiffe waren überall Gesprächsthema. Wobei die UFO-gläubige Öffentlichkeit immer noch davon ausging, es sei nur ein Raumschiff gewesen. Man munkelte von ›Dreamland‹ oder ›Area 51‹, wo außerirdische Technologie erprobt würde, und daß es Leichen von Außerirdischen gäbe, die damals geborgen worden wären und jetzt von der US-Regierung unter Verschluß gehalten würden; wo das geschah, darüber gingen die Meinungen auseinander.
    Falsch lagen sie alle…
    Diaz lächelte nicht mehr.
    Er wies sich aus.
    Sein Gehirnstrommuster wurde gescannt und verglichen. »Sie dürfen, Doc«, grinste der Mann, der Diaz kontrolliert hatte. Er sah einen kleinen Lichtpunkt an. Der Sensor der Blickschaltung reagierte. Die Sicherheitstür öffnete sich.
    Ramon Diaz trat auf etwas, das unter seinem Schuh knirschte. Er sah nach unten. Er hatte ein Insekt zertreten.
    »Na, seit wann gibt's denn die auch hier unten?« fragte er.
    »Bitte?« staunte der Kontrolleur.
    Diaz klaubte die Reste des Insekts vom Boden auf und schlenkerte sie auf das Arbeitspult. »Vielleicht sollte mal jemand den Kammerjäger herschicken. Schädlinge haben hier nichts zu suchen, ganz gleich, ob sie sechs- oder achtbeinig aus dem Misthaufen kriechen oder zweibeinig aus Washington kommen.«
    Jetzt lächelte der Kontrolleur.
    Hinter Diaz glitt das Schott wieder zu.
    Er ging weiter.
    Hinter der nächsten Tür hätte eigentlich noch jemand sitzen müssen Aber da saß keiner.
    Statt dessen lag er flach auf dem Boden, in etwas verkrampfter Haltung und in einer großen Blutlache.
    Er trug ein kurzärmeliges Hemd, und seine Arme waren über und über von roten Punkten übersät, in denen Diaz Bißmale vermutete. Oder Insektenstiche. Es war, als sei der Mann in einen Wespenschwarm geraten oder von Ameisen überfallen worden. Allerdings fraßen die einem Mann nicht den Kopf ab.
    Der fehlte nämlich.
    Und ein paar Meter weiter stand die Tür eines Kühlfaches weit offen!
    Das Kühlfach war leer…
    ***
    »Verdammt«, murmelte Diaz. Er wandte sich von dem Toten ab und dem Kühlfach zu. Leere Fächer gab es eine Menge; die Kapazität dieses Lagers war bei weitem nicht ausgereizt. Aber

Weitere Kostenlose Bücher