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062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sagte Mr. Ravini kurz, »ich bin ihr ganz einfach nicht vongestellt worden, das ist die Geschichte. Aber das kommt noch. Wo ist das Haus?«
    »In Siltbury«, sagte Lew.
    Er holte ein Stück Papier aus der Westentasche, entfaltete es und las die mit Bleistift geschriebenen Worte.
    »Larmes Keep, Siltbury - an der Südbahn. Ich folgte ihr, als sie mit ihren Koffern von London abreiste. Der alte Reeder brachte sie an die Bahn und sah so vergnügt aus wie eine gebadete Katze.«
    »Eine Pension?« sagte Ravini überlegend, »komische Stellung.«
    »Sie ist Sekretärin«, berichtete Lew. »Nicht in einer von den gewöhnlichen Pensionen - nur für feine Leute.
    Zwanzig Guineen die Woche pro Zimmer, und du kannst froh sein, wenn du überhaupt 'reinkommst.«
    Ravini kratzte sein Kinn und dachte nach.
    »Wir leben in einem freien Land«, sagte er, »wer kann mich hindern, in - na, wie heißt das Ding - zu wohnen? Larmes Keep? In meinem ganzen Leben habe ich mich noch niemals mit dem ›Nein‹ von 'ner Frau zufriedengegeben. Meistens meinen, sie's überhaupt nicht so. Auf jeden Fall muß sie mir ein Zimmer geben, wenn ich Geld genug habe, es zu bezahlen.«
    »Und wenn sie an Reeder schreibt?« warf Lew ein.
    »Laß sie schreiben!« Ravinis Ton klang herausfordernd, wie immer auch seine Meinung sein mochte. »Was kann er mir anhaben? Es ist doch kein Verbrechen, in einer Pension zu wohnen?«
    »Versuch's doch mal bei ihr mit einem von deinen Glücksringen«, grinste Lew. Ravini betrachtete seine Ringe mit Bewunderung.
    »Ich kann sie nicht herunterkriegen«, sagte er, »und ich denke gar nicht daran, mich deswegen von meinem Glück zu trennen. Sie wird schon anbeißen, wenn sie mich erst näher kennt - mach dir man keine Sorgen.«
    Ein merkwürdiger Zufall wollte es, daß er am nächsten Morgen, als er aus der Half Moon Street kam, gerade den einzigen Mann in der ganzen Welt, den er nicht sehen wollte, treffen mußte. Glücklicherweise hatte Lew seinen Handkoffer auf die Bahn gebracht, und so verriet nichts an Ravinis Erscheinung, daß er sich auf eine Reise, auf ein galantes Abenteuer, begab.
    Mr. Reeders Blicke fielen auf die Brillantringe, die im Tageslicht funkelten. Sie schienen eine ganz besondere Anziehungskraft auf den Detektiv auszuüben.
    »Hält das Glück noch immer an, George?« fragte er, und George lächelte selbstgefällig. »Und wohin lenken Sie Ihre Schritte an diesem wunderbaren Septembermorgen? Nach der Bank, um Ihre ruchlosen Gewinne in Sicherheit zu bringen? Oder haben Sie vor, sich schnell ein Visum für Ihren Paß zu besorgen?«
    »Ein bißchen Spazierengehen«, sagte Ravini leichthin, »der Verdauung halber.« Und dann mit einer kleinen Dosis Bosheit: »Was ist denn eigentlich mit dem Spitzel passiert, den Sie hinter mir hergeschickt haben? Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.«
    Mr. Reeder sah an ihm vorbei.
    »Er ist immer in Ihrer Nähe gewesen, George«, sagte er freundlich, »Letzte Nacht ist er Ihnen von Flotsam bis zu der merkwürdigen, kleinen Gesellschaft, an der Sie in Maida Vale teilnahmen, gefolgt, und von da bis nach Haus, um zwei Uhr fünfzehn.«
    George verlor ein wenig die Fassung.
    »Sie wollen doch nicht sagen, daß er . . .« Er blickte sich vorsichtig um. Mit Ausnahme eines friedlich aussehenden Bürgers, den man mit seinem Gehrock und Zylinder für einen Arzt halten konnte, war niemand zu sehen.
    »Das ist ihm doch nicht?« sagte Ravini stirnrunzelnd.
    »Das ist er doch nicht«, verbesserte Mr. Reeder. »Ihr Englisch ist noch nicht ganz einwandfrei.«
    Ravini verließ London nicht unmittelbar darauf. Es war zwei Uhr, bis er seinen Verfolger abgeschüttelt hatte. Fünf Minuten später saß er im Südexpreß. Derselbe alte Chauffeur, der Margaret Belman nach Larmes Keep gebracht hatte, fuhr ihn den langen, gewundenen Hügel entlang, durch die breiten Tore bis vor den Haupteingang des Hauses und setzte ihn dort ab. Ein älterer Portier in eleganter, gutsitzender Livree kam heraus, um ihn in Empfang zu nehmen.
    »Mr. -?«
    »Ravini«, sagte er, »ich habe kein Zimmer bestellt.«
    Der Portier schüttelte den Kopf.
    »Ich fürchte, das wird nicht gehen«, sagte er. »Mr. Daver macht es sich zum Prinzip, nur Gäste mit vorbestellten Zimmern zu nehmen. Ich werde mit der Sekretärin sprechen.«
    Ravini folgte ihm in die geräumige Vorhalle und ließ sich auf einem der wundervollen Stühle nieder. Das hier war, er sah das sofort, ein Haus, das ganz und gar aus dem Rahmen der

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