062 - John Flack
mitgebracht.«
Er ging auf sein Zimmer, zog sich aus und schlüpfte in seinen Badeanzug, über den er seinen Mantel zog. Olga Crewe und Mr. Daver waren nach Siltbury gegangen; zu seiner Befriedigung sah Mr. Reeder das Auto vorsichtig den Hügel hinunterfahren.
Als er seinen Mantel ablegte, um in das Wasser hineinzutauchen, machte er einen komisch wilden Eindruck, denn er trug einen Gürtel um die Hüften, an dem ein langes Jagdmesser in einer Scheide hing, und außerdem baumelte noch ein wasserdichter Beutel daran, der eine der vielen, kleinen Taschenlampen enthielt, die er stets mit sich führte. Er verlor keine Zeit, tauchte und schwamm am Boden des Bassins entlang bis zu dem Spalt im Felsen, den er von oben bemerkt hatte. Dieser war ungefähr zwei Fuß hoch und acht Fuß lang, und er arbeitete sich hinein, indem er nach der Decke griff, um sich schneller vorwärts zu bringen. Die Decke endete plötzlich, er fühlte nur Wasser über sich und ließ sich an die Oberfläche steigen. Er hielt sich an einem Felsvorsprung fest, löste den wasserdichten Sack von seinem Gürtel, legte ihn auf den Felsrand und nahm seine Taschenlampe heraus. Er befand sich in einer natürlichen Felsenkammer, die eine breite, gewölbte Decke hatte. Tatsächlich befand er sich im Innern des turmähnlichen Felsens, der das eine Ende des Bassins bildete. In der entferntesten Ecke der Steinkammer bemerkte er eine ungefähr vier Fuß hohe und zwei Fuß breite Öffnung, die der Beginn eines Felsenganges war, der nach unten führte. Er folgte diesem ungefähr fünfzig Meter weit und stellte fest, daß dieser merkwürdige Gang, wenn auch Naturkräfte ihn vor urdenklichen Zeiten gebildet hatten, einen Teil seiner Gebrauchsmöglichkeit doch menschlicher Tätigkeit verdankte. An einer Stelle fand er Spuren von Meißeln, an einer anderen die unverkennbaren Zeichen von Sprengungen. Mr. Reeder kehrte um und kam an das Wasser zurück. Er befestigte und verpackte seine Lampe, holte tief Atem, tauchte bis auf den Boden und wand sich durch den Kanal hindurch in das Schwimmbecken und frei an die Luft. Er kam an die Oberfläche und starrte in das schreckensbleiche Gesicht Margaret Belmans.
»Oh, Mr. Reeder!« sie atmete stoßweise, »Sie - Sie haben mir solche Angst eingejagt! Ich hörte, wie Sie hineinsprangen, dachte aber, als ich hierherkam und das Bad leer fand, ich hätte mich geirrt. Wo haben Sie denn nur gesteckt? So lange Zeit konnten Sie doch nicht unter Wasser geblieben sein.«
»Wollen Sie mir bitte meinen Mantel geben?« fragte Mr. Reeder verlegen, und als er hastig seine Person eingeknöpft hatte, fuhr er in feierlichem Ton fort:
»Ich habe mich davon überzeugt, daß den Vorschriften des Grafschaftsrates in jeder Weise nachgekommen worden ist.«
Margaret hörte ihm zu - völlig verdutzt.
»Für alle Theater, meine liebe Miss - hm - Margaret, ist es außerordentlich wichtig, daß, wie Sie vielleicht wissen, Notausgänge bestehen - heute morgen habe ich bereits zwei inspiziert, glaube aber, daß der wichtigste von allen bis jetzt meiner Aufmerksamkeit entgangen ist. Das ist ein Kerl! Wahnsinn und Genie sind einander wirklich verwandt.«
Er frühstückte allein, und anscheinend hatte kein Mensch weniger Interesse an seinen Mitgästen, als Mr. J. G. Reeder. Die beiden Golfspieler waren zurückgekommen und speisten an demselben Tisch. Miss Crewe, die spät kam und ihn mit einem Lächeln auszeichnete, saß an einem kleinen Tisch ihm gegenüber.
Sie ist etwas aufgeregt, dachte Mr. Reeder. Das ist schon das zweitemal, daß sie die Gabel fallen läßt. Sie wird gleich aufstehen und sich mit dem Rücken zu mir setzen . . . Ich möchte wissen, wie sie das begründen wird. Da rief die junge Dame auch schon eines der bedienenden Mädchen zu sich und ließ ihren Tisch auf die andere Seite stellen - und Mr. Reeder schien darüber sehr zufrieden mit sich selbst zu sein.
Daver kam in den Speisesaal geschwänzelt, als Mr. Reeder sich einen Apfel schälte.
»Guten Morgen, Mr. Reeder. Sind Sie über Ihr Alpdrücken gut weggekommen ...? Das kann ich ja sehen! Ein Mann mit eisernen Nerven. Das imponiert mir außerordentlich. Ich persönlich bin der größte Feigling, und allein der Hinweis auf Einbrecher läßt mich zittern. Sie werden es mir nicht glauben, aber ich hatte heut morgen einen Streit mit einem der Dienstboten, und als er wegging, zitterte ich am ganzen Körper. So etwas stört Sie nicht. . .? Nein, nein, das sehe ich schon! Miss Belman erzählte
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