062 - Todeskuss vom Höllenfürst
Eisenstangen und schloß die Augen. Zum erstenmal ergriff eine tiefe
Mutlosigkeit und Verzweiflung von ihr Besitz. Sie wußte keinen Ausweg mehr. Sie
hatte nur noch eine Hoffnung: Larry Brent!
X-RAY-3 würde sicher alles daransetzen, ihre Spur wieder
zu finden, nachdem sie sich in der letzten Nacht nicht gemeldet hatte.
●
Bleich und außer Atem kam Fennermann aus dem Keller.
Daniel hob kaum den Blick, als der Gärtner ins Wohnzimmer
trat und die Dienstpistole des Captains auf den Tisch legte.
„Für das Fehlen der Patronen werden Sie schon eine
Erklärung finden.“ Fennermann wischte sich über die schweißnasse Stirn.
„Sie haben ihn...“ murmelte Daniel, ohne den Satz zu
vollenden.
„Nein! Faszinata hat. Ich konnte es nicht mehr
verhindern. Es ist eine Situation eingetreten, die ich selbst noch nicht im
Griff habe. Lassen Sie mich allein, Daniel. Ich muß nachdenken. Ich muß
Faszinata und alles, was ich mir in den letzten zwanzig Jahren errungen habe,
erhalten.“
Er ging zum Schrank, nahm aus den Fächern eine schwarze
Decke, einen Silberleuchter und mehrere angebrannte schwarze Kerzen.
Vorsichtig legte er die Utensilien auf den Tisch. Dann
kehrte Fennermann noch mal zum Schrank zurück. Aus einer Lade nahm er mehrere
bleiche, trockene kleine Knochen und einen präparierten Ziegenschädel.
Es war der Kopf einer schwarzen Ziege mit starken
Hörnern.
Moris Daniel steckte die Waffe weg und erhob sich von dem
Stuhl, als Fennermann wortlos die schwarze Decke auflegte und dann den
Kerzenständer in den Mittelpunkt der Decke stellte. Auf seinen Platz legte er
den Schädel der schwarzen Ziege und fing an, die kleinen Knöchelchen in einem
bestimmten System zueinander zu ordnen, so daß ein fast kreisförmiges Gebilde
um den Kerzenständer entstand.
„Gehen Sie jetzt, Daniel“, sagte Fennermann mit rauchiger
Stimme.
Captain Daniel hatte den Gärtner noch nie so aufgeregt
gesehen.
Fennermann gab sich zwar alle Mühe, sich die Unruhe nicht
anmerken zu lassen, aber ganz gelang ihm das nicht.
Wortlos und grußlos wandte Daniel sich zum Gehen. Sein
Gesicht war ernst und angespannt, und stärker als zuvor war ihm anzusehen, daß
er nur die Rolle einer Puppe, einer Marionette, spielte. Sein Schicksal hing an
einem seidenen Faden. Selbst mit Fennermanns Tod würde sich das nicht ändern.
Ein unnatürlicher Tod dieses Mannes würde eine Katastrophe heraufbeschwören,
davon war Daniel überzeugt.
Frank Fennermann drückte sich an seinem Besucher vorbei
und öffnete die Haustür. Der Schlüssel drehte knarrend im Schloß.
„Lassen Sie alles so wie bisher, Daniel“, sagte
Fennermann kaum hörbar. „Überlassen Sie mir auch die Entscheidung darüber, was
mit der Frau geschieht, die durch Baker Informationen erwartete. Ihr Begleiter,
ein gewisser Brent, soll mit ihr Kontakt gehabt haben. Es scheint, daß außer
Bakers Indiskretionen doch mehr nach außen gedrungen ist. Ich hoffe in Ihrem
eigenen Interesse, daß diese Indiskretionen nicht aus Ihrer Abteilung kamen.“
„Brent? Was hat er mit der jungen Frau zu tun?“ Daniel
zeigte sich verwundert.
„Ich sehe schon, daß Sie weniger wissen als ich. Die Frau
- eine gewisse Morna Ulbrandson von Beruf angeblich Mannequin, hatte ein
Taschenfunkgerät und einen Damenrevolver in ihrer Handtasche. Eine recht
ungewöhnliche Ausrüstung für ein Mannequin, finden Sie nicht auch?“
Fennermann blickte Daniel an. Aber sein Blick ging durch
den Captain hindurch, als würde er die Wand hinter dem Amerikaner anstarren.
„Ich bin überzeugt davon, daß ich die Dinge wieder in die Hand bekomme, wenn
Sie weiterhin so intensiv mitarbeiten wie bisher und aus Ihrem Büro nur das
herausgeht, was Sie im Interesse höherer Dinge für notwendig erachten. Es kann
heute noch etwas passieren, über dessen Ausmaße ich keine Andeutungen machen
kann. Faszinata wurde geschändet. Ich hoffe, daß es mir gelingt, einen für uns
günstigen Ausgang zu schaffen. Eins jedoch kann ich schon jetzt mit Gewißheit
sagen, Daniel: Satans Forderungen werden hoch sein. Mit einem Opfer wird er
sich nicht zufriedengeben.“
Moris Daniel nickte.
Wie ein um Jahre gealterter Mann entfernte er sich von
dem einsam stehenden Haus mit den prachtvollen Blumenbeeten und den kleinen
Gewächshäusern, die blinkend in der Sonne lagen.
Frank Fennermann kehrte mit stumpfem Blick ins Wohnzimmer
zurück. Von dem Regal neben dem Schrank nahm er ein sehr altes, am Rücken schon
aufgeplatztes Buch zur
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