Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
wahnwitziges Gehirn bereitet, ihn jetzt vor.«
    »Er ist erledigt«, sagte Simpson stirnrunzelnd.
    Mr. Reeder lächelte schwach.
    »Wir wollen abwarten. Die kleine Affäre von heute nacht ist ein Probeschuß - ein reines Nichts. Aber ich bin ganz froh, daß ich in diesen Tagen nicht - hm - auswärts esse. Andererseits ist aber unser guter Freund George Ravini dafür bekannt, nur auswärts zu speisen - würde es Ihnen etwas ausmachen, das Polizeibüro in der Vine Street anzurufen, ob dort Rapporte über einige Unglücksfälle eingelaufen sind?«
    Vine Street, wo man über die Lebensweise von so manchen Leuten genau unterrichtet war, teilte sofort mit, daß Mr. George Ravini die Stadt verlassen habe; man nahm an, er sei in Paris.
    »Du lieber Himmel«, sagte Mr. Reeder in seiner nachlässigen gleichgültigen Art. »Das ist aber vernünftig von George, und es wäre noch viel vernünftiger, wenn er ganz dort bleiben würde.«
    Mr. Simpson stand auf und schüttelte sich.
    »Ich will ins Präsidium gehen und Rapport erstatten«, sagte er. »Vielleicht ist es doch nicht Flack gewesen. Er ist der Anführer von einer Bande und kann ohne seine Leute nichts machen. Und die sind ja in alle Welt zerstreut, die meisten von ihnen befinden sich in Argentinien.«
    »Ha, ha!« lachte Mr. Reeder, aber ohne jedes Anzeichen von Belustigung.
    »Worüber lachen Sie denn, zum Teufel?« Der andere entschuldigte sich sofort.
    »Das war mehr ein - hm -, wenn ich so sagen darf. . . Ein - hm - skeptisches Lachen. Argentinien! Gehen denn Verbrecher wirklich nach Argentinien, ausgenommen natürlich in den wunderbaren Romanen, die man in der Eisenbahn liest? Eine Überlieferung, mein lieber Mr. Simpson, die bis zu jenen alten Zeiten zurückgeht, wo zwischen den beiden Ländern keine Auslieferungsverträge bestanden. In alle Welt zerstreut! Möglich. Ich warte auf den Tag, wo ich sie alle unter einem Dach zusammen habe. Das wird ein sehr angenehmer Morgen für mich sein, Mr. Simpson, wenn ich durch den Korridor laufen und durch die kleinen Judasse blicken kann und sehe, wie sie Postsäcke nähen - es gibt keine beruhigendere Beschäftigung als Näharbeit! In der Zwischenzeit passen Sie aber ja auf Ihre Banken auf - der alte John Flack ist siebzig Jahre alt und hat keine Zeit mehr zu verlieren. Die nächste Zeit wird zeigen, wie in der City von London Geschichte gemacht wird. Ich möchte wissen, wo ich Mr. Ravini finden kann!«
    George Ravini gehörte nicht zu denen, deren Glückseligkeit von der guten Meinung abhängt, die andere von ihnen haben.
    Sonst würde er wohl sein ganzes Leben in jämmerlicher Trübsal verbracht haben. Da war zum Beispiel Mr. Reeder - er äußerte sich über diesen interessanten Polizeibeamten bei einem Glas Wein und einer guten Zigarre in seiner Wohnung in der Half Moon Street. Es war ein in die Augen fallender, sogar etwas protzenhafter kleiner Haushalt. Mr. Ravinis Motto war: das Beste vom Besten - und davon so viel wie irgend möglich; sein Salon erinnerte an eine jener übermäßig verzierten französischen Standuhren: möglichst alles in Gold und Emaille, wenn es nicht Seide oder Damast sein konnte. Er setzte Lew Steyne - eine Art ›Leutnant‹ von ihm - seine Meinung über die Lage der Dinge auseinander.
    »Wenn dieser alte Trottel nur die Hälfte von dem wüßte, was er zu wissen vorgibt, würde ich den ersten Zug nach Bordighera nehmen«, sagte er. »Aber Mr. Reeder blufft. In gewisser Beziehung ist er sehr gerieben, aber das kann man beinahe von jedem Schnüffler sagen, dem man in den Weg läuft.«
    »Du könntest ihm noch so manches beibringen«, erwiderte Lew schmeichlerisch, und Mr. Ravini lächelte selbstgefällig und strich seinen kecken Schnurrbart.
    »Ich würde mich gar nicht wundern, wenn der alte Geck nach dem Mädel verrückt wäre. Mai und Dezember - kannst du dir das vorstellen?!«
    »Wie sieht sie eigentlich aus?« fragte Lew. »Ich habe sie nie richtig gesehen.«
    Mr. Ravini küßte verzückt seine Fingerspitzen.
    »Mich kann er auf jeden Fall nicht ins Bockshorn jagen, Lew - du weißt, wie ich bin. Wenn ich was haben will, dann bin ich hinterher und bin so lange hinterher, bis ich es habe. Ich habe noch nie ein Mädel wie sie gesehen. Ganz und gar Dame und so weiter, und was sie an solch altem Knacker finden kann, ist mir 'n böhmisches Dorf.«
    »Weiber sind komisch«, sagte Lew, »man sollte nicht glauben, daß 'n Schreibmaschinenmädchen dir den Laufpaß gibt.«
    »Laufpaß geben ist Quatsch«,

Weitere Kostenlose Bücher