0618 - Doktor Wahnsinn
wissen?«
Zamorra grinste. »Ich hätte auch gern gewußt, warum unser Freund Robert ausgerechnet beim CIC nachgefragt hat. Witterst du etwa Unrat, Rob?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, gestand er. »Es war wie eine Art Eingebung. Frag mich nicht nach dem Grund.«
»Weißt du, wo diese Klinik ist?« fragte Zamorra.
»Gar nicht mal sehr weit weg von hier«, erwiderte Tendyke. »In der Nähe von Savannah, Georgia. Fast noch so warm wie hier.«
»Das heißt, ich muß keine fünf Wintermäntel übereinanderziehen«, stellte Nicole zufrieden fest.
»Stirnband und Gürtel werden reichen«, grinste Monica Peters.
»Um wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses eingesperrt zu werden«, grummelte Tendyke. »Mach bloß keinen Mist, Mädchen.«
»Sehe ich so aus, als würde ich wollen?«
Tendyke sah von Nicole zu den Zwillingen, die mal wieder darauf verzichteten, mehr als ein wenig Parfüm auf der Haut zu tragen. Hier auf privatem Gelände konnten die Ladys sich alles erlauben, auch Nicole, die ebenfalls lieber zu wenig als zu viel trug und gern zeigte, wie sexy sie war, aber der Rest von Amerika tolerierte zu großzügig ausgelegte Freizügigkeit nicht unbedingt.
»Ich werde ihr notfalls höchstpersönlich einen Kartoffelsack überstülpen«, versprach Zamorra.
Nicole zeigte ihm Zähne und Krallen.
Er grinste. »Wer sagt denn, daß wir überhaupt nach Savannah fahren oder fliegen? Vielleicht will ich dich gar nicht im Kartoffelsack sehen, sondern lieber im Naturzustand…«
»Pah!« machte sie. »Vielleicht gibt es in Savannah auch ein paar kleine Boutiquen mit scharfen Klamotten. Ich sehe deine Neugier, Chef. Wir fliegen nach Savannah.«
»Neugier auf die scharfen Klamotten?«
»Auch«, winkte Nicole ab. »Lenk nicht ab, cheri. Ich weiß doch, daß du Blut geleckt hast, auch wenn du es nicht zugeben willst. Ich frage mich nur, was dich plötzlich an diesem Insektenheini so brennend interessiert.«
»Auch eine Art von Eingebung«, überlegte Zamorra.
Die Zwillinge sahen sich an und verdrehten die Augen.
»Oh, Mann!« seufzte Uschi. »Nur wegen dieses irren Genies…«
»…mit seinem Insektentick«, fuhr Monica fort. »Ihr glaubt doch nicht im Ernst, daß sie euch Nachforschungen anstellen lassen. Die NSA ist ein Geheimdienst. Bis vor ein paar Jahren hat nicht mal jemand gewußt, daß es diese Abteilung überhaupt gibt. Nicht mal Präsident und Kongreß wußten Bescheid. Die lassen euch doch nicht in ihre Karten gucken.«
»Wollen wir das denn überhaupt?« schmunzelte Tendyke. »Vielleicht wollen wir uns nur um einen verstorbenen Freund kümmern. Vielleicht hat er ja auch gar nicht für die NSA gearbeitet, sondern ist nur zufällig in diese Spezialklinik gekommen, weil sie gerade in der Nähe war. Universitätskliniken behandeln ja schließlich auch nicht nur Angehörige der jeweiligen Universität, nicht wahr?«
»Verstorbener Freund klingt lustig«, bemerkte Uschi. »Ich dachte bisher immer, wir alle hätten ein wesentlich engeres Verständnis des Begriffes Freund. Diesen Spinner mit seinen Spinnen…«
»…möchten wir nicht unbedingt unseren Freund nennen«, ergänzte Monica.
»Wenn's nur um die Definition geht - auch Fakten sind wandelbar«, brummte Tendyke. »Also gut, wer mitkommen will, zieht sich etwas mehr an als Stirnband und Gürtel. Auf geht's!«
»Wieviel mehr muß es denn sein?« fragte Monica todernst. »Reicht ’ne Sonnenbrille…?«
***
Vage Erinnerungen:
Die Zeit vergeht quälend langsam. Es ist paradox -wärest du nicht ans Krankenbett und die lebenserhaltenden Maschinen gefesselt, würde sie wesentlich schneller vergehen. Stunden, in denen sich Angenehmes abspielt, sind im Nu vorbei. Das Unangenehme dauert ewig.
Manchmal fragst du sie, warum sie dir immer noch Heilung versprechen. Sie müssen doch selbst wissen, daß das unmöglich ist. Die einzige Chance, die du hast, gewähren sie dir nicht.
Einmal behauptet Diaz, es gäbe eine Anomalie in deiner Rückenmarksubstanz. Oh, verdammt, er ahnt gar nicht, wie nahe er dran ist. Wochenlang fürchtest du, er könne auf die richtige Idee kommen. Aber er schafft es nicht. Dr. Ramon Diaz ist ein Windei. Das einzige, was er in seinem Leben wirklich geschafft hat, ist, sich eine verantwortungsvolle und einflußreiche Position zu ergaunern. Natürlich auf dem Rücken anderer. Er hat sich praktisch unangreifbar gemacht. Wenn etwas schiefgeht, sind es immer die anderen, die es verbockt haben. Die Verantwortung, die er
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