062 - John Flack
Traumes zu befürchten.
Der Gummiknüppel war ein großer Fehler gewesen - er gab das mit Bedauern zu und wünschte, daß er nicht einen solchen Widerwillen gegen geräuschvollere Waffen hätte. Er legte den Browning auf die Bettdecke, in Reichweite. Wenn der schlechte Traum noch einmal kommen würde - Stimmen!
Das Geräusch einer geflüsterten Unterhaltung und wütende, scharfe Zischlaute, die die anderen übertönten. Nicht im Gang, nein . . ., unten in der Halle. Er schlich auf den Zehenspitzen zur Tür und lauschte.
Jemand lachte verhalten, ein fremdartiges, kurzes Kichern, das das Blut gerinnen ließ. Dann hörte er, wie sich ein Schlüssel drehte, eine Tür geöffnet wurde, und eine Stimme sagte:
»Ist da jemand?«
Es war Margaret. Er erinnerte sich, daß ihr Zimmer gerade gegenüber der Treppe lag. Er ließ die Waffe in seine Tasche gleiten, lief um das Fußende des Bettes herum und auf den Gang hinaus. Sie stand am Geländer und sah in das Dunkel hinab. Das Flüstern war verstummt. Mit einem Seitenblick hatte sie ihn bemerkt und fuhr herum.
»Was ist vorgefallen, Mr. Reeder . . .? Wer hat das Licht im Gang eingeschaltet. . .? Ich habe jemand sprechen hören, unten - in der Vorhalle -«
»Das war nur ich.«
Unter gewöhnlichen Umständen würde sein Lächeln sie beruhigt haben.
»Irgend etwas ist hier passiert«, sagte sie. »Ich lag im Bett und lauschte und hatte nicht den Mut, aufzustehen. Ich habe so große Angst, Mr. Reeder!«
Er winkte sie zu sich, und als sie verwundert gehorchte, schlüpfte er an ihr vorbei und nahm ihren Platz am Geländer ein. Sie sah, wie er sich hinüberlehnte und mit seiner Taschenlampe den Raum unter ihm durchsuchte.
»Es ist niemand da«, sagte er obenhin.
Sie war bleicher, als er sie je gesehen hatte.
»Es war aber jemand da«, beharrte sie, »ich habe Fußtritte auf den Fliesen gehört, als Sie die Lampe einschalteten.«
»Wahrscheinlich Mrs. Burton«, nahm er an. »Es kam mir vor, als ob ich ihre Stimme gehört hätte.«
Und jetzt erschien ein Dritter auf der Szene. Mr. Daver tauchte am Ende des Ganges auf; er trug einen seidenen Schlafrock, der bis an den Hals zugeknöpft war.
»Was ist denn nur los Miss Belman?« fragte er. »Sagen Sie nur nicht, daß er versucht hat, in Ihr Fenster einzusteigen . . .! Ich befürchte, Sie werden mir gerade das erzählen! Du lieber Himmel, daß so etwas passieren muß!«
»Was ist denn eigentlich passiert?« fragte Mr. Reeder.
»Ich weiß es nicht, aber ich habe das unangenehme Gefühl, daß jemand versucht hat, einzubrechen«, sagte Mr. Daver.
Er war sehr aufgeregt.
»Ich hörte, wie jemand an dem Fenstergriff herumprobierte und sah hinaus. Ich könnte darauf schwören, daß ich etwas gesehen habe. Wie fürchterlich, daß so etwas passieren muß! Ich möchte am liebsten die Polizei anrufen.«
»Eine glänzende Idee«, murmelte Mr. Reeder, der plötzlich sein altes ehrerbietiges und ergebenes Selbst wiedergefunden hatte. »Sie schliefen doch wohl, als Sie das Geräusch hörten?«
Mr. Daver zögerte.
»Ich schlief nicht eigentlich«, sagte er. »So zwischen Schlafen und Wachen. Ich weiß nicht warum, aber ich war heute nacht sehr unruhig.«
Sein Schlafrock fiel am Hals etwas auseinander. Entsetzt griff er hinauf, aber er war nicht schnell genug.
»Sie waren jedenfalls darum sehr unruhig«, sagte Mr. Reeder sanft, »weil Sie vergessen hatten, Kragen und Krawatte abzunehmen. Ich kann mir auch nichts Unbequemeres vorstellen.«
Mr. Daver schnitt eine bezeichnende Grimasse.
»Ich habe mich ziemlich eilig angezogen«, begann er.
»Besser, Sie ziehen sich ziemlich eilig wieder aus«, schalt Mr. Reeder neckend, »Wissen Sie, Leute, die mit 'nem steifen, weißen Kragen ins Bett gehen, können sich gelegentlich mal selbst erwürgen. Höchstwahrscheinlich hat Ihr Einbrecher Ihnen das Leben gerettet.«
Mr. Daver schien noch etwas antworten zu wollen, zog sich aber zurück und schlug die Tür hinter sich zu.
Margaret sah Mr. Reeder furchtsam an.
»Was ist das für eine Geheimnistuerei - war es wirklich ein Einbrecher? Bitte, sagen Sie mir doch die Wahrheit! Ich werde noch verrückt, wenn Sie es mir nicht sagen.«
»Die Wahrheit«, sagte Mr. Reeder und zwinkerte mit den Augen, »ist ungefähr so, wie dieser merkwürdige, alte Herr erzählt hat - es war jemand im Haus, jemand, der kein Recht hatte, hier zu sein. Aber ich glaube, er ist fort, und Sie können sich ruhig wieder hinlegen.«
Sie sah ihn etwas mißtrauisch
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