Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
062 - John Flack

062 - John Flack

Titel: 062 - John Flack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
glaube, mit Erfolg«, antwortete Mr. Reeder vorsichtig. »Einbrüche kommen sogar in - hm - Hotels vor, Miss - hm - Margaret. Hat Mr. Daver die Polizei benachrichtigt?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß es nicht. Er hat den ganzen Morgen über telefoniert - ich bin gerade nach seinem Zimmer gegangen, die Tür war abgeschlossen, aber ich habe seine Stimme gehört. . . Und warum haben Sie mir nichts von dem schrecklichen Vorfall erzählt, Mr. Reeder? In derselben Nacht, wo ich abreiste? Ich habe es in der Zeitung gelesen.«
    »Schrecklicher Vorfall?«
    Mr. Reeder begriff nicht; er hatte das Abenteuer mit dem Selbstschuß schon beinahe vergessen.
    »Ach, Sie meinen den kleinen Scherz?«
    »Scherz!« sagte sie entrüstet.
    »Verbrecher haben eine verkehrte Auffassung von Humor«, sagte Mr. Reeder leichthin. »Die ganze Geschichte war ein - hm - sorgfältig vorbereiteter Scherz, um mir einen Schreck einzujagen. Man ist aber auf solche Dinge vorbereitet. Das sind so die Aufgaben, die einem von Zeit zu Zeit gestellt werden, um die Intelligenz zu prüfen.«
    »Aber wer war der Täter?« fragte sie.
    Mr. Reeders Blicke wanderten abwesend über die friedliche Landschaft. Sie hatte das Gefühl, daß es ihn langweilte, sich ein so alltägliches Ereignis seines geschäftigen Lebens ins Gedächtnis zurückzurufen.
    »Unsere junge Freundin«, sagte er plötzlich. Sie folgte der Richtung seiner Blicke und sah Olga Crewe.
    Sie trug ein dunkelgraues, gestricktes Kleid und einen großen, schwarzen Hut, der ihr Gesicht beschattete. Keine Spur von Verlegenheit zeigte sich in dem halben Lächeln, mit dem sie die beiden begrüßte.
    »Guten Morgen, Mr. Reeder. Ich glaube, wir haben uns schon vor heute morgen getroffen.« Sie rieb gut gelaunt ihren Arm.
    Mr. Reeder entschuldigte sich weitläufig.
    »Ich weiß nicht einmal, was vorgefallen ist«, sagte sie; und Margaret Belman erfuhr jetzt erst, was sich ereignet hatte, bevor sie auf der Bildfläche erschienen war.
    »Ich habe niemals gedacht, daß Sie so stark wären - sehen Sie mal!« Olga Crewe streifte ihren Ärmel zurück und zeigte ihm einen großen, blauschwarzen Fleck auf ihrem Unterarm, während sie den erneuten Ausbruch seines Bedauerns mit einem kurzen Lachen abschnitt.
    »Haben Sie Mr. Reeder schon alle unsere Sehenswürdigkeiten gezeigt?« fragte sie mit einem leisen Anflug von Ironie. »Ich dachte eigentlich, ich würde Sie heut morgen am Badeplatz finden.«
    »Ich wußte nicht einmal, daß es hier so etwas gibt«, entgegnete Mr. Reeder. »Wirklich, nach meinem schrecklichen Erlebnis in dieser Nacht hat das - hm - wunderschöne Haus einen so finsteren Ausdruck angenommen, daß ich eigentlich erwarte, in nichts weniger Dramatischem zu baden als in - hm - Blut.«
    Das schien sie nicht zu erheitern. Er sah, wie ihre Augen sich schlossen und daß sie ein wenig zitterte.
    »Wie grauenvoll! Kommen Sie, Miss Belman!«
    Innerlich ärgerte sich Margaret über diesen Ton, der beinahe einem Befehl gleichkam, aber sie ging trotzdem mit. Als sie etwas weiter vom Haus entfernt waren, blieb Olga stehen.
    »Sie müssen sich den Brunnen ansehen. Haben Sie Interesse an alten Bauwerken?« fragte Olga, als sie nach dem Gehölz voranging.
    »Ich interessiere mich mehr für Gegenstände jüngeren Datums, ganz besonders aber für neue Erfahrungen«, sagte Mr. Reeder ganz vergnügt. »Und neue Bekanntschaften fesseln mich.«
    Wieder flog ein schnelles, erschrockenes Lächeln zu ihm.
    »Dann sollten Sie eigentlich die fesselndste Zeit Ihres Lebens hier finden, Mr. Reeder«, sagte sie, »denn Sie treffen hier mit Leuten zusammen, die Sie noch niemals zuvor gesehen haben.«
    Er zog seine Stirn in Falten.
    »Ja, es sind zwei Menschen im Haus, denen ich noch nicht begegnet bin«, antwortete er, und sie drehte sich schnell zu ihm:
    »Nur zwei? Sie haben mich doch vorher nie gesehen?«
    »Gesehen habe ich Sie«, antwortete er, »aber ich bin Ihnen noch nie begegnet.«
    Inzwischen waren sie bei dem Brunnen angekommen, und er las langsam die Aufschrift auf der Tafel, bevor er mit seinem Fuß das Brett prüfte, das die Öffnung des Brunnens bedeckte.
    »Er ist seit Jahren zugedeckt«, sagte das junge Mädchen. »Rühren Sie lieber nicht daran«, fügte sie hastig hinzu, als Reeder sich bückte, eines der Bretter wie eine Falltür zurückschlug und eine rechteckige Höhlung aufdeckte.
    Die Falltür quietschte und knarrte nicht, als er sie auf- und zumachte, die Angeln waren gut geölt, in den Türspalten

Weitere Kostenlose Bücher