062 - Todeskuss vom Höllenfürst
kräftig auf die Schultern. „Machen Sie sich’s gemütlich
hier!“
„Das geht nicht. Ich muß zum Essen ins Hotel zurück.“
„Aber das kommt doch gar nicht in Frage!“ wandte Weverton
sofort ein.
„Sie essen schön bei uns. Die Köchin bereitet immer so
viel zu, daß wir drei, vier Besucher zusätzlich bedienen könnten. Sie sind
heute mittag unser Gast, Mister Brent. Bleiben Sie hier, genießen Sie die
Stille, und vor allen Dingen: machen Sie sich keine Sorgen. Vielleicht ist Ihre
Begleiterin bloß abgereist. Man muß nicht immer gleich das Schlimmste denken.
Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte. Ich muß noch einen Lieferwagen
bestellen, der eine Wagenladung voll Blumen hier ‘rausbringt.“
„Blumen?“ Larry wurde hellhörig. Er mußte an das
Geschehen im Mathews Hotel und an den Bericht von X-RAY-1 denken.
„Wenn wir eine Party geben, Mister Brent, dann wird es
ein Fest. Das sind wir unseren Gästen einfach schuldig“, sagte Molly Weverton
anstelle Ihres Gatten. „Unser Haus ist dann ein einziger blühender Garten.
Kommen Sie bitte. Ich zeige Ihnen das Innere des Hauses.
Fühlen Sie sich ganz wie daheim! Und wenn Sie den Wunsch
haben, zu schwimmen, dann steht Ihnen die bescheidene Badewanne hier zur
Verfügung.“ Molly Weverton wies auf den Swimming-pool. Sie neigte etwas zur
Untertreibung. Die kleine Privatbadewanne war schon ein mittelprächtiger See,
der inmitten eines prachtvoll gepflegten Palmgartens stand und von grünen
Platten eingesäumt war.
Molly Weverton hakte mit ihren prallen Armen Larry Brent
unter und ging mit ihm ins Haus. Weverton leerte sein Glas noch und kam
hinterher. Aber er verschwand im Ankleidezimmer, während die Dame des Hauses
X-RAY-3 in den Salon brachte und sich dann ebenfalls mit der Erklärung, etwas
Vernünftiges überziehen zu wollen, verabschiedete.
X-RAY-3 saß allein in dem wuchtigen Sessel, vor sich
einen kleinen Rauchtisch mit passender Garnitur und eine große Wand, an der ein
riesiges Ölgemälde hing. Weverton schien nicht nur kunstinteressiert, sondern
auch kauffreudig zu sein.
Larry war minutenlang allein. Im Haus hörte er von der
Küche her leises Rumoren. Das einzige, was ihm auffiel.
Larry griff nach dem kleinen Taschenfunkgerät und
aktivierte es.
„Morna? Morna? Kannst du mich hören? Wenn du nicht
antworten kannst, dann versuch wenigstens, mit dem Sender einen Dauerton zu
funken.“
Er wartete, während er kaum wagte zu atmen...
Doch nichts ereignete sich.
Molly Weverton kam zurück. Sie trug einen hellen
Hausanzug mit bunten Blumen.
Molly Weverton war bestens aufgelegt.
„Dann vertrauen Sie sich mal meiner Führung an, Mister
Brent“, sagte sie schon von der Tür her. „Sind Sie ein Kunstfreund?“
„Ich liebe alles, was schön ist, Madam. Ich bin ein
Ästhet. Haben Sie noch mehr solcher ausgezeichneter Bilder im Haus?“ Er wandte den
Kopf. „Original?“
„Natürlich. Es gibt hier ein Zimmer, in das mein Mann
sich oft stundenlang zurückzieht. Dort betrachtet er dann in Ruhe und von der
Außenwelt vollkommen ungestört seine Bilder. Sein größter Stolz ist eine frühe
Arbeit van Goghs. Er hat überhaupt eine besondere Schwäche für die holländische
und französische Schule. Mehr als Worte sagen Ihnen aber die Dinge selbst.“
Sie führte Larry durch die Räume, die sie für wert hielt,
daß der Agent sie zu sehen bekam. Bildersalon und Bibliothek waren wahre
Meisterwerke eines Innenarchitekten.
Zu allem wußte Molly Weverton etwas zu sagen,. Sie wollte
Brent auch noch den Weinkeller zeigen, in dem die edelsten Tropfen lagerten.
Doch dazu kamen sie nicht mehr.
Ein dumpfer, angenehmer Gong tönte durch das Haus. Der
Diener teilte den Herrschaften mit, daß Essenszeit war.
Die Führung hatte gut eine halbe Stunde gedauert. In
dieser Zeit war Andrew P. Weverton nicht ein einziges Mal in ihrer Nähe
aufgetaucht, und Larry hatte das Gefühl, daß der Millionär sich außer Haus
befand.
Dieser Eindruck verstärkte sich, als Andew P. in
hellgrauer Hose und popfarbigem Hemd über die Terrasse ins Haus kam.
Die Tafel war festlich gedeckt. Es roch verführerisch,
und Larry merkte erst jetzt, daß er Appetit hatte. Im Haus gab es außer der
Köchin noch ein Dienstmädchen, ein junges, langbeiniges Geschöpf mit einem
aufregenden Hinterteil, auf dem die große weiße Schürzenschleife mit jeder
Bewegung auf und ab hüpfte.
Der Hausherr entschuldigte sich. Er sagte etwas davon,
daß er unterwegs gewesen sei, um eine
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